Seat testet Drohnen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Die Drohnen sind in der Lage, unübersichtliche oder schwer zugängliche Bereiche zu schützen und so Unfällen vorzubeugen.

In Robledillo de la Jara, einem kleinen Bergdorf 80 Kilometer nördlich von Madrid, hält die Zukunft Einzug. Wo sonst Steinadler ihre Kreise ziehen, konnten die Bewohner während der Testphase des Pilotprojekts "5G Connected Car" nun auch unbemannte Flugobjekte in der Luft beobachten. Gemeinsam mit den Partnerunternehmen Telefónica, DGT, Ficosa und Aeorum hat Seat eine Technologie getestet, mit der eine Drohne schwer einsehbare Geländeabschnitte im Voraus erkundet und es dem Fahrer so ermöglicht, schneller auf Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer wie etwa Radfahrer zu reagieren. Dafür wurde eine 5G-Mobilfunkverbindung installiert, die die autonome Kommunikation zwischen Drohne und Fahrzeug ermöglicht.

Zuvor hatten Seat und Telefónica die 5G- und Echtzeit-Fahrzeugkommunikation im urbanen Raum von Barcelona getestet. Dort nutzten sie dafür die vorhandene Infrastruktur aus Kameras, Lichtsignalen und Infrarotsensoren. "Wir konnten bereits erste Erfahrungen sammeln, wie das Fahrzeug in der Stadt mit seiner Umgebung kommuniziert. Jetzt haben wir das gleiche Prinzip auch in ländlichen Gebieten mit einer Drohne getestet. Sie verbindet sich mit dem Fahrzeug und sendet Informationen an das Mobilfunknetz, das wiederum die Daten direkt in das Cockpit überträgt", erklärt César de Marco, Leiter des 5G-Connected-Car-Projekts.

Das Besondere an dieser innovativen Technologie ist vor allem ihre Reaktionsgeschwindigkeit. Zum Vergleich: Der Mensch braucht 150 Millisekunden, um auf visuelle Reize zu reagieren. Mit dem 5G-Mobilfunkstandard beträgt die Reaktionszeit vom Erkennen eines Hindernisses bis zur Kommunikation mit dem Fahrzeug lediglich fünf Millisekunden - das ist 30-mal schneller als das menschliche Auge. "Dank dieser Mobilfunktechnologie, die bereits über 5G-Funktionen verfügt, erreichen wir eine geringe Latenzzeit und können so in Echtzeit Radfahrer oder Fahrzeuge auf künftigen Streckenabschnitten erkennen", sagt de Marco.

Die Technik im Detail:

- Die Kamera der Drohne zeichnet ein Bild eines Hindernisses oder Verkehrsteilnehmers auf, zum Beispiel das eines Radfahrers, und sendet es an einen MEC-Server (Multi-Access Edge Computing).

- Der MEC-Server verfügt über eine Vision-Software, die eine lokale Datenanalyse des Bildes in Echtzeit vornimmt und erkennt, ob sich ein Fahrradfahrer oder ein anderes Hindernis auf der Straße befindet.

- Nach der Informationsanalyse wird im Bedarfsfall eine Warnung an das Connected Car gesendet, die anschließend auf der Instrumententafel erscheint. Der Fahrer erhält so gewissermaßen einen sechsten Sinn.

"Wir wollen die Technologie in den Dienst der Verkehrssicherheit stellen", erklärt de Marco. In Europa verunglücken jedes Jahr 2.100 Radfahrer, 250.000 werden verletzt. Gemeinsam mit Fußgängern und Motorradfahrern bilden sie über die Hälfte aller Verkehrsopfer. "Die Drohnen sind in der Lage, unübersichtliche oder schwer zugängliche Bereiche zu schützen und so Unfällen vorzubeugen", sagt César de Marco.