120 Jahre Renault

Der französische Autohersteller Renault feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Jubiläum.

Im Dezember 1898 rollte das erste Fahrzeug der Marke auf die Strasse - der Beginn für zwölf Jahrzehnte Automobilhistorie voller wegweisender Ideen und innovativer Fahrzeugkonzepte. Technische Innovation und die internationale Ausrichtung kennzeichneten bereits die Anfangsjahre von Renault. 1898 montierte Louis Renault in einem Holzschuppen in Boulogne-Billancourt sein erstes Automobil, den Prototyp des späteren Typ A, besser bekannt als Voiturette. Die Voiturette verfügte als wegweisende Neuerung über ein 3-Gang-Getriebe mit Direktantrieb, das als erster "Antrieb ohne Ketten" in die Automobilgeschichte einging und Renault einen Platz in der ersten Reihe der Technik-Pioniere verschaffte.

Schon die ersten Tests am 24. Dezember 1898 brachten den Durchbruch: Noch am gleichen Abend bestellten mehrere Bekannte nach erfolgreicher Probefahrt ein Fahrzeug. Am 25. Februar 1899 gründete Louis Renault zusammen mit seinen Brüdern Marcel und Fernand das Unternehmen "Renault Frères" (Gebrüder Renault). Bereits um 1900 beschäftigte die Firma mehr als 100 Mitarbeiter.

Diesen guten Ruf festigte das Unternehmen in der Folgezeit unter anderem durch Rennsiege. So gewann Renault 1906 den ersten Grand Prix der Motorsport-Geschichte. Parallel dazu baute die Marke ihr Produktangebot kontinuierlich aus und erschloss sich gezielt neue Kundenkreise in einem schnell wachsenden Markt. So entstand ein breites Modellspektrum, das - von kleinen Limousinen bis zu grossen, repräsentativen Modellen mit leistungsstarken Motoren - alle Arten von Fahrzeugen beinhaltete.

Mit dem erfolgreichen Engagement jenseits der Grenzen des französischen Heimatmarktes legte Renault den Grundstein für die fortschreitende Internationalisierung der Marke. Um die stetig steigende Nachfrage befriedigen zu können, errichtete Renault 1929 ein neues Werk auf der Seine-Insel Seguin. Das hier installierte, 1.500 Meter lange Fliessband war damals die längste Montagestrasse ausserhalb der USA. Hier produzierte Renault insbesondere seine erfolgreichen Vierzylindermodelle Monaquatre (1931-1936), Celtaquatre (1934-1938) und Juvaquatre (1937-1948), Letzteres das erste Fahrzeug der Marke mit selbsttragender Karosserie und Einzelradaufhängung.

In den 1920er- und 1930er-Jahren sorgte Renault durch opulent motorisierte Luxusautomobile für Aufsehen. Hierzu zählten unter anderem der Typ 40CV mit 9,1-Liter-Reihensechszylinder, der 1925 die Rallye Monte Carlo gewann, sowie der Reinastella, der 1929 die Ära der individuell karossierten Reihenachtzylindermodelle einläutete. Mit dem Suprastella fand diese 1938 ihren krönenden Abschluss.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte der Konzern weiterhin konsequent auf internationale Expansion, unter anderem auch nach Österreich, wo 1947 Herbert Schrack mit der Einzelfirma Schrack am Wiener Schubertring den Generalimport übernimmt. Parallel dazu werden völlig neue Marktsegmente erobert. Den Bedürfnissen der Menschen in der Aufbauzeit ent­sprechend, brachte Renault einen Kleinwagen auf den Markt, der für viele Menschen erschwinglich war und in der Nachkriegszeit zum Vater des Unternehmenserfolgs avancierte: den 4CV.

1956 debütierte mit der Dauphine ein weiterer Renault Bestseller. Zehn Jahre lang prägte das Kompaktmodell die Strassen in aller Welt. Das auf allen fünf Kontinenten produzierte Modell trug wesentlich zur Internationalisierung der Marke bei.

Dem wachsenden Wohlstand und den immer differenzierteren Käuferwünschen entsprechend, entwickelte Renault ab den 1960er-Jahren neue Fahrzeuge, die sich durch formale Eigenständigkeit ebenso wie durch ihre neuartigen Konzepte und ihre beispielhafte Funktionalität vom Wettbewerb absetzten. Ein Musterbeispiel dafür ist der 1961 eingeführte Renault 4, der heute als Klassiker gilt. Der Prototyp des modernen Kompaktwagens mit praktischem Steilheck und grosser Ladeklappe ist mit über acht Millionen gebauten Einheiten bis heute das meist produzierte Renault Modell.

Eine Revolution in der automobilen Mittelklasse bedeutete 1965 das Debüt des Renault 16. Sein Schrägheck-Design, die praktische Heckklappe und die umlegbare Rücksitzbank erwiesen sich als ebenso wegweisend wie sein neuartiger Vierzylinder-Aluminium-Motor. 1972 folgte mit dem Renault 5 ein weiterer Bestseller, der ebenfalls Kultstatus erlangte.

Einen weiteren Meilenstein der Automobilgeschichte verkörperte der 1984 vorgestellte Renault Espace. Der Urvater aller europäischen Vans verkörpert das ultimative "Auto zum Leben". Mit weiteren Modellen im sogenannten One-Box-Design, dem Twingo (1993) und dem Scénic (1996), führte Renault diese Linie konsequent weiter.

Heute umfasst der Renault Konzern mehrere Marken, produziert an 36 Fertigungsstandorten, vertreibt seine Fahrzeuge in über 12.000 Händlerbetrieben und Verkaufsstützpunkten in 127 Ländern und beschäftigt mehr als 180.000 Mitarbeiter.