Testbericht: Ford Mustang Bullitt 5.0 V8

Zum 50. Jahrestags des Films "Bullitt" bringt Ford als Hommage eine Sonderedition des Mustangs mit einigen ganz speziellen Features auf den Markt. Warum nicht nur Steve McQueen damit Freude hätte, lesen Sie im folgenden Testbericht.

Bereits zwei Mal hat Ford die automobile Hauptrolle in diesem Krimi rund um den Lieutenant Frank Bullitt mit einem Sondermodell gewürdigt. Die neueste Auflage zeigt aber noch mehr Elemente aus dem Filmpendant, lediglich gehüllt in das moderne Design des Mustangs.

Die erste Hommage an das Filmfahrzeug ist die Farbe. Dieses Montana-Grün steht dem Mustang besonders gut und ist nur für dieses Modell erhältlich. Weil aber jedem ein dunkler Anzug steht, kann man für den Bullitt einen solchen ebenso in Iridium-Schwarz erwerben. Dezent und doch auffällig sind die weiteren Details am Fahrzeug. So unterscheidet den Bullitt von seinen Brüdern der fehlende Mustang in der Frontansicht. Dafür gibt es einen schwarzen Spezialgrill mit Chromumrandung. Gibt sich der Kraftprotz im Rückspiegel bei der Verfolgung noch nicht zu erkennen, weiß man spätestens nach dem Überholvorgang, dass jegliche Flucht sinnlos ist, denn statt dem Logo am Heck prangt hier die Bullitt-Zielscheibe - überdies genauso wie auf dem Lenkrad.

Ansonsten liest sich die Liste der Serienausstattung wie das Who is Who des Filmsets: Rot lackierte Brembo Bremssättel, Chromumrandung der Seitenscheiben sowie 19-Zoll-Leichtmetallräder im TorqThrust-Stil mit 255/40 (vorne) und 275/40 (hinten)-Bereifung gehören serienmäßig dazu. Dem brachialen V8-Aggregat verleiht eine schwarze Klappen-Auspuffanlage mit vier Endrohren die nötige Stimme. Doch selbst das Interieur zollt dem Filmstar Tribut. So finden sich dezente grüne Ziernähte am Armaturenbrett, den Türverkleidungen, der Lederpolsterung, der Mittelkonsole und auf den Fußmatten. Sogar auf der Aluminium-Einstiegsleiste liest man den Namen. Schade, dass das Bullitt-Logo nicht beim Türöffnen auf den Boden projiziert wird - aber das Wildpferd sieht auch sehr cool aus, vor allem in Garagen und auf glattem Asphalt.

Sehr prominent prangt das Display des Ford Navigationssystems in der Mitte unseres Bullitt. Es beinhaltet das Ford SYNC3 System mit AppLink und steuert die B&O Soundanlage. Diese leistet 1.000 Watt aus 12 Lautsprechern. Unserer Ansicht nach eine angemessene Leistung, um dem Motorsound überhaupt ebenbürtig zu werden. Trotzdem irgendwie unnötig, denn während unserer Testzeit war der Wohlklang des Fahrzeugs Musik genug für unsere Ohren.

Die Recaro Sportsitze, die in uns den Rennfahrer Steve McQueen wecken, umhüllen uns beschützend, damit wir uns bei den Verfolgungsjagden nicht zu stark an das Lenkrad klammern müssen, bieten dennoch bequemen Komfort, sodass wir länger als die 10 Filmminuten darin aushalten. Die Sitze sind übrigens im Gegensatz zum Lenkrad nicht beheizbar - für uns Verwöhnte aus dem Jahr 2018 vielleicht ein bisschen zu viel "retro", aber Ende der 60er war das ohnehin kein Thema.

Während in unserem Mustang ein Partner bequem Platz hat, bleibt für die Bösen lediglich einer der beiden Sitze hinten. Diese sind aufgrund der Sitzflächenneigung gar nicht so unbequem wie zunächst gedacht, aber halt eben doch nur 2. Reihe. Ablagen für Notizblock und Handy sind vorhanden - auch USB-Anschlüsse dazu, jedoch nur in kleinen Ausmaßen, wie für einen Sportler üblich. Für Getränkedosen ist ebenfalls Platz. Der Rest des Equipments kommt in den Kofferraum, der 408 Liter Volumen besitzt.

