Der neue Audi A1 - Fahrbericht

Audi ist mit dem A1 ab sofort wieder in der Kleinwagenklasse vertreten: Mit Charme, Dynamik, Vernunft und einem kräftigen Schuss Individualismus.

Der Ingolstädter Nomenklatur nach müsste der 3,97 Meter kurze Audi A1 eigentlich A2 heißen. Liegt er doch exakt eine Klasse unter dem A3. Allerdings gab es bereits einen A2, der erzielt derzeit zwar Höchstpreise auf dem Gebrauchtwagensektor, war zu Lebzeiten aber kein Renner: Schmal-hoch-kurz - nett, doch irgendwie kein richtiger Audi, da half auch die Alu-Karosserie nichts. Ganz anders der neue A1: Kurz ist er auch, aber breit und relativ flach. Für den bulligen Auftritt sorgen flache Seitenscheiben nach der bewährten Formel: ein Drittel Glas, zwei Drittel Blech. Ebenso die seitlich außen herum gezogene Motorhaube und die ebenfalls ganz nach außen gezogene Heckklappe samt integrierten Leuchten in dreidimensionaler Optik. Dafür musste man zwar Zusatzleuchten konzipieren, die zum Einsatz kommen, wenn die Heckklappe offen ist, das Erscheinungsbild rechtfertigt den Aufwand aber allemal. Die Außenspiegel wurden im TT-Stil auf die Türen aufgesetzt.

Der wappenförmige Kühlergrill signalisiert so deutlich Audi, dass man fast die vier Ringe hätte sparen können. Die C-Säulen stellte man betont flach, um eine coupéhafte Silhouette zu erzielen. Somit bildet die Dachlinie einen spannenden Bogen, den man auf Wunsch durch eigene Farben noch stärker hervorheben kann. Weiß, Silber, Dunkelgrau und Schwarz stehen dabei zur Wahl. Der Innenraum gibt sich hochwertig und detailverliebt. Die angepeilte junge, urbane Zielgruppe (zu 50 Prozent soll sie weiblich sein) kann die Manschetten der wie Jettriebwerke gestylten Lüftungsdüsen nach Lust und Laune einfärben lassen, ebenso mannigfaltig ist die Farbauswahl fürs Gestühl und die Türinnenseiten. Hohe Qualität und Detailliebe sind überall sicht- und fühlbar.

Bei der Motorisierung suchte man einen Mittelweg aus Vernunft und Spaß und fand ihn in vier aufgeladenen Direktein-spritzern. Die beiden Benziner gibt es mit 86 oder 122 PS, die Diesel leisten 90 bzw. 105 PS. Bereits in der schwächsten Version geht es im leichten A1 (Basisgewicht: 1.040 kg) munter vorwärts, immerhin die Hälfte der Käufer soll sich für diese Motorisierung begeistern lassen. Zumal deren Einstiegspreis mit 16.500 Euro erstaunlich niedrig liegt. Zwar muss man in diesem Fall für die Klimaanlage aufzahlen, das ist bei der Konkurrenz (Mini, Alfa MiTo) aber nicht anders. Die Klimatisierung kommt in Form eines Komfortpakets, das auch Aluräder, Tempomat, Nebelscheinwerfer, beheizbare Außenspiegel etc. enthält. Der kräftige 1,4-Liter-Benziner ist ab 19.200 Euro zu haben, der starke TDI liegt auf gleicher Höhe (19.500 Euro). Dazwischen reiht sich der 90-PS-TDI mit 18.300 Euro ein. Allen Motorisierungen gemeinsam: Start-Stopp-System plus Bremsenergie-Rückgewinnung. Die Siebengang S-tronic ist für den 122-PS-Benziner erhältlich, zum Aufpreis von 1.350 Euro. Wenn man zur "119-Gramm-CO2"-Variante greift. Der bleiben zwar ein paar Extras versagt, damit sinkt aber der Berechnungsfaktor für Leergewicht und damit NoVA (von fünf auf vier Prozent) und Endpreis. Verrückt? Ähm, österreichische Gesetzgebung.

Die beiden Ausstattungsniveaus heißen "Attraction" und "Ambition". Beim "Attraction" sind ESP, sechs Airbags, Isofix, geteilt umklappbare Rücksitzlehne, Radio, Funk-Zentralsperre, elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber und ein höheneinstellbarer Fahrersitz serienmäßig. Der knapp 700 Euro teurere "Ambition" bietet darüber hinaus vorwiegend Sportliches: 16-Zoll-Alus, Nebelscheinwerfer, poliertes Auspuff-Endrohr, Sportsitze mit Easy-Entry-Funktion und ein Lederlenkrad. Die Sonderausstattungsliste ist meterlang, auch wenn sie den sexy Einstiegspreisen kräftig entgegenwirkt. Empfehlenswert sind - neben dem Komfortpaket um 2.042 Euro für den "Attraction" und 1.516 Euro für den "Ambition" - in jedem Fall: Aluräder ab 432 Euro, Berganfahrassistent (75 Euro), Reifendruckkontrolle (62 Euro), Licht-/Regensensor (147 Euro) oder Einparkhilfe hinten. Darüber hinaus gibt es unter anderem einen ausfahrbarem Großbildschirm, Xenon-Scheinwerfer, automatisches Abblendlicht, 440 Watt starken BOSE-Sound und so weiter.

Der straff gefederte A1 fährt sich ausnehmend agil, die Lenkung ist direkt, die Schaltung knackig. Um eine aus- gewogene Gewichtsverteilung zu erzielen, hat man die Batterie in den Kofferraum verbannt. Vorne sitzt man komfortabel, hinten nur, wenn man kompakt gebaut ist. Das gilt auch fürs Ladeabteil: 270 bis 920 Liter sind überschaubar, immerhin gibt es serienmäßig Umlege-Lehnen und ein Kellerabteil. Bestellbar ist der A1 ab sofort, in Empfang nehmen kann man ihn ab Ende August. Der 90-PS-Diesel folgt zum Jahresende. In einem Jahr wird es den A1 auch als Fünftürer geben, und einen S1 - ziemlich sicher frontgetrieben - wird man dem geneigten Publikum auch nicht ewig vorenthalten. Da in den A1 alle Vierzylinder des VW-Konzerns passen, darf man sich auf zwei Liter Hubraum, Turbo und mindestens 230 PS freuen.