Der neue Jeep Compass - Fahrbericht

Mit dem neuen Compass schließt Jeep die Lücke zwischen Renegade und Cherokee. Wir waren schon mit dem neuen SUV unterwegs.

Der SUV-Markt boomt, besonders die höhergestellten Kompakten sind sozusagen die Cash Cows. Europaweit spricht man in diesem Segment von 1,6 Millionen verkauften Fahrzeugen, 2020 soll die Zwei-Millionen-Marke geknackt werden. Bereits die ersten Blicke auf den neuen Compass ließen einige Fragen aufkommen, die sich letztendlich aber selbst beantwortet haben. Kurz vor der Abfahrt ins weiß eingedeckte Kühtai rief der Pressechef noch: "Des is a Benzina". Nun gut, diesen schnappten wir uns gleich einmal, um die ersten Eindrücke zu sammeln.

Das Außendesign überwiegt mit Jeep-klassischen Details: Sieben Lüftungsschlitze und trapezförmige Radhäuser. Auf den ersten Blick dachte man sofort an den kleineren SUV, den Renegade, oder im Interieur eben an den Grand Cherokee. Um diese Lücke zwischen den beiden Fahrzeugen zu füllen wurde der Compass auf derselben Plattform wie der Renegade neu gestylt. Der Innenraum ist beim neuen Compass nicht mehr so rustikal gestaltet, er nähert sich dem größten SUV des Herstellers. Das Cockpit verfügt über eine gute Materialwahl. Beim Multimedia-System stehen drei verschiedene Größen zur Verfügung (5, 7 oder 8,4 Zoll je nach Ausstattungslinie). Diese werden in Sport, Longitude und Limited gegliedert. Großteils spiegelte dieser Bildschirm das Navi, welches uns nicht ortskundige Flachländler immer problemlos ans Ziel brachte. Aber auch beim Durchsurfen der Untermenüs war nach wenigen Versuchen alles klar.

Die erste Fahrt verschlug uns zum Jagdschloss Kühtai, also jede Menge Kurven und die letzten Meter auch schneebedeckte Fahrbahn. Unter der Haube des amerikanischen Südländers arbeitet ein Downsizing-Aggregat "MultiAir2" mit 170 PS und 250 Nm Drehmoment. Der stärkere Benzin-Motor ist an eine 9-Gang-Automatik von ZF gekoppelt. In den flacheren Teilbereichen performed dieses Getriebe mit ordentlich Treibstoffeinsparung und sanften, aber dennoch flotten Gangwechseln. Auf den steileren Stücken könnte das Aggregat ein wenig mehr an Drehmoment vertragen. Das Fahrwerk verwundert speziell in der Kurvenfahrt. Denn Querrillen oder das Kanaldeckelnetz werden cool weggesteckt, dennoch knickt der Compass nur leicht in der Kurvenfahrt ein.

Die letzten Meter waren wir dann auf einer schneebedeckten Fahrbahn unterwegs, wo auch die Allradfähigkeiten unter Beweis gestellt wurden. Die Kräfte werden bei optimalen Verhältnissen an die Vorderachse geschickt. Merkt das System, dass die Vorderache dabei überfordert ist, so werden diese auch an die Hinterachse weitergeleitet, dafür ist eine Nasskupplung mit Hinterachs-Differenzial zuständig. Dieses Konzept dient natürlich in erster Linie dazu, den Treibstoffverbrauch so effizient als möglich zu halten.

Die Fahrt vom Jagdschloss zur Hämmermoosalm haben wir mit dem 140 PS starken Zweiliter-Selbstzünder zurück gelegt. Besonders bei steileren Stücken merkt man einfach die Leichtigkeit des Aggregats im Vergleich zum 1,4er. Der Diesel verfügt über 100 Nm mehr Drehmoment, welches bereits im unteren Drehzahlbereich zum Einsatz kommt. Auch hier werden die neun Gänge wieder von der ZF-Automatik eingelegt. Die durchaus bessere Agilität des Zweiliter-Diesel merkt man besonders beim Rausbeschleunigen aus den Kehren.

Auch bei der Sicherheit wurde beim neuen Jeep Compass nicht gespart. Das Fahrzeug verfügt über mehr als 70 Sicherheitsfeatures. Sechs Airbags, Frontkollisionswarner, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzung und den Spurhalteassistent Plus, welcher den Lenker bei unbeabsichtigtem Verlassen der Spur visuell als auch akustisch darauf hinweist. Die Platzverhältnisse sind besonders im Fond tadellos abgestimmt, selbst hochtoupierte Frisuren werden im Fond nicht zerstört. Auch der Kofferraum mit doppeltem Boden wird speziell beim Großeinkauf oder Familienausflug gelobt werden.

Die Preise für den neuen Jeep Compass starten bei 26.890 Euro für den 1,4 Liter Turbo-Benziner mit 140 PS Handschaltung und Frontantrieb. Wählt man den stärkeren Benziner mit 170 PS und 9-Gang-Automatik, so löhnt man 39.990 Euro, wird aber die Wege im nächsten Schigebiet dank Allradtechnik problemlos meistern. Der günstigste Selbstzünder ist bereits ab 27.990 Euro mit dem 1,6 Liter-Herz mit 120 PS und Frontantrieb erhältlich. Den von uns getesteten Diesel in der Zweiliter-Variante mit 140 PS in der Longitude-Ausstattung, Allrad und 9-Gang-Automatik bekommt man um 38.090 Euro.

Ob der größere Renegade mit Grand Cherokee-Genen dem Tiguan und anderen Mitbewerbern ein wenig auf die Zehen steigt, wird man sehen. Die vernünftigen Preise, das Design und die Materialwahl würden schon mal dafür sprechen.