Edsel Ranger Baujahr 1959

Der Edsel Ranger ist ein wahrlich seltener Gast auf unseren Straßen, ein Grund ist, dass es die Marke nur drei Jahre gegeben hat. Was schiefgelaufen ist, verraten wir in unserer Story.

Als Anfang der 1950er-Jahre die amerikanische Wirtschaft nur so boomte, wollte Ford mit einer weiteren Marke die Lücke zwischen den Ford- und den Mercury-Modellen schließen.

Immerhin hatte die Konkurrenz von GM und Chrysler weitaus mehr Marken in ihrem Portfolio, und konnte so Kunden jeder Schicht viel besser ansprechen.

Die Idee ist im Ford-Vorstand jedoch nicht gleichermaßen gut aufgenommen worden, und so hat es schon vor dem Start viele Streitereien gegeben. Eine davon war die Wahl des Namens, obwohl die Eigentümer-Familie nicht den Namen eines Familienmitglieds in der Werbung sehen wollte, ist die Wahl auf „Edsel“ gefallen, um den einzigen Sohn von Henry Ford zu ehren.

Der 1943 verstorbene Sohn sollte so einen fixen Platz in der Automobilgeschichte erhalten, was auch gelungen ist, wenngleich nicht so wie eigentlich erhofft.

Mit der neuen Marke wollte Ford Aufsteiger erreichen, die etwas mehr Budget für ihr Fahrzeug hatten. Die Edsel-Modelle sollten dabei mit einem unverkennbaren Design und technischen Highlights aufwarten können.

Bis auf eine selbst nachstellende Bremse und eine elektrisch zu entriegelnde Motorhaube konnten die Fahrzeuge aber keinerlei neue Highlights bieten.

Optisch haben sich die Fahrzeuge dafür deutlich von der Konkurrenz abgehoben, aber eben leider auch nicht in die Richtung, die man angestrebt hatte. Vor allem der Kühlergrill, der stets mit dem äußeren weiblichen Geschlechtsteil verglichen wurde, hatte es im prüden Amerika nicht leicht.

Trotz einer gewaltigen Marketingkampagne zum Start der Marke, bei der sogar TV Shows mit Bing Crosby, Frank Sinatra und Louis Armstrong gedreht wurden, konnte man nicht den gewünschten Erfolg erzielen.

Nur drei Jahre in Produktion

Die verschiedenen Modelle waren einander zudem zu ähnlich, wobei der Edsel Ranger und der Edsel Villager die einzigen Modelle waren, die über die gesamte Produktionszeit verfügbar waren.

Der Versuch, einen Flop noch zu verhindern, zeigt sich aber auch bei den radikalen Änderungen jedes einzelnen Modelljahrgangs.

Im Modelljahr 1958 war der in die Kritik geratene Kühlergrill noch um einiges präsenter positioniert, im zweiten Modelljahr hat man die Front und den Kühlergrill schon deutlich harmonischer gestaltet.

Überhaupt ist der Modelljahrgang 1959, von dem auch unser Fotomodell stammt, der wohl gelungenste Edsel. Er wirkt deutlich harmonischer als der erste Jahrgang, ist aber noch viel eigenständiger als der letzte Jahrgang von 1960, der schon mehr Ford-Feeling als Edsel-Feeling geboten hat, und bei dem der markante Kühlergrill verschwunden ist.

Der Edsel Ranger war als Limousine, Coupé und Cabrio erhältlich, mit 14.063 gebauten Exemplaren hatte die viertürige Limousine im Jahr 1959 aber die Nase weit vor den anderen Varianten.

Gemütlicher Cruiser

Während man im ersten Modelljahr noch auf einen 5,9-Liter-V8 mit 300 PS gesetzt hat, kam im Modelljahr 1959 ein 4,8-Liter-V8 mit 200 PS zum Einsatz.

Optional konnten Sparfüchse auch einen 3,7-Liter-6-Zylinder mit 145 PS ordern. Doch auch der 4,8-Liter-V8 war trotz seiner Leistung nicht gerade eine Rakete, wie auch der Besitzer unseres Fotomodells erzählt: „Die 2-Gang-Automatik nimmt dem Motor seine Kraft, und so ist der Edsel eher zum gemütlichen Cruisen ausgelegt“, sagt uns Roland H. im Gespräch.

Aus diesem Grund ist er auch zu dieser Rarität gekommen, der Vorbesitzer aus Deutschland hatte sich mehr Power erwartet und sich deshalb kurz nach dem Import aus Amerika wieder von dem Schmuckstück getrennt.

Seit 2018 ist Roland im Besitz des Edsel Ranger und damit sehr oft bei Oldtimertreffen zu sehen. Der Ranger hat trotz seines hohen Alters erst eine Laufleistung von rund 95.000 Meilen und ist noch im originalen Zustand.

Viel Liebe zum Detail

Im Vergleich zu modernen Autos merkt man beim Edsel aber, dass man sich bei der Gestaltung sehr viel Mühe gegeben hat. Das „E“ für Edsel findet sich an sehr vielen Stellen, und auch das Cockpit zeigt sich in einem ganz eigenen Stil.

Die ovalen Zusatzinstrumente unter dem Breitbandtacho sowie die Chrom-Regler darunter verleihen dem Innenraum einen sehr eigenständigen Look.

Aber auch viele Chromzierelemente an der Karossiere und um die Ecken laufende Fenster, die den Innenraum sehr hell wirken lassen, waren Merkmale der Edsel Ranger-Baureihe.

Bei einer Länge von 541 cm hat man auch jede Menge Platz, wie damals üblich verfügt der Edsel auch vorne über eine durchgängige Sitzbank. In Kombination mit der Positionierung des Automatikwahlhebels hinter dem Lenkrad können so auch in der ersten Reihe bequem drei Personen Platz finden.

Der stolze Besitzer kann sich zudem über eine wirkliche Rarität freuen. Von diesem Modell sind nämlich nur exakt 8 Exemplare in dieser Farbkombination gebaut worden. Damit wird es wohl schwer werden, einem weiteren Exemplar auf unseren Straßen zu begegnen. Insgesamt sind in Österreich laut Roland überhaupt nur rund 10 verschiedene Edsel zugelassen.

Hoher Preis für damalige Verhältnisse

Trotz viel Liebe zum Detail war der Edsel einfach für damalige Verhältnisse zu teuer, obwohl er aus heutiger Sicht mit einem Startpreis von rund 2.600 US$ sehr günstig wirkt. Doch im Vergleich zur Konkurrenz war der Preisunterschied von ein paar hundert Dollar einfach zu groß, um mehr Käufer zu finden. Dafür waren das Design zu gewagt und die technischen Highlights zu gering.

Von den erwarteten rund 200.000 bis 300.000 Edsel pro Jahr, sind in drei Jahren gerade einmal knapp über 110.000 Fahrzeuge gebaut worden.

Damit zählt die Marke noch heute zu den größten Flops der Autoindustrie, und Ford hat damit einen hohen Verlust gemacht. In den USA war „to edsel something“ lange Zeit ein Synonym für etwas, das kolossal scheitert.

Umso schöner ist es aber, dass einige Exemplare überlebt haben und so die Geschichte der Marke bis heute auch bei uns in Erinnerung bleibt. Mit nicht so prüden Augen wie damals von den Amerikanern betrachtet ist der Edsel Ranger ein mit viel Liebe zum Detail gestalteter Mittelklassewagen, bei dem einfach nur ein paar Dinge schief gelaufen sind, um ihn erfolgreich zu machen.