"Adoptivkind" Lancia Thema

Aus dem Chrysler 300C wurde der Lancia Thema, der sowohl die Lancia-, als auch die Chrysler-Fans ansprechen soll.

Seit jeher verkörpert ein Lancia zuerst auch das: italienisches Flair. Schon dem ersten Modell, 1908 erschienen, attestierte man automobile Eleganz und einen Hauch von Luxus. Daran sollte sich in der bewegten Geschichte der Marke nichts Grundsätzliches ändern. Ob Rennsportwagen oder Staatslimousine - immer galt ein Lancia als etwas Besonderes. In unseren Tagen macht die zum Fiat-Konzern gehörende Marke in einer neuen Rolle auf sich aufmerksam.

Die Fiat-Chrysler-Allianz, die dem in Schwierigkeiten geratenen US-Autobauer das Überleben sicherte, brachte mit sich, dass die Italiener auch auf Basis aktueller Chrysler-Modelle neue Autos kreieren, die selbstverständlich das italienische Markenzeichen tragen. Nach dem Fiat Freemont, der auf den Dodge Journey zurückgeht, präsentiert nun auch Lancia interessante Interpretationen namhafter Chrysler-Modelle; gleich zwei auf einmal: den Lancia Thema und den Lancia Voyager. Die jüngsten Italiener sind eine Art Adoptivkinder.

An dieser Stelle soll die Aufmerksamkeit zunächst dem neuen Flaggschiff der Marke Lancia gehören, der anspruchsvollen Limousine Thema. Nach drei Jahrzehnten entsprechender Enthaltsamkeit ist der große Lancia erstmals wieder ein Serienfahrzeug mit Hinterradantrieb. Übernommen wurden Chryslers Antriebskompetenz und die erhabene Großzügigkeit des Erscheinungsbildes, wie sie Amerikaner lieben, während Lancia für diverse Gestaltungselemente mit italienischem Flair sorgte. Basis der Neuerscheinung ist der Chrysler 300C, der in den USA weiterhin angeboten wird. Lancia legt Wert auf die Feststellung, dass in das neue Auto eine Milliarde US-Dollar investiert wurden, um ihm einen Charakter zu verleihen, der dem italienischen Markenzeichen gerecht wird. 90 Prozent der Grundstruktur seien in den Überarbeitungsprozess einbezogen worden, Fahrwerk und Lenkung wurden neu abgestimmt.

Der stattliche Auftritt des neuen Thema, er misst gut fünf Meter und wiegt zwei Tonnen, erinnert durchaus noch ein wenig an die Silhouette des 300C, auch wenn die veränderte Frontpartie mit dem Lancia-Emblem davon ablenkt. Bei der Pressekonferenz zur Fahrvorstellung des neuen Lancia Thema im brandenburgischen Bad Saarow machten die Gesprächspartner von Fiat Deutschland darauf aufmerksam, dass sich das Karosseriedesign des Flaggschiffs durchaus an typischen Stilelementen namhafter früherer Lancia-Modelle orientiere, auch im Heckbereich. Vor allem aber lasse das Interieur, insbesondere das Cockpit, Stil und Komfort eines Lancia erkennen. Abzulesen sei das auch von der Verarbeitungsqualität und von der "Raffinesse der eingesetzten Materialien".

Dem Auge wird in der Tat viel Angenehmes geboten; exklusive Atmosphäre, Stil eben. Ein ganzes Ensemble von Assistenzsystemen an Bord unterstreicht, wie vielseitig Lancias neuer Großer höhere Komfortansprüche erfüllen will. Angeboten werden die Überwachung des toten Winkels (Warnsignale in den Außenspiegeln), ein Auffahrwarnsystem, Bi-Xenon-Hauptscheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion, Regen-Bremsunterstützung (gelegentliches automatisches leichtes Anlegen der Beläge an die Scheibe, um sie möglichst trocken zu halten) und die "Querbewegungserkennung" (warnende Leuchtsignale in den Seitenspiegeln vor Querverkehr beim Rückwärtsfahren). Hinzu kommen Rückfahrkamera, Reifenluftdruckkontrolle, Regensensor, schlüssellose Zentralverriegelung, Freisprecheinrichtung, Sprachsteuerung des Telematiksystems u.a.m.

Dass es durchaus auch die feinere Art ist, sich mit dem neuen Lancia-Flaggschiff fortzubewegen, vermittelt ein erster Fahreindruck. Kraftvoll, aber gelassen nimmt das Auto Fahrt auf, ohne dass Roll- und Motorgeräusche den Tempozuwachs begleiten. Es bleibt auffallend ruhig im Gehäuse. Zum Einsatz kommen grundsätzlich V6-Motoren, ein 3,6-Liter-Benziner (286 PS) und zwei 3,0-Liter-Multijet II-Turbodiesel (190 bzw. 239 PS). Alle drei Sechszylinder sichern erhabene Fortbewegung. Kaufinteressenten eines neuen Lancia Thema dürften einem der Common-Rail-Diesel den Vorzug geben, denn für beide Leistungsversionen wird ein kombinierter Verbrauch von lediglich 7,1 l/100 km in Aussicht gestellt. Chryslers Pentastar-Benziner kann in Sachen Sparsamkeit nicht mithalten. Er verlangt im Durchschnitt 9,4 l/100 km.

auto-reporter.net/Wolfram Riedel