Rückblick: Die Auto-Klassiker des Jahrzehnts

Jedes Jahrzehnt hat seine automobilen Klassiker - für die "Nuller-Jahre" des 21. Jahrhunderts dürfen wir mit zehn Vorschlägen aufwarten...

Jedes Jahrzehnt bringt seine Auto-Klassiker hervor - Fahrzeuge, die so fortschrittlich, so erfolgreich oder auch so umstritten waren, dass sie auch späteren Generationen noch ein Begriff sind. Welche das in den "Nuller-Jahren" des 21. Jahrhunderts gewesen sind, muss die Zeit zeigen.

Zehn Kandidaten fallen in die engere Auswahl. Und sie haben meistens mit alternativen Antrieben zu tun. Denn geht es nach einigen Visionären, endet mit dem ablaufenden Jahrzehnt auch die Ära des Verbrennungsmotors. Das mag stimmen oder auch nicht (vermutlich eher nicht), mit dem strombetriebenen Tesla Roadster hat die Elektromobilität jedenfalls erstmals wirklich Fahrt aufgenommen. Der Sportwagen beförderte das Image des Elektromobils schlagartig aus den Niederungen der Golfwagerln und Rollstühle zu neuen Lifestyle-Gipfeln: Der offene Zweisitzer auf Basis des Lotus Elise ist fesch, schnell und sauber. Der immens hohe Preis und die geringe Reichweite sind da nur kleine Wermutstropfen - Pioniere müssen nicht perfekt sein, sondern den Weg in eine emissionsärmere Zukunft weisen.

Ist das Elektroauto noch Zukunftsmusik, hat sich der Hybridantrieb in den vergangenen zehn Jahren bereits fest etabliert. Triebkraft der Entwicklung war vor allem der Erfolg des Toyota Prius . Zuerst von den Wettbewerbern belächelt, ist er in Zeiten der Klimakrise und hoher Spritpreise vor allem in Amerika schnell zum Poster-Boy automobilaffiner Umweltaktivisten geworden. Kaum ein Hollywood-Star lässt sich noch ohne sein Hybridauto beim Shoppingtrip fotografieren. Auch wenn von den mittlerweile weltweit mehr als einer Million verkauften Exemplaren nur wenige in Österreich unterwegs sind, hat der Japaner auch hierzulande für Furore gesorgt - und vor allem die lange Zeit rein auf PS fixierten deutschen Hersteller in den Augen auch der eingefleischtesten Fans ziemlich alt aussehen lassen.

Seiner Zeit voraus

Dabei waren gerade die Deutschen ja einst weit vorne mit dabei in Sachen Spritsparen. Doch dem technischen Wunderwerk Audi A2 war nur eine kurze Lebensspanne gegönnt. Der fortschrittlich konstruierte Kleinwagen benötigte in der genügsamsten Version nur rekordverdächtig geringe 2,99 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Er verkaufte sich vor allem aufgrund seines hohen Preises aber so schlecht, dass er 2005 nach nur rund fünf Jahren Bauzeit wieder eingestellt wurde. Drei Jahre später, auf dem Höhepunkt der Klimadebatte, müssen sich die Verantwortlichen schwarz geärgert haben. Denn als Gebrauchtwagen ist der bislang kleinste Audi heute wieder gefragt, wiewohl auch immer noch ziemlich teuer.

Groß & teuer...

In noch deutlich höheren Preisregionen spielt der exklusivste Kandidat der Zehnerliste, der Bugatti Veyron 16.4 . Der 1.001 PS starke Supersportwagen sollte 2005 nach Willen des damaligen VW-Chefs Ferdinand Piech die absolute Spitze des technisch Möglichen repräsentieren. Das Datenblatt führt einen Superlativ nach dem anderen auf: 407 km/h Höchstgeschwindigkeit, 16 Zylinder, 2,5 Sekunden von null auf 100, 1,7 Millionen Euro Einstiegspreis. Und ein unzeitgemäßer Normverbrauch von 24,1 Liter auf 100 Kilometern. Wenn der extreme Zweisitzer, wie von Umweltschützern häufig kritisiert, ein Dinosaurier der "Schneller-Weiter-Höher-Ära" ist, dann ist er zumindest der Tyrannosaurus Rex unter den Sportwagen. Und seine extreme Seltenheit dürfte seinen Beitrag zur Klimaerwärmung in Grenzen halten.

...klein & billig...

Vom teuersten Auto der Welt zum billigsten: Der Tata Nano soll mit Preisen von nur ungefähr 1.500 Euro in Indien für einen Mobilitätsboom sorgen. Gebaut wird er vom Megakonzern Tata, dem mittlerweile auch die Edelmarken Jaguar und Land Rover gehören. Im Blick hat der Hersteller vor allem die vielen Motorrad- und Rollerfahrer auf dem Subkontinent, die ihren sozialen Aufstieg mit dem Kauf des eiförmigen Kleinstwagens sichtbar machen wollen. In Europa sorgte bereits die Ankündigung des Fahrzeugs für eine leichte Panik unter den etablierten Pkw-Herstellern mit ihrer traditionell selbstbewussten Preispolitik. Wann die Inder auch den europäischen Markt mit billigen Autos aufrollen werden, bleibt aber abzuwarten. Denn zunächst werden nur 100.000 Fahrzeuge im Jahr gebaut, und für die gibt es auf dem indischen Subkontinent bereits Wartelisten.

