Alfa Romeo Giulia Veloce Q4 im Test

Die Giulia von Alfa Romeo ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, wieso sie aber noch immer up-to-date ist, verraten wir in unserem Test des Alfa Romeo Giulia 2,0 16V 280 AT8 Q4.

Seit 2016 ist die Neuauflage der Giulia erhältlich, und wie feinster italienischer Parmesan erlebt auch die Giulia einen Reifeprozess, der sie im Lauf der Jahre noch attraktiver macht.

Optisch besticht die Mittelklasselimousine noch immer mit ihrer zeitlosen Eleganz und Sportlichkeit, man würde nicht glauben, dass die Markteinführung schon sechs Jahre zurück liegt.

Manch neueres Auto wirkt schon älter, lediglich dass es nur Bi-Xenon- und keine LED-Scheinwerfer gibt, ist ein Beweis für das Alter des Fahrzeugs.

Positioniert ist die Giulia in der sportlichen Premium-Mittelklasse, wo sie in direkter Konkurrenz zu Audi A4 , BMW 3er oder Mercedes C-Klasse steht.

Auch preislich merkt man diese Positionierung sehr deutlich, der Startpreis für unser Testfahrzeug, die 280 PS starke Benzinversion mit Allradantrieb, Veloce-Ausstattung und 8-Gang-Automatik, liegt bei 68.300,- Euro.

Die sportliche Veloce-Ausstattung bietet aber auch schon viele Highlights, wie etwa Ledersportsitze mit elektrischer Verstellung, eine 2-Zonen-Klimaautomatik, adaptiven Tempomat, ein 8,8“-Touchscreen inklusive Navi, ein Keyless-Go-System, 19“-Alufelgen und noch vieles mehr.

Optional hatten wir noch die rot lackierten Bremssättel, ein Glasschiebedach, das Premium Interieur und Sound Paket sowie das Fahrassistenz Plus Paket an Bord.

Preis auf Premium-Niveau

Der Gesamtpreis liegt inklusive der Extras bei 74.982,50 Euro, lässt aber auch keine Wünsche mehr offen.

Nach wie vor ein Traum ist die Gestaltung des Interieurs. Sehr auffällig bei unserem Testfahrzeug waren die roten Ledersitze, die dem Fahrzeug einen noch sportlicheren Touch verleihen.

Aber auch die Alu-Dekorleinlagen und die Gestaltung des Armaturenbretts können überzeugen. Die zwei klassischen Rundinstrumente zeigen wieder sehr deutlich, dass die Monitor-Flut manch neuerer Autos vom Design her nicht mit dem traditionellen Tacho mithalten kann.

Der 8,8“-Touchscreen in der Mittelkonsole ist ein Zugeständnis an die neue Funktionalität, die man von einem Auto dieser Klasse erwartet. Die Bedienung ist sehr einfach, und auch die Darstellung von Navi-Karten und Menüs kann überzeugen.

Die Klimaregelung erfolgt aber zum Glück noch getrennt über praktische Drehregler. Die Giulia verfügt auch über viele USB- und zwei 12V-Anschlüsse, was sehr praktisch ist.

Weniger praktisch und auch der einzige wirkliche Kritikpunkt sind die überdimensional großen Schaltwippen hinter dem Lenkrad, von uns liebevoll „Fingerknöchelkiller“ genannt. Diese sind nämlich wirklich ausgesprochen ungünstig positioniert und ständig im Weg.

Fahrspaß steht im Mittelpunkt

Deutlich mehr Lob gibt es für die sehr bequemen und besten Halt bietenden Sportsitze, die wie für die Langstrecke gemacht sind.

Das Platzangebot ist in der ersten Reihe sehr gut, im Fond geht es aber eher eng zu, was in der sportlichen Mittelklasse aber auch bei der Konkurrenz der Fall ist.

Mit einem Fassungsvermögen von 480 Litern zeigt sich der Kofferraum aber ordentlich dimensioniert, die Beladung durch die kleine Öffnung ist für sperriges Gut aber etwas schwierig.

Wer sich ein Auto wie die Giulia zulegt, wird aber ohnedies mehr an den Fahreigenschaften, als an den Transporteigenschaften interessiert sein.

Angetrieben wird die Sportlimousine von einem 2,0 Liter-4-Zylinder-Turbobenziner mit einer Leistung von 280 PS (206 kW). Bei 2.250 U/Min liefert der Motor ein maximales Drehmoment von 400 Nm.

Gestartet wird über einen Knopf am Lenkrad, was ein cooles Detail bei der Giulia ist. Der 4-Zylinder kann auch mit einem sehr schönen Sound überzeugen, er bleibt aber in jeder Situation angenehm dezent im Hintergrund wahrnehmbar.

