Der neue VW Beetle - Erste Begegnung

Der neue Beetle soll wieder näher an seinen Ur-Ahn rücken. Ob ihm das gelingt, zeigt eine erste Begegnung mit dem neuen Käfer in Berlin.

Der Volkswagen der Neuzeit ist angekommen - endlich. 60 Jahre nach dem Debüt des Ur-Käfer brachte Volkswagen bereits 1998 den New Beetle auf den Markt. Er sollte die traditionellen Werte des Urahnen auf eine moderne Art widerspiegeln. Dies gelang nur zum Teil, der Verkaufserfolg hielt sich nach der ersten Euphorie dann später zurück. Dass der Käfer auch weiterhin eine spezielle Rolle im Modellprogramm spielen sollte, war auch nach Produktionseinstellung des New Beetle schon klar.

Im April 2011 wurde dann das Tuch über der neuen Interpretation des Ur-Käfer gelüftet - zeitgleich in Shanghai, New York und Berlin feierte das begeisterte Publikum einen Beetle, der nicht treffender die Gene des Urahnen hätte vermitteln können. Hier ist den Machern eine tolle Balance zwischen Tradition und Moderne gelungen - zurück zu den Wurzeln des Käfers.

"Beim New Beetle stand die Idee der Geometrie, das Spiel mit den Halbkreisen im Vordergrund und das Ergebnis war zu seiner Zeit auch sehr attraktiv", erläuterte Dr. Ulrich Hackenberg, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen, Geschäftsbereich Entwicklung, während der Fahrvorstellung in Berlin. "Beim Beetle haben wir uns dennoch davon gelöst und die Linie wieder stärker an das Original angenähert, zugleich haben wir sie deutlich entschlossener, maskuliner, bulliger gemacht." Die gegenüber dem New Beetle erheblich breitere Spur lässt den Nachfolger wesentlich kräftiger auf der Straße stehen, insbesondere dann, wenn die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen unter den großen Käfer-typischen Kotflügel montiert sind.

Insgesamt wirkt der Beetle des 21. Jahrhundert wesentlich gelungener als sein Vorgänger. Den ersten optischen Eindruck bestätigen dann die Fakten: Der Vorderwagen ist länger geworden, Windschutzscheibe und Pfosten sind nach hinten gerückt und stehen jetzt wie beim Original Käfer aufrechter. Heute misst der Beetle eine Länge von 4,27 Meter. Die Designer haben die Proportionen des Beetle punktgenau gesetzt, hierdurch die perfekte Gestaltung eines neuen Käfers umsetzen können. Kleine Aufmerksamkeit am Rande: Wer den neuen Beetle bestellt, kann auch zwischen dem Schriftzug "Käfer" oder "Volkswagen" (Aufpreis 49 Euro) auf der Heckklappe wählen.

"Close to the maschine", sagen die Amerikaner, wenn sie sich eng mit dem Auto verbunden fühlen. Stimmt, so fühlt man sich sofort wohl hinter dem Lenkrad des Beetles - und er fährt sich äußerst handlich, agil und wendig. Die Technik basiert ganz auf dem Golf, ist eben zuverlässig und bewährt. Lenkung, Bremsen und Fahrwerk wurden auf den neuen Beetle abgestimmt, eine gelungene Ausgewogenheit aus sportlicher Fahrdynamik und praxistauglicher Fortbewegung. Und schön, dass man auch an den Sound gedacht hat, der beim 2.0 TSI (200 PS/147 kW) sogar etwas an den Käfer der ersten Stunde erinnert.

Apropo Erinnerungen, die werden beim Beetle schon geweckt, aber eben nur durch die Außenform und das Gefühl im Innenraum. Dagegen ist der Beetle technisch nicht mehr mit dem Käfer verwandt. Schon sein Motor rückte aus dem Heck in den Vorderwagen und die vielen elektronischen Helfer machen dem Beetle-Fahrer viel weniger Arbeit als es mal vor vielen, vielen Jahren der tägliche Kampf war. Zwischen dem Käfer-Fahrkomfort der 70er Jahre und dem von heute liegen Welten - und dies erstaunt natürlich nicht. "Der Käfer war ein Auto aus einem Guss, ein Produkt, das aus einer ganzheitlichen Philosophie heraus entstanden ist. Er war in jedem Detail durchdacht, er war extrem zuverlässig und wirtschaftlich", erinnert sich Ulrich Hackenberg. "Der neue Beetle greift all diese Stärken wieder auf."

Fest steht, der neue Beetle ist kein beliebiges Modeauto. Nein, der Beetle ist ein praxistaugliches Auto für jeden Tag und kein Schickimicki-Auto, mit dem Gedanken, wie er 1938 einmal auf den Markt kam. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied: Heute kann der Beetle alles, aber auch alles wesentlich besser. Nur schön, dass Volkswagen den Preis für den Beetle mit 18.490 Euro in Österreich (16.950 Euro in Deutschland) in seiner Standard-Ausführung knapp kalkuliert hat. Zum Vergleich: 1957 kostete der Standard-Käfer 3.770 Euro, "das war der niedrigste Preis aller Zeiten. Den können wir mit dem Beetle natürlich nicht mehr erreichen", sagte Technikchef Hackenberg. Dass mit dem neuen Beetle eine Erfolgsstory weiter lebt, dürfte keine Überraschung sein, nur dass die völlige Neudefinition einer Legende so rundum gelungen ist, schon.

auto-reporter.net/peter hartmann