Der neue Audi A8 - Fahrbericht

Ende März 2010 rollt der neue Audi A8 auf unsere Straßen. Wie sich der Herr der Ringe fährt und anfühlt, durften wir bereits jetzt erleben.

Die Luft im Segment der Luxuslimousinen war schon immer dünn, in den letzten Jahren halbierte sich der Marktanteil noch einmal. Bescheidene 0,17 Prozent des Gesamtmarktes machen die Überdrüber-Limos noch aus. 535 Fahrzeuge wurden im Vorjahr von 7er BMW, Mercedes S-Klasse, Audi A8 und Co in Österreich verkauft und dennoch sind gerade diese Modelle auch hierzulande von großer Bedeutung. Sie verkörpern das Image der Marke und sind zugleich Technologieträger. Die großen Stückzahlen machen die Hersteller mit diesen Autos längst nicht mehr in Europa. Neben den USA gilt vor allem Asien und China als Hoffnungsmarkt, wer international bestehen will, muss dort kräftig mitmischen.

Das erste Treffen mit dem neuen Audi A8 weckt etwas gemischte Gefühle. Die optische Verwandtschaft zum A4 ist größer als man sich das vielleicht wünschen würde. Eher ein Auto für Leute mit Hang zum Understatement, nichts zum Protzen. Auffällig sind die LED-Frontscheinwerfer. Der Lichtkegel passt sich nicht nur automatisch dem Gegenverkehr an, die Elektronik bezieht sogar GPS-Daten in die optimale Ausleuchtung der Straße mit ein. Happige 3.600 Euro muss man für LED samt adaptive light allerdings veranschlagen. Die passive Sicherheit ist natürlich auch bei Audi ein großes Thema, zahlreiche (aufpreispflichtige) Assistenzsysteme dürfen da nicht fehlen. "pre sense" heißt die Zauberformel, die Unfälle verhindern bzw. die Folgen mindern soll, indem kurz vor einem Aufprall alle Systeme in Alarmbereitschaft versetzt werden. Reagiert der Fahrer nicht auf akustische und optische Warnungen, bremst der A8 selbstständig und der Crash wird zumindest deutlich vermindert. Zusätzlich gibt’s auf Wunsch einen radargesteuerten Tempomaten, Spurhalte- und Wechsel-Assistenten und weitere Goodies wie einen Nachtsichtassistenten. Gönnt man sich sämtliche Assistenten, darf man zusätzlich zig Tausender bereithalten, anderswo gibt’s dafür schon ein neues Auto.

Über alle Zweifel erhaben sind die Verarbeitungsqualität und die Wahl der verwendeten Materialien. Hier bleiben sich aber alle drei deutschen Premiumhersteller mittlerweile nichts mehr schuldig. Beim Bedienkonzept hat aber BMW die Nase mit dem i-Drive zweiter Generation vorne. Im Audi sind die Tasten des MMI (Multimedia-Interface) einfach zu weit verstreut. Ohne den Blick von der Straße abzuwenden, klappt die Bedienung nicht. Neues Gadget ist ein Touchpad, hier lassen sich zum Beispiel Straßennamen oder auch Telefonnummern eingeben. Da die Spracheingabe aber mittlerweile bei den deutschen Herstellern nahezu perfekt funktioniert, zumindest in Europa nicht mehr als ein Gag.

Werfen wir einen Blick auf das Platzangebot: Die Platzverhältnisse sind für Fahrer und Beifahrer zwar ohne Fehl und Tadel, im Fond kann es mitunter aber hinter größeren Fahrern enger werden als einem lieb ist. Aber schließlich braucht ja auch die Ende 2010 nachgereichte Langversion ihre Daseinsberechtigung… Störend sind die hinteren Kopfstützen. Da das Sichtfeld durch die Heckscheibe schon von Haus aus nicht wirklich üppig ist, stören die massiven und nicht versenkbaren Kopfstützen umso mehr. Der Kofferraum mag vielleicht auf den ersten Blick nicht sonderlich großzügig wirken, das Volumen von 510 Litern entspricht aber dem Klassenschnitt. Wie groß der neue A8 tatsächlich ist, das merkt man erst dort, wo es etwas enger zugeht. Vor allem die Breite ist nicht zu unterschätzen, in Parkhäusern und bei spanischen Mautstationen muss man höllisch aufpassen um nirgendwo anzuecken.

Aber gut, dass der Luxus-Audi kein Cityflitzer ist, war klar. Wobei wir im Rahmen der ersten Fahrpräsentation durchaus überrascht wurden, mit welcher Leichtigkeit sich der A8 bewegen lässt. Keine Spur von Behäbigkeit, die Ingolstädter setzen hier neue Maßstäbe im Segment und lassen nun auch den durchaus knackigen 7er BMW hinter sich. Nicht zuletzt die Alu-Karosserie - im Vergleich zu herkömmlichen Stahl-Karossen werden über 200 kg eingespart - kommt hier zum Tragen. Der A8 sieht dem A4 nicht nur ziemlich ähnlich, er fährt sich auch wie ein leichtfüßiger Vertreter der Mittelklasse. Aber keine Angst, der Komfort kommt keinesfalls zu kurz, der Kompromiss ist perfekt gelungen. Noch eine Spur zackiger geht’s mit dem Sportdifferenzial zur Sache. Beim 4.2 TDI serienmäßig, kostet es bei anderen Motorisierungen ab 1.616 Euro.

Für eine derartige Leichtfüßigkeit braucht es klarerweise genügend Power. Und damit sind wir bei Überraschung Nummer zwei. Wer noch vor einigen Jahren standesgemäß unterwegs sein wollte, für den mussten es schon mindestens acht Zylinder unter der Haube sein. Die Zeiten sind vorbei, zumindest beim Diesel. Natürlich ist der 4,2 TDI ein besonderer Genuss. Wer auf das Prestige verzichten kann, für den ist der überarbeitete 3.0 TDI Sechszylinder aber ohne Frage das richtige Triebwerk. Leistet der Achtender satte 350 PS, findet der Basisdiesel mit 250 PS das Auslangen. Und wer nun glaubt, dass sich der Leistungsunterschied auch deutlich in den Fahrleistungen niederschlägt, der irrt. 5,5 Sekunden benötigt der Achtzylinder, gerade einmal 1,1 Sekunden länger der Sechszylinder für den Sprint auf Tempo 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Modellen auf 250 km/h begrenzt. Brillieren kann der 3.0 TDI beim Verbrauch. 6,6 Liter laut Werksangabe sind Bestwert im Segment, 7,6 sind es beim 4,2 TDI. Das größte Argument für den kleineren Selbstzünder ist aber ohne Frage der Preis, mehr als satte 20.000 Euro lassen sich hier sparen.

Apropos sparen, das lässt sich in doppelter Hinsicht mit dem 3.0 TDI multitronic, der allerdings erst im Herbst 2011 nachgereicht wird. Dieser A8 verfügt im Gegensatz zu allen anderen quattro-Versionen nur über Frontantrieb, der Motor leistet 204 PS. Damit soll ein Verbrauch von sechs Litern möglich sein, einsamer Oberklasse-Rekord. Auf diese bemerkenswert niedrigen Werte hat man bei Audi mit Nachdruck hingewiesen und damit gleich die Antwort auf die Frage nach Mild-Hybrid-Systemen vorweg genommen. Diese seien auch nicht sparsamer. Dennoch wird Audi in den nächsten Monaten Hybrid-News präsentieren, langfristig ist natürlich auch das Elektroauto ein Thema. Und dann soll das Label "e-tron" einen ähnlichen Bekanntheitsgrad und Stellenwert haben wie "quattro" oder "TDI". Übrigens: Wer sich partout nicht mit einem Selbstzünder anfreunden kann, für den stehen ab dem Start der 4.2 TFSI Achtzylinder mit 372 PS sowie ab Herbst ein 3.0 TFSI V6 mit 290 PS zur Verfügung.

Der Marktstart des neuen Audi A8 erfolgt am 25. März 2010, die Preisliste beginnt beim 3.0 TDI quattro für 81.150 Euro, der allerdings erst im dritten Quartal zu haben sein wird. Die beiden zum Start verfügbaren Achtzylinder sind mit 102.500 Euro (4.2 TDI quattro) bzw. 102.800 Euro (4.2 FSI quattro) nahezu preisgleich. Ende 2010 werden wie erwähnt die Langversionen, sowie der Sechszylinder-Benziner nachgereicht und es folgt auch der nonplusultra A8 mit W12 Motor und satten 500 PS, ausschließlich als Langversion.