Erste Stimmen gegen die Rettungsgasse

Rund ein halbes Jahr nach Einführung der Rettungsgasse fordern erste Rettungsdienste wieder deren Abschaffung.

Laut einem Artikel auf kurier.at fordern jetzt erste Rettungsdienste die Abschaffung der Rettungsgasse, da selbst ein halbes Jahr nach deren Einführung die Bildung der Rettungsgasse nur selten klappt.

Die Rettungsdienste haben festgestellt, dass sie jetzt wesentlich länger brauchen, um an den Unfallsort zu kommen, als dies noch vor Einführung der Rettungsgasse war. Große Probleme bereiten vor allem auch die Auffahrten, da hier die Einsatzfahrzeuge die meistens stehende Kolonne kreuzen müssen, um in die Rettungsgasse einfahren zu können. Früher konnte da direkt auf dem Pannenstreifen weiter gefahren werden.

Somit dürfte auch die Rettungsgasse wieder ein gutes Beispiel für ein misslungenes Werk der österreichischen Bürokraten sein, Bestimmungen an den Erfordernissen der Betroffenen vorbei zu kreieren. Hermann Dominik, Leiter der Sanitätsstaffel des Österreichischen Rettungsdienstes, wird auf kurier.at mit folgenden Worten zitiert: "Wir sind seit 27 Jahren einsatzmäßig im Staubereich unterwegs. Es gab keinerlei Notwendigkeit für die Rettungsgasse. Sie wird auch niemals funktionieren".

Auch wenn die Rettungsgasse in anderen Ländern funktioniert, so ist diese dort oft unter ganz anderen Voraussetzungen entstanden. Während in Österreich ein Großteil der Autobahnen über einen außreichend breiten Pannenstreifen verfügt, der im Falle eines Unfalls bis Ende letzten Jahres für die Rettungskräfte reserviert war, war in vielen anderen Ländern die Rettungsgasse die einzige Möglichkeit, rasch zur Unfallstelle zu gelangen.

In einigen Ländern wird ein vorhandener Pannenstreifen zu Stoßzeiten als zusätzlicher Fahrstreifen für den fließenden Verkehr frei gegeben, was sich positiv auf den Verkehrsfluss auswirkt. Dadurch sind es Autofahrer eher gewöhnt, im Fall der Fälle auch den Pannenstreifen mitzubenutzen.

Diesen für alle Verkehrsteilnehmer positiven Einfall hat man aber in Österreich weggelassen. Eine Fahrspur einfach unbenutzt zu lassen, scheint für die österreichischen Verkehrsplaner die wesentlich bessere Alternative zu sein.

Das Ergebnis überrascht daher nicht wirklich: Indem man aus allen Systemen genau das für den Autofahrer und die Rettungskräfte Schlechteste kombiniert hat, sind derzeit alle unzufrieden mit der aktuellen Situation. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dieses derzeit herrschende Fiasko lösen lässt und die Behörden ausnahmsweise einmal auf Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer und Rettungsdienste eingehen.

Nachtrag: In einer Aussendung halten Österreichs größte Blaulichtorganisationen weiter an der Rettungsgasse fest.

Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs und das Österreichische Rote Kreuz ziehen insgesamt eine positive Bilanz. Eine auf Facebook veröffentlichte Auswertung der Einsatzleitstelle "144 Notruf Niederösterreich" kam zum Ergebnis, dass die Zeit zum Erreichen des Einsatzortes nahezu unverändert ist, seit die Rettungsgasse gilt. Über die Einsatzzeiten der größeren LKW der Feuerwehren liegen uns keine Daten vor.

Beispielhaft ein Video einer Einsatzfahrt auf der A2:

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