BMW forciert Forschung zum automatisierten Fahren

Die BMW Group und der internationale Automobilzulieferer Continental intensivieren ihre Zusammenarbeit im Bereich Fahrerassistenz.

Beide Unternehmen unterzeichneten im Jänner einen Vertrag zur gemeinsamen Entwicklung eines elektronischen Co-Piloten zum hochautomatisierten Fahren. Übergeordnetes Ziel der Forschungspartnerschaft ist es, den Weg für hochautomatisierte Fahrfunktionen bis ins Jahr 2020 zu bereiten.

Die Leitvisionen von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für den Straßenverkehr sind klar definiert: "Vision Zero (Unfallfreie Mobilität)" und "Sicherheit für alle". Das Forschungsprojekt zum hochautomatisierten Fahren strebt die Umsetzung dieser Leitvisionen an und soll einen großen Beitrag dazu leisten, der unfallfreien Mobilität ein Stück näher zu kommen.

Neben dem Sicherheitsaspekt sehen die Spezialisten auch Möglichkeiten für einen maßgeblichen Komfortgewinn sowie eine verbesserte Effizienz beim Fahren. "Mit der Vision des hochautomatisierten Fahrens bauen wir schon heute Technologie- und Methodenkompetenz auf, die es uns ermöglicht, eine Reihe modernster Fahrerassistenzsysteme anzubieten. Teilautomatisierte Fahrfunktionen wie der Stauassistent bilden schon in naher Zukunft einen wichtigen Baustein auf dem Weg zum hochautomatisierten Fahren", erklärt Dr. Christoph Grote, Geschäftsführer der BMW Forschung und Technik GmbH.

Beide Unternehmen sind sich einig: Das hochautomatisierte Fahren wird in Zukunft die individuelle und nachhaltige Mobilität entscheidend prägen. Das Kooperationsprojekt zwischen der BMW Group und Continental läuft von Anfang 2013 bis Ende 2014. Innerhalb dieser zwei Jahre werden mehrere prototypische Versuchsfahrzeuge zum hochautomatisierten Fahren auf der Autobahn aufgebaut. Danach werden die Forschungsprototypen einem ausgewählten Personenkreis ausgebildeter Versuchsteilnehmer zur Verfügung gestellt, um hochautomatisierte Fahrfunktionen mit seriennaher Technik auf europäischen Autobahnen mit all ihren Herausforderungen - also durch Autobahnkreuze, Mautstellen, Baustellen und über Ländergrenzen hinweg - zu erproben.

Um diese Vision Realität werden zu lassen, werden sich mehrere Teams beider Unternehmen den technischen Herausforderungen stellen, denn erst die Kompetenz über die notwendigen technischen Grundlagen wird zur Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen führen.

Die BMW Group hat in den letzten zehn Jahren bereits wichtige Ergebnisse zur Entwicklung hochautomatisierter Fahrfunktionen gesammelt. Mitte 2011 fuhr ein Versuchsfahrzeug der BMW Group Forschung und Technik ohne Fahrereingriff auf der Autobahn A9 von München in Richtung Nürnberg. Dieser Forschungsprototyp wird seitdem konsequent weiterentwickelt. Er bremst, gibt Gas und überholt ganz von alleine, jedoch geschieht dies stets angepasst an die momentane Verkehrssituation sowie unter Einhaltung aller Verkehrsregeln.

Mittlerweile haben die Spezialisten rund 10.000 Testkilometer zurückgelegt. Damit das hochautomatisiert fahrende Forschungsfahrzeug im Straßenverkehr unauffällig und fließend agieren kann, müssen dem Fahrzeug klare Handlungsstrategien mit auf den Weg gegeben werden. Die Grundlagen für die Ableitung dieser Strategien bilden neben der zuverlässigen Lokalisierung des Fahrzeugs innerhalb der eigenen Fahrspur vor allem die robuste Erkennung aller Fahrzeuge und Objekte in der unmittelbaren Umgebung. Erreicht wird dies durch die Fusion diversitärer, sich ergänzender Sensortechnik wie Lidar, Radar, Ultraschall und Kameraerfassung auf allen Fahrzeugseiten. Trotz dieser 360°-Rundumerfassung ist das Fahrzeug von außen kaum von einem Serienfahrzeug zu unterscheiden.

Die maßgeblichen technischen Voraussetzungen für das hochautomatisierte Fahren entwickelten die Ingenieure der BMW Group Forschung und Technik in den Vorläufer-Forschungsprojekten BMW TrackTrainer und Nothalteassistent. Mithilfe einer Fusion der Daten aus hochgenauer digitaler Karte, sowie GPS- und Videodaten ist der BMW Track Trainer in der Lage, Rennstrecken für Schulungszwecke auf der Ideallinie komplett automatisiert zu umrunden. Am 21. Oktober 2009 erfolgte die vollständige Umrundung der Nürburgring-Nordschleife im automatisierten Betrieb. Am 25. Mai 2011 eroberte der BMW TrackTrainer auch die USA und legte auf dem Laguna Seca Raceway (Kalifornien) eine beeindruckend dynamische hochautomatisierte Fahrt hin.

Der BMW Nothalteassistent ist in der Lage, bei einem gesundheitlich bedingten Notfall, wie z. B. bei einem durch Bio-Sensorik erfassten Herzinfarkt des Fahrers, in einen hochautomatisierten Fahrmodus zu wechseln, um ein abgesichertes Nothaltemanöver durchzuführen. Zu diesem Zweck aktiviert das System die Warnblinkanlage, manövriert das Fahrzeug kontrolliert und in Abhängigkeit vom Verkehrsgeschehen an den rechten Straßenrand, wo es anschließend zum Stehen kommt. Zusätzlich wird automatisch über BMW eCall ein Notruf zur Einleitung der notwendigen medizinischen und verkehrstechnischen Hilfsmaßnahmen abgesetzt, um eine effiziente und bedarfsgerechte Notfallversorgung zu ermöglichen.