Der neue VW Touareg Hybrid - Fahrbericht

Der neue VW Touareg hat nicht nur deutlich abgespeckt, sondern ist erstmals auch mit einem Hybrid-Antrieb zu haben. Dass er trotzdem kein Sparwunder ist, zeigt die erste Testfahrt.

Nach einer erfolgreich absolvierten Diät hat die neue Generation des VW Touareg ihre Schwerpunkte neu gesetzt. Zwar ist das im April startende Oberklasse-SUV immer noch ein Allrader, doch in der Basisversion wurde im Kampf gegen das Spritfresser-Image auf belastendes Material wie Verteilergetriebe, Geländeuntersetzung und sperrbare Differentiale verzichtet. Die robuste Geländetechnik ist nun nur noch gegen Aufpreis zu haben. Außerdem gibt es ab Marktstart eine Hybridversion, die den Kraftstoffverbrauch aufbessern soll. Die Preisliste für die zweite Generation startet zunächst bei 61.340 Euro für den V6 TDI mit 240 PS.

Die verlorenen Pfunde des Touareg, je nach Version sind es 203 Kilogramm bis 222 Kilogramm, stehen dem Allrader gut zu Gesicht. Für den schlankeren Auftritt sorgen neben dem Technikverzicht unter anderem die um gut vier Zentimeter auf 4,80 Meter gewachsene Länge bei gleichzeitig um 1,7 Zentimeter auf 1,71 Meter geschrumpfter Höhe sowie die schlankere Schnauze. Insgesamt bringt der Allrader nun mindestens 2.035 Kilogramm auf die Waage, die Hybridversion muss 2.240 Kilogramm bewegen. Doch bei einer Gesamtleistung von 279 kW / 380 PS ist das kein Problem für die Kombination aus V6-Turbobenziner und unterstützendem Elektroantrieb. VW hat sich für einen Parallelhybrid entschieden, bei dem jeder Motor einzeln das SUV bewegen kann. Rein elektrisches Fahren ist bis maximal 50 km/h möglich, spätestens dann schaltet sich der Verbrennungsmotor zu. Beim Beschleunigungen werden beide Triebwerke gleichzeitig aktiv.

Der Fahrer bekommt von der aufwendigen und mit einem Basispreis von 89.430 Euro auch sehr teuren Technik nichts mit, es sei denn, er verzichtet auf die Navigationsdarstellung auf dem Monitor in der Mittelkonsole und schaltet auf die entsprechende Simulation um. Auch im Bordcomputer gibt es eine Darstellung, die über den Ladezustand der Nickelmetallhydrid-Batterien im Heck Auskunft gibt. Ansonsten fällt die Hybrid-Technik lediglich im Stadtverkehr auf, wo der V6-Motor regelmäßig pausiert und das Riesen-SUV lautlos rein elektrisch dahingleitet. Doch die Ruhe ist nicht von langer Dauer, bereits bei leichtem Beschleunigungswunsch greift der Benziner dem E-Motor unterstützend unter die Arme. Die Werksangabe von 8,2 Liter je 100 Kilometer kann in der Praxis bei weitem nicht erreicht werden. Im Schnitt dürften rund 11 Liter anfallen - in Anbetracht der hohen Motorleistung immer noch ein guter Wert.

Beim Hybrid geht es VW neben dem Spritsparen vor allem ums Image und die Demonstration der technischen Kompetenz. Kaufen werden den Sparantrieb hingegen wohl die wenigsten Kunden. VW schätzt, dass nur fünf Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge den Doppelantrieb unter der Haube haben werden. Deutlich gefragter dürfte der preiswertere V6-Diesel sein. Das kultivierte und durchzugsstarke Triebwerk mit 176 kW / 240 PS ist mit einem Normverbrauch von 7,4 Litern vergleichsweise genügsam unterwegs und bietet ausreichend Leistung. Außerdem ist ein V8-Diesel mit 250 kW / 340 PS für 87.810 Euro im Angebot, der den V10-Selbstzünder aus dem Vorgänger-Modell ersetzt. Ein V6-Benziner mit 206 kW / 280 PS wird wenige Monate nach der Markteinführung noch nachgeschoben.

Alle Motoren sind serienmäßig an eine Achtgang-Automatik gekoppelt, die bei den V6-Motoren mit einem Start-Stopp-System kombiniert wurde. Immer an Bord ist auch ein permanenter Allradantrieb mit Torsen-Differential. Eine Neuheit auf der Optionsliste ist der sogenannte "Dynamic Light Assist", der auch bei Gegenverkehr die eigene Fahrbahn mit Fernlicht ausleuchtet, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Das Feature kostet knapp 500 Euro, kann jedoch nur mit den Bi-Xenonscheinwerfern kombiniert werden. Für die werden nochmals 2.140 Euro fällig, allerdings nur beim kleinen Diesel, die anderen Modelle haben Xenon-Scheinwerfer serienmäßig. Außerdem ist ein "Area View"-Programm erhältlich, das die gesamte Umgebung des Fahrzeugs in alle vier Richtungen auf dem Monitor in der Mittelkonsole abbilden kann. Das ist vor allem bei der Fahrt im Gelände hilfreich, kann aber auch bei unübersichtlichen Kreuzungen oder beim Einparken Unterstützung bieten. Das Feature kostet inklusive Rückfahrkamera 1.230 Euro. Der Abstandregelautomat, den es lediglich im Paket mit anderen Assistenten gibt, kann im Stop-an-Go-Verkehr selbstständig bis zum Stillstand bremsen und wieder anfahren.

Für echte Offroader gibt es - allerdings nur für den V6 TDI - ein Terrain-Tech-Paket, das eine Höherlegung der Karosserie sowie eine Differenzialsperre an der Hinterachse sowie ein Zentraldifferenzial mit elektrisch geregelter Lamellensperre umfasst. Kostenpunkt: rund 2.000 Euro. Die neue Generation des VW Touareg ist mit der für die Basisversionen abgerüsteten Offroad-Technik nicht so sehr auf Abwege ausgerichtet, sondern setzt ganz auf das klassische komfortable SUV-Konzept eines höher gelegten Straßenfahrzeugs. Dazu setzt das neue Modell auf zeitgemäße kleinere Motoren und alternative Antriebe. Ein Sparmobil ist das Luxus-SUV allerdings trotz Gewichtsoptimierung und Doppelmotor nicht geworden.

mid/sta