Mittels „DNA“-Drehregler kann man zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen, wobei natürlich der Dynamik-Modus den meisten Spaß verspricht.

Dynamic-Modus mit noch mehr Power

Im Vergleich zum normalen Modus wird im Dynamik-Modus nochmals ein Quäntchen mehr Kraft aus dem Motor gekitzelt, und man erlebt Fahrleistungen, die früher Sportautos vorbehalten waren.

Der Alfa schafft es in nur 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist damit um eine halbe Sekunde flotter als noch 1990 ein Ferrari Testarossa.

Die Kraft wird dabei in jeder Situation sehr souverän geliefert, und es ist egal, ob man vom Start wegsprintet, oder aus mittlerem Tempo heraus beschleunigen möchte, man hat immer genug Kraft parat.

Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der Alfa bei 240 km/h, was auch mehr als ausreichend sein sollte. Dank des Allradantriebs wird die Kraft dabei immer perfekt auf die Straße gebracht.

Sehr gut harmoniert auch die 8-Gang-Automatik mit dem Triebwerk, die Gänge werden sehr flott und unmerkbar sortiert.

Ein Highlight ist auch die absolute direkte Lenkung, jeder Millimeter Lenkbewegung wird sofort für den Kurswechsel registriert.

Sportliche Abstimmung

Trotz sehr sportlicher Abstimmung ist die Giulia aber noch komfortabel genug, um bequem weite Reisen absolvieren zu können. Hier haben die Techniker eine wirklich wunderbare Arbeit geleistet.

Wer die sportlichen Gene der Giulia nutzt, wird es aber nie in die Region der vom Werk versprochenen Verbrauchswerte schaffen. Angeblich soll man mit 7,7 bis 8,1 Liter pro 100 Kilometer über die Runden kommen, was in der Praxis aber äußerst schwer ist.

Gut, wir haben uns von der gebotenen Sportlichkeit vielleicht etwas zu sehr hinreißen lassen, als wir über 10 Liter gekommen sind, aber auch bei gemütlicher Fahrweise haben wir es nicht unter 9,5 Liter Durchschnittsverbrauch geschafft.

Von einer sehr modernen Seite zeigt sich die Limousine bei der Sicherheitsausstattung, trotz des Alters der Baureihe sind alle neuen Assistenzsysteme, bis hin zum adaptiven Tempomat mit Stauassistent verfügbar.

Wer sich für die Giulia entscheidet, entscheidet sich für einen zeitlosen Klassiker. Man hat das Gefühl, dass dieses Auto niemals alt wird und noch eine der letzten Möglichkeiten darstellt, ohne Elektrifizierung Fahrspaß auf höchstem Niveau zu bekommen – zumindest in der gehobenen Mittelklasse, die ohnedies immer mehr ausgedünnt wird.

Unser Test hat auf jeden Fall gezeigt, dass die Giulia noch immer up-to-date ist und enorm viel Fahrspaß und eine luxuriöse Ausstattung bietet.

Was uns gefällt:

das Design, die Ausstattung, die Leistungsentfaltung des Motors, der Fahrspaß, die 8-Gang-Automatik, die vielen netten kleinen Details im Innenraum

Was uns nicht gefällt:

das Platzangebot im Fond, die zu großen und ungünstig positionierten Schaltwippen

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 3
Kofferraum: 2-
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2

Technische Daten Alfa Romeo Giulia:

Alfa Romeo Giulia Veloce 2,0 16V 280 Q4 AT8
Testwagenpreis ohne Extras € 68.300,00
Testwagenpreis mit Extras € 74.982,50
davon Steuern € 19.439,90
Technische Daten
Zylinder 4
Hubraum in ccm 1.995
Leistung PS/KW 280/206
Max. Drehmoment Nm/bei U/min 400/2.250
Getriebe 8 Gang Automatik
Antriebsart Allradantrieb
Fahrleistung und Verbrauch
0 – 100 km/h in sek. 5,2
Höchstgeschwindigkeit in km/h 240
Durchschnittsverbrauch in Liter 7,7 – 8,1
CO2 Ausstoß pro km in Gramm 175 – 183
Abmessungen und Gewichte
Länge in cm 465,0
Breite in cm 202,4
Höhe in cm (inkl. Dachgalerie) 143,8
Radstand in cm 282,0
Kofferraumvolumen in Liter 480
Tankinhalt in Liter 58
Leergewicht in kg 1.605
Zulässiges Gesamtgewicht in kg 2.105
Max. Zuladung in kg 500