Die Mustang-Fangemeinde ist rund um den Globus sehr groß, und auch in Österreich erfreut sich der Star aus Amerika großer Beliebtheit. Im ersten Halbjahr 2017 konnte Ford immerhin mehr Mustang verkaufen als Porsche den 911. Während der Mustang in Amerika ein richtiges Schnäppchen ist und sich auch in Deutschland noch in halbwegs erschwinglichen Preis-Regionen umhertreibt, ist er in Österreich richtig teuer. Der Listenpreis unseres Mustang Cabrio mit 5,0 Liter-V8 und Automatikgetriebe liegt bei 65.100 Euro, mit dem Premium-Paket kommen wir auf 68.624,64 Euro. Der Grund für den hohen Preis ist die extrem hohe Steuerbelastung von 52 Prozent, die hierzulande auf den Netto-Fahrzeugpreis aufgeschlagen wird.
Das Design des Ford Mustang ist wirklich überaus gelungen, und man erkennt auch in der neuesten Generation die Gene des Ur-Mustang sehr deutlich. Kaum ein anderes Auto hat den Spagat zwischen Alt und Neu so gut gemeistert wie der Mustang. Liebevolle Details erinnern außen wie innen an den Ur-Mustang, etwa die Armaturenbrettgestaltung oder die Heckleuchten. Auch die Kippschalter in der Mittelkonsole sollen etwas Retro-Charme in den Innenraum bringen, was auch gelingt.
Dennoch bietet der Mustang modernste Technik und viel Luxus. Der Innenraum besticht trotz Retro-Look mit vielen modernen Elementen, wie etwa dem Ford-SYNC 3 Infotainmentsystem inkl. Navi. Im Vergleich zum letzten Modelljahr wartet das neue Infotainmentsystem mit einer verbesserten Menüführung und einer noch schöneren Darstellung auf. Fahrer und Beifahrer können sich über viel Platz freuen, im Fond geht es etwas enger zu. Das Kofferraumvolumen ist mit 332 Litern Fassungsvermögen ebenfalls überschaubar.
Auf jeden Fall fühlt man sich aber schon im Stand sehr wohl im Mustang und kann sich an vielen Komfort-Features, wie etwa den elektrisch verstellbaren und klimatisierten Sportsitzen, erfreuen. Ein Shaker-Soundsystem sorgt für Konzert-Feeling, normal lauscht man aber ohnedies viel lieber dem Sound des 5,0 Liter-V8 Motors, der unter der langgestreckten Motorhaube schlummert.
Per Knopfdruck erweckt man den sonor klingenden V8 zum Leben, und reißt dabei auch die umliegende Nachbarschaft aus dem Schlaf. Sich heimlich mit dem Mustang davon schleichen ist jedenfalls unmöglich. Die meisten Nachbarn sind aber ohnedies vom Sound des Mustang begeistert und bringen daher genug Verständnis auf. Egal wo man mit dem Wagen aufkreuzt, die Blicke der Passanten und anderen Verkehrsteilnehmer sind einem sicher - auch nach zwei Jahren am Österreichischen Markt hat der Amerikaner nichts von seiner Anziehungskraft verloren.
Neben dem eindrucksvollen Sound entwickelt der V8 aber auch enorme Kräfte. Die Leistung von 422 PS (310 kW) ist mehr als ausreichend. Auch wenn das maximale Drehmoment von 524 Nm erst bei 4.250 U/Min bereit steht, hat man schon vom Start weg immer genug Schubkraft parat. Schon ein kleiner Tipp aufs Gaspedal reicht aus, und man ist bei Tempo 50 angelangt, die Tempo 30-Zonen lassen sich fast mit Standgas bewältigen. Man merkt dabei zu jeder Zeit, dass die 422 Pferde nur darauf warten, so richtig entfesselt zu werden.
Je stärker man aufs Gas steigt, umso freudiger klingt der Motor. Im unteren Drehzahlbereich grummelt der V8 eher vor sich hin, während er mit steigender Drehzahl förmliche Jubelklänge anstimmt. Wer die volle Leistung entfesselt, ist in knapp 5 Sekunden auf Tempo 100 km/h, wer dann noch immer fest am Gas bleibt, wird bis zu 250 km/h schnell, bis die Elektronik den Vorwärtsdrang abregelt. Passend zum 5,0 Liter-V8 ist auch die 6-Gang-Automatik, die noch ganz nach der alten Schule ausgeführt ist. Das heißt, man hat butterweiche, aber nicht sehr schnelle Schaltvorgänge. Zum Charakter des Fahrzeugs passt die Automatik aber wirklich wunderbar.
Dass sich der Mustang schwer tut, die ganze Kraft auf die Straße zu bringen, merkt man an dem tatkräftigen Einsatz der Elektronik, die alle Hände voll zu tun hat, den Mustang in der Spur zu halten, wenn man Vollgas gibt. Für Ungeübte und bei Nässe ist der Mustang daher nur mit Vorsicht zu genießen. Die Straßenlage selbst ist auf trockener Fahrbahn aber recht gut, auch wenn es sich durch die komfortable Abstimmung von Fahrwerk und Federung nicht immer so anfühlt. Trotz aller Sportlichkeit fühlt sich der Mustang beim sanften Cruisen über die Landstraße am wohlsten, was auch für Cabrio-Fans wohl am schönsten ist. Das Verdeck selbst muss zwar per Hand ent- und verriegelt werden, öffnet und schließt aber per Knopfdruck voll elektrisch in nur wenigen Sekunden.
Dass der Ford Mustang eine ehrliche Haut ist, merkt man auch beim Verbrauch. Er ist eines der wenigen Autos bei denen wir die Werksangabe im Test noch unterboten haben. Statt der vom Werk angegebenen 12,8 Liter sind wir auf 12,6 Liter gekommen. Der Grund dafür ist sicher, dass man bei Autobahntempo nur knapp über der Leerlaufdrehzahl ist und der Mustang stets die Leistung locker aus dem Ärmel schüttelt. Wer auf Sprints verzichtet und sich dem Stop & Go-Verkehr entziehen kann, wird mit rund 12 Litern das Auslangen finden.
Auf jeden Fall hat unser Test gezeigt, dass der Mustang ein ganz besonderes Auto auf unseren Straßen ist. Der Mix aus moderner Technik, enormer Leistung und Retro-Charme spricht viele Menschen an. Es war zudem schön, nochmal mit einem waschechten amerikanischen V8 unterwegs zu sein, bevor das Zeitalter der Auto-Dinosaurier per Gesetz für beendet erklärt wird, was sehr schade ist. Wer es sich also leisten kann, sollte zugreifen, so lange es noch solch einmalige Autos wie den Ford Mustang V8 gibt.
Was uns gefällt:
das Design, die Kraftentfaltung, der Fahrspaß, die Ausstattung, das einzigartige Feeling, das der Mustang bietet, der Sound und die Leistung des V8
Was uns nicht gefällt:
die hohen Steuern, die den Preis so nach oben treiben
Testzeugnis:
Ausstattung Sicherheit: 2-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3-
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 3
Verarbeitung: 1-
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 4
Kofferraum: 3-
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2