Beim Erkunden unseres Filmstars blieb unser Blick auf der kleinen Pony-Taste am Lenkrad haften. Was mag Ford wohl dahinter versteckt halten? Der Verdacht, dass sich dahinter die Zahl der möglichen zu aktivierenden Pferden versteckt, keimt genauso rasch wie die Hoffnung auf irgendwelche verwegenen Gadgets, die man als Arm des Gesetzes gut benötigen würde. Aber es fuhr damit ja nicht James Bond, sondern Steve McQueen.

Diese Taste hält dennoch durchaus spannende Features für den Fahrer bereit: So findet man hier neben der Einstellung MyMode, Track Apps, Schaltpunktanzeige, Launch Control, Drehzahlanpassung, Instrumentendarstellung und MyColour zwecks farblicher Gestaltung des Displays letztendlich die Konfiguration für den Auspuffklang. Letztere haben wir uns etwas näher angesehen. In diesem Menü lässt uns der Mustang unterschiedliche Konfigurationen durchführen. Zum einen "Leise" (haha…vielleicht nur um in der Nacht die Angetraute nicht über die Rückkehr zu informieren), dann "Normal" - was Freunde großer Klangkulissen durchaus schon in Verzückung geraten lässt, richtig gebrüllt wird aber im Sport- und Rennstreckenmodus. Sind die Nachbarn große Spaßbremsen, kann man den Bullitt per Tastendruck auch "Ruhiger Starten", mit Zeitplaner! Wir haben uns jedoch entschieden, ganz schnell aus dem Menü auszusteigen, um uns den knallharten Fakten zu stellen, die uns unter der Haube erwarten.

5 Liter…sind nicht der Verbrauch, sondern der Hubraum, den der V8 benötigt, um seine 460 Mustangs gut unterzubringen. Ein bisschen eng wird es, sind es doch 10 mehr als beim Mustang GT. Power hat er an allen Enden. Diese Kraft heutzutage noch auf ein Schaltgetriebe zu legen, zeugt von Charakter. Und so hat der Bullitt beim Fahren deutlich mehr Flair als mit einer Automatik, vor allem mit dem Billardkugel-Schaltknauf. Damit in Zusammenhang steht unser höherer Verbrauch von 12,5 Litern laut Bordcomputer, da der Zwischengassound einfach süchtig macht und man mit einer ungeahnten Begeisterung nach dem Motto "Zurückschalten - Gas geben" im Getriebe "rührt".

Der moderne Bullitt verfügt über 5 Fahrmodi für Normal, Nässe &Schnee, Sport, Rennstrecke und Track Strip. Trotz Einstellung für Nässe und Schnee reißen aber die Pferde ordentlich an der Lenkung, und manch eisige Einfahrt wird damit für den Hecktriebler zur Herausforderung. Das Fahrwerk, in unserem Fall das optionale MagneRide mit adaptivem Dämpfungssystem, zeigte sich sportlich sehr gut abgestimmt, aber nicht unangenehm bretthart. Das Hüftgold von 1.700 kg ist nicht gerade wenig, trotzdem wuchtet der V8 den Bullitt in 4,6 Sekunden auf 100 km/h. Für den maximalen Spaß ohne Limit sollte man die Rennstrecke aufsuchen, denn die Höchstgeschwindigkeit von 262 km/h erreicht man schwer legal in Österreich.

Ein besonderes Bonmot am Rande: Der Kaufpreis unseres Testfahrzeuges von 73.123,24 Euro (67.450 Euro ohne Optionen) besteht zu 52 % aus Steuern. Bei einem Prozentsatz von 32 % NoVA kann sich unser Finanzminister beruhigt die Hände reiben, den Käufer freut es weniger. Wir lassen uns doch davon die Freude keineswegs trüben. Wer Autos nicht nur als Selbstzweck sieht, um von A nach B zu kommen, für den - um den ehemaligen Benzinbruder Roland Düringer zu zitieren - "Hubraum statt Wohnraum" zählt und "Lärmfahrer hörbarer sind", der bekommt wahrscheinlich keine Einladung zum Brennnesselball der ökologisch bewussten Ortsgruppe, dafür glasige Augen und feuchte Hände beim Anblick unseres Bullitt und die tägliche Sinfonie eines V8-Sounds der Extraklasse, den nur die Amerikaner so wirklich beherrschen.

Was uns gefällt:

Auftritt, Klangkulisse, dieses Grün

Was uns nicht gefällt:

32 % NoVA, vielleicht doch nicht das ideale Winterauto (obwohl Spaß macht es)

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 3-
Kofferraum: 2
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2-