Mercedes E-Klasse Cabrio - Fahrbericht

Mercedes perfektioniert dank des neuartigen Windschotts "Aircap" das Cabriovergnügen. Die Luftverwirbelungen lassen sich perfekt dosieren, wie wir auf der ersten Ausfahrt feststellen konnten.

Besser hätte das Timing für die Präsentation gar nicht sein können. Pünktlich zu den ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen waren wir mit dem neuen Mercedes E-Klasse Cabrio auf erster Testfahrt. Cabrios genießen bei Mercedes eine lange Tradition. Neben schnittigen Zweisitzern wie dem SL hat bei den Stuttgartern aber auch das viersitzige Offenfahrvergnügen einen hohen Stellenwert. Das letzte echte E-Klasse Cabrio liegt allerdings schon ein Weilchen zurück, die W124-Serie hatte zuletzt einen offenen Vertreter. Seit damals siedelte man das vierfache Cabrio-Vergnügen ein Segment niedriger an, das CLK-Cabrio war geboren.

Die neue offene E-Klasse ist wie auch das Coupé streng genommen ein Mischling aus C- und E-Klasse, basiert es doch auf der C-Klasse-Plattform. Rein optisch zählt es natürlich ohne Frage zur E-Klasse-Familie. Eigentlich ist der Stuttgarter ein Viersitzer. Nehmen vorne allerdings größere Personen Platz, dann wird aus dem Vier- ein Zweisitzer. Der Kofferraum fasst 300 Liter bei geöffnetem Verdeck, schließt man die Stoffkapuze, lassen sich 390 Liter unterbringen, eine Durchlademöglichkeit ist serienmäßig vorhanden. Die Abmessungen verraten die technische Verwandtschaft zur C-Klasse: Nur sechs Zentimeter länger als das CLK-Cabrio, gleiches Kofferraumvolumen, zudem gleicher Radstand wie die aktuelle C-Klasse.

Wie auch immer, bereits auf den ersten Kilometern wird schnell klar, die Verwindungs-steifigkeit ist beinahe auf dem Niveau des Coupés. Egal ob offen oder geschlossen, das Stoffverdeck tut dem keinen Abbruch. Was überhaupt die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Stahlklappdachs aufwirft. Denn was vor einigen Jahren noch der letzte Schrei war, wirkt heute schon etwas überholt. Die Nachteile des hohen Gewichts und des großen Platzbedarfs im Kofferraum sind nicht zu unterschätzen und in Sachen Alljahrestauglichkeit steht ein modernes Stoffverdeck dem Klappdach um kaum etwas nach. Bei Mercedes ist man besonders stolz auf das Akkustik-Verdeck, das mit einer Stärke von über 20 cm die Umgebungsgeräusche sehr gut filtert.

Stichwort Geräuschfilterung: dazu soll bei offenem Verdeck das so genannte "Aircap " beitragen. Auf Knopfdruck fährt ein Windabweiser am oberen Rahmen der Frontscheibe rund sechs Zentimeter nach oben, zwischen den hinteren Kopfstützen kommt parallel dazu ein kleines Windschott aus der Versenkung. Kleine Ursache, große Wirkung: die Luftverwirbelungen nehmen bei gleichzeitig geschlossenen Seitenscheiben deutlich ab. Auch das Geräuschniveau nimmt im Cabriobetrieb ab, wirklich leise ist es aber natürlich trotzdem nicht. Die Klimaautomatik erkennt den jeweiligen Betriebsmodus und stimmt ihre Leistung darauf ab, in Kombination mit der Nackenheizung "Air-Scarf" (nun auch in der Höhe verstellbar) lässt sich das E-Klasse-Cabrio auch dann noch offen fahren, wenn andere Cabrios bereits geschlossen unterwegs sind oder in den Winterschlaf geschickt wurden.

Allerdings muss man für die beiden System extra in die Tasche greifen. Aircap kostet 925 Euro, in Verbindung mit dem Airscarf als "Komfortpaket" sind 1.406 Euro fällig. Nie zuvor war es jedenfalls möglich, das Cabrio-Feeling so fein zu dosieren wie in der E-Klasse. Puristen verzichten auf Aircap & Co und fahren mit versenkten Seitenscheiben bei starker Luftverwirbelung durch die Gegend. Deutlich ruhiger wird es an Bord, wenn die Seitenscheiben geschlossen werden, wer dann auch noch Aircap & Airscarf aktiviert, ist komfortabel wie nie offen unterwegs.

Apropos offen: das Verdeck öffnet bzw. schließt in nur 20 Sekunden und das bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h. Auch dem Posen in der Stadt steht nichts im Wege. Außer vielleicht die Tatsache, dass der Mercedes-Händler mindestens 49.540 Euro für das offene E-Vergnügen haben möchte. Dafür gibt’s den allerdings erst ab Juni lieferbaren E 200 CGI mit 184 PS, Sechsganggetriebe und Start-/Stopp-Automatik. Das günstigste, ab sofort verfügbare Modell ist somit das E 220 CDI Cabrio für 50.650 Euro. 170 Diesel-PS sind für das Cabrio-Vergnügen ausreichend, der Verbrauch von nur 5,4 Litern kann sich sehen lassen. Die Preisliste endet beim E 500 Cabrio mit 388 PS für 87.400 Euro. Das Fahrverhalten ist komfortbetont und absolut zum Auto passend, wer mit dem E-Klasse-Cabrio dennoch etwas flotter durch die Kurven wedeln will, der sollte zum optional verfügbaren Sportfahrwerk greifen. Passend dazu gibt es auch das AMG-Optik-Paket. Wer lieber gleitet statt hetzt - und das liegt dem Benz ohnedies mehr - der wird aber auch mit den Basismotoren absolut das Auslangen finden. Zu den heimischen Händlern rollt der elegante Stuttgarter am 19./20. März 2010.