...klein & teuer

Dass es europäischen Kleinwagenkäufern mittlerweile auch um mehr geht als nur um kleine Preise, hat die überraschende Erfolgsgeschichte des Mini von BMW gezeigt. Anstatt als preiswertes Einstiegsauto im Stil des Originals positionierten die Deutsch-Briten ihre 2001 vorgestellte Neuauflage als Lifestyle-Flitzer für die urbane Schickeria. Trotz der hohen Preise, der anfangs mäßigen Verarbeitung und der etwas angestaubten Motoren ging die gewagte Marketing-Strategie auf, das Kleinwagenfahren war auf einmal chic. Einige andere Hersteller haben die Lifestyle-Konzeption übernommen und brachten eigene Modelle auf den Markt, allen voran Fiat mit dem neuen 500. Nächstes Jahr treten beispielsweise auch Citroen mit dem DS3 und Audi mit dem A1 gegen den Platzhirsch unter den Premium-Kleinwagen an. Doch nicht jede mutige Entscheidung von BMW nahm solch einen glücklichen Verlauf. Hohn und Spott mussten die Firma 2001 bei der Präsentation ihres neuen Oberklasse-Flaggschiffs einstecken.

Design oder Nichtsein

Noch heute regt sich beim einen oder anderen Fan der Marke Entrüstung, wenn er an den Barock-Popsch der BMW 7er -Reihe mit dem aufgesetzten Kofferraum denkt. Chefdesigner Chris Bangle und einige ästhetisch aufgeschlossenere Zeitgenossen bezeichneten das extrem moderne Design jedoch als visionär. Einige von Bangle eingeführte Stilelemente finden sich tatsächlich heute auch an Fahrzeugen der Konkurrenz. Gleiches gilt für das häufig kritisierte iDrive. Insgesamt waren die Ideen des durch den "Skandal" weltweit berühmt-berüchtigt gewordenen Amerikaners aber doch zu extrem: Den Nachfolger des 7ers hat BMW deutlich konservativer gestalten lassen.

Coupé für 4

Ebenfalls nicht immer glücklich in Sachen Design war in der abgelaufenen Dekade Mercedes-Benz . Mit dem 2004 vorgestellten Modell CLS hat man aber einen unerwarteten Design-Trend gesetzt. Der CLS ist im Grunde eine Limousine der oberen Mittelklasse, aber mit ungewohnt sportlichem Touch durch fließende Dachlinie und kleine Seitenfenster. Das viertürige Coupé, eigentlich ein Widerspruch in sich, war geboren. Mittlerweile setzen beispielsweise auch Jaguar und VW bei einigen Modellen auf die dynamische Dachlinie. Aston Martin arbeitet an Ähnlichem für seinen Viertürer Rapide. Und auch Porsche hat mit dem Panamera einen Viertürer mit Sportwagen-Profil im Programm. Apropos Porsche...

Panzerkreuzer Porsche

Mit der Erweiterung seines einst auf klassische Sportwagen beschränkten Angebots hat man gute Erfahrungen gemacht. Rechtzeitig zum großen SUV-Boom kam 2002 der Porsche Cayenne auf den Markt, der dem Unternehmen einen ungekannten Absatzschwung vor allem in den USA bescherte. Seinen Hersteller machte der Luxus-Allradler so reich, dass dieser zwischenzeitlich sogar den großen VW-Konzern schlucken wollte. (Das Scheitern dieses Unterfangens kostete dem Unternehmen die Eigenständigkeit und hat große Schlagzeilen gemacht.) Nicht immer ganz so positiv stand der Hochleistungs-Offroader jedoch während der Klimadiskussion in der Öffentlichkeit da: Der Cayenne war in einigen Kreisen schnell der Prototyp des klimaschädigenden Spritfressers. An ihm kondensierte sämtliche Kritik an der Fahrzeuggattung im Besonderen und dem fehlenden Umweltbewusstsein mancher Hersteller im Allgemeinen. Porsche reagierte mit der Einführung eines etwas sparsameren Dieselmotors und der Ankündigung eines Hybridantriebs für die nächste Modellgeneration.

Wasser!

Eine blütenweiße Weste hat im Vergleich dazu der Honda FCX Clarity . Die Elektro-Limousine der Mittelklasse wird von einer Brennstoffzelle mit Energie versorgt und stößt anstelle giftiger Abgase nur reinen Wasserdampf aus. Zwar gibt es das Modell nur in Kleinserie für ausgewählte japanische Leasing-Kunden, anders als die auf konventionellen Autos basierenden Forschungsfahrzeuge vieler Wettbewerber ist der FCX aber ein eigenständiges Modell, das speziell für den Öko-Antrieb entwickelt wurde. Vielleicht erweisen sich die Japaner damit als Trendsetter, denn das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts könnte zum Zeitalter des Wasserstoffautos werden. Auch wenn einige Firmen sich zwischenzeitlich von der Hydrogen-Forschung wieder verabschiedet haben. Zumindest wollen Toyota und Honda bis 2015 eigene Serienfahrzeuge auf den Markt bringen - als Ergänzung zum Elektroauto, denn die Brennstoffzelle ermöglicht deutlich höhere Reichweiten als die heute bekannten Akkus.

mid/hh