Dacia Duster - Fahrbericht

Die mit Spannung erwartete erste Ausfahrt mit dem Preisbrecher-SUV! Warum man an der Topausstattung kaum vorbeikommt und wie es um die Sicherheit bestellt ist.

Die Welt der kompakten SUVs wird immer vielfältiger. Zu Preisen ab 11.990 Euro (zuzüglich einer versteckten Auslieferungs-pauschale von 180 Euro netto) will nun der Dacia Duster deutlich teurere Konkurrenten wie Skoda Yeti, VW Tiguan und Toyota RAV 4 das Fürchten lehren. Die rumänische Renault-Tochter liefert das geräumige SUV zunächst als Fronttriebler, aber bereits ab Juni ist er auch mit Allradantrieb lieferbar. Ein Vierzylinder-Benziner und zwei Vierzylinder-Dieselmotoren decken ein Leistungsband von 63 kW / 86 PS bis 77 kW / 105 PS ab.

Mit dem bulligen SUV Duster erweitert die rumänische Billigmarke ihr Angebot um ein geländegängiges Modell. Der Viertürer basiert auf dem Dacia Logan und greift damit auf günstige Komponenten der Renault-Nissan-Allianz zurück, so wie es Skoda beim direkten und bereits erfolgreichen Konkurrenten Yeti mit Teilen aus dem VW-Konzern macht. Neben den günstigen Kosten kann das Platzangebot als Trumpf gelten. Auf 4,31 Meter Außenlänge bietet der Duster viel Raum für vier Erwachsene und Gepäck. Selbst in der zweiten Reihe fühlen sich groß gewachsene Passagieren wohl und haben viel Bewegungsfreiheit. Enorm sind Bein- und Kopffreiheit. Für die große Reise oder den Transport von Gegenständen aller Art stehen je nach Sitzkonfiguration 475 bis 1.636 Liter Stauvolumen bereit; in den ab Juni erhältlichen Allrad-Varianten ist nur geringfügig weniger Platz. Für den Vortrieb sorgen im Duster bekannte Renault-Motoren. Der 1,6-Liter-Vierzylinder-Benzin-Motor leistet 77 kW / 105 PS, den 1,5-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor gibt es in zwei Leistungsstufen: mit 63 kW / 86 PS und 79 kW / 107 PS für den Duster 4x2 sowie mit 81 kW / 110 PS für die 4x4-Version.

Nur der stärkere Selbstzünder ist mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet. Dass man auch dem kleinen, filterlosen Diesel das "Dacia eco2-Siegel" verleiht, lässt Zweifel an den Kriterien des hauseigenen Umweltgütesiegels aufkommen. Beide Selbstzünder sind mit 5,1 Liter und 5,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer im genormten Mix sparsam. Akzeptabel ist auch der Spritdurst des Benziners, der zwischen 7,5 Litern und 8,0 Litern Super auf 100 Kilometern verbraucht. Nicht zuletzt profitieren die guten Normwerte vom niedrigen Leergewicht des Duster. 1.235 Kilogramm bis 1.369 Kilogramm sind es je nach Ausstattung. Allerdings erfüllen nur der stärkste Diesel und der Benziner in der Allradversion die Euro 5-Schadstoffnorm; die frontgetriebenen Versionen begnügen sich mit Euro 4. Der von Allianzpartner Nissan stammende Allradantrieb verfügt über drei Einstellungsmöglichkeiten: Normal fährt der Duster frontgetrieben, auf rutschigem Untergrund werden bis zu fünfzig Prozent der Antriebskraft automatisch an die Hinterachse geleitet und schließlich kann der Fahrer per Knopfdruck bis 60 km/h in den Allradmodus mit fester Kraftverteilung 50:50 wechseln. Auf festen Straßen erreicht der Duster einen Pkw-ähnlichen Fahrkomfort. Er rollt komfortabel und leise ab. Abseits asphaltierter Wege erlaubt die Bodenfreiheit von knapp 21 Zentimeter dem front- und besonders dem allradgetriebenen Duster einen Hauch von Off-Road-Abenteuer.

In Sachen Sicherheit können heute zwei Frontairbags, Dreipunktgurte und ABS allein nicht mehr überzeugen. Nur gegen Aufpreis schützen Seitenairbags Fahrer und Beifahrer. Den Schleuderschutz ESP gibt es lediglich im stärksten Diesel für 378 Euro Aufpreis. Die Basisversion "Duster" zeigt sich spartanisch, das lässt sich auch daran erkennen, dass Dinge wie Kofferraumbeleuchtung, Kopfstützen oder Zigarettenanzünder im Ausstattungsumfang extra angeführt sind. Optionen kann man in der Grundausstattung übrigens keine wählen. Erst in der für 1.000 Euro Aufpreis erhältlichen Ausstattungsstufe "Ambiance" sind Seitenairbags mit an Bord, neben der Zentralverriegelung, den elektrischen Fensterhebern vorn und der Dachreling.

Weitere 1.290 Euro sind für die Topausstattung "Lauréate" mit manueller Klimaanlage - Klimaautomatik gibt es keine - 16-Zoll Alufelgen, Nebelscheinwerfer, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln und noch etlichem mehr fällig. Aber auch nicht unwesentliche Dinge wie Höhenverstellung für Fahrersitz, Sicherheitsgurte & Lenkrad - die fehlende Längsverstellung der Lenksäule vermissen vor allem größere Personen schmerzlich - asymmetrisch geteilt umlegbare Rücksitzlehnen sowie Gurtstraffer vorne bleiben serienmäßig dem Topmodell vorbehalten. Immerhin: Die erwähnten Verstellmöglichkeiten samt geteilt umklappbarer Rücksitzlehne gibt's für die mittlere Ausstattungsstufe auch im Modularitäts-Paket für 318 Euro. Wer also eine zeitgemäße Grundausstattung haben möchte, der muss mindestens 14.190 Euro für den Dacia Duster auf den Tisch legen, der Aufpreis für den Allradantrieb beträgt 2.000 Euro. Der Dacia Duster hat dennoch gute Chancen, an die Erfolge von Logan und Sandero anzuknüpfen. Käufer dürften die großzügigen Platzverhältnisse und der günstige Preis locken, wobei aber über Sicherheitsdefizite hinweggesehen werden muss. Beim NCAP-Crashtest erwartet Dacia übrigens drei Sterne. Aber vor allem ehemalige Gebrauchtwagenkäufer könnte der Duster mit seiner dreijährigen Neuwagen-Garantie (maximal 100.000 km) locken.

mid/ir