Kia Rio 120 PS Benziner - Testbericht

Lebhaft, vielseitig und für jeden Spaß zu haben, so wie das Flair der brasilianischen Großstadt, hat auch der neue Kia Rio all diese Eigenschaften in sich vereint. Wir haben den Cityflitzer für Sie getestet.

Nachdem sich der Dreizylinder zur Trendmotorisierung bei den Kleinwagen etabliert, holten wir uns für diesen Test den Einliter-Turbobenziner mit 120 PS in der Gold-Ausstattung. Ein Goldstück mