Die Telefonzelle wird zur Strom-Tankstelle

Bis Ende 2010 soll es 30 solcher Ladestationen für E-Autos und -Fahrräder geben.

Die Telekom Austria hat gestern vor ihrem Hauptsitz den ersten Prototypen einer Telefonzelle mit integrierter Stromtankstelle präsentiert. So will man die bestehende Infrastruktur nutzen, um die E-Mobilität zu fördern. "Das ist eine österreichische Entwicklung, mit der wir im internationalen Vergleich sehr früh an den Start gehen", betont Telekom Austria Generaldirektor Hannes Ametsreiter.

Durch einen einfachen Umbau werden Telefonzellen dabei zu Strom-Zapfsäulen für diverse elektrifizierte Fahrzeuge von Hybridautos bis zu E-Fahrrädern. Etwa 30 Standorte sollen noch dieses Jahr derart aufgerüstet werden und so die Erschließung des E-Mobilitätspotenzials erleichtern.

In Österreich gibt es rund 13.500 Telefonzellen, die dank vorhandener Infrastruktur großteils gut zum Aufrüsten zur E-Tankstelle geeignet sind. Die Nutzung eben dieser Infrastruktur macht den Umbau laut Telekom Austria günstig. Die Telefonzelle selbst bietet dann zwei Steckplätze zum Betanken von E-Fahrzeugen. Wie am Beispiel des ersten Standortes zu sehen ist, können in ihrem Umfeld je nach Platzangebot und Bedarf auch zusätzliche Stromzapfsäulen aufgestellt werden.

Die Telekom Austria setzt dabei auf Caravan-Stecker , da diese bei Autos weltweit gängig und standardisiert sind. Für E-Fahrräder bedeutet das, dass ein Adapter erforderlich ist. Um das Angebot zu nutzen, muss sich ein Kunde entweder per RFID-Chip im Stecker, RFID-Kundenkarte oder SMS identifizieren. In der Anfangsphase ist das Stromtanken gratis, in weiterer Folge soll die Bezahlung für österreichische Handykunden via paybox abgewickelt werden. Wie hoch die Kosten genau sein werden, steht noch nicht fest, doch sollen sie sich jedenfalls im einstelligen Eurobereich für eine Auto-Akkuladung bewegen.

Theoretisch könnten Stromtankstellen nach dem neuen System auch unabhängig von Telefonzellen beispielsweise an Firmenstandorten verwirklicht werden. Zunächst liegt der Fokus bei Ausbau des E-Tankstellennetzes aber auf jenen etwa 700 Telefonzellen, die als Multimedia-Variante ausgestattet sind. Dabei werden unter anderem auch Fahrradständer montiert, um E-Bikes für den Ladevorgang sicher anketten zu können.

2015 werden nach Schätzungen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) etwa 75.000 Elektrofahrräder in Österreich verkauft, also mehr als sechsmal so viel wie 2009. Noch deutlicher werden demnach die Verkaufszahlen bei E-Mopeds und E-Motorrädern steigen, von knapp 2.000 Stück (2009) auf 50.000 bis 60.000 im Jahr 2015. "In Österreich sind zwei Drittel der Autofahrten kürzer als zehn Kilometer. Das sind Distanzen, die optimal mit E-Scootern und E-Bikes zurückgelegt werden können", betont VCÖ-Experte Martin Blum.

Freilich erwartetet der VCÖ auch für elektrifizierte Pkws einen deutlichen Verbreitungsanstieg. 2009 gab es in Österreich laut VCÖ lediglich 223 E-Autos sowie etwas mehr als 3.500 Hybridautos, doch schon 2015 dürften es insgesamt 115.000 Fahrzeuge sein. Im Jahr 2020 werden nach VCÖ-Schätzung 405.000 PKWs elektrifiziert sein und damit schon jedes elfte Auto in Österreich.

Quelle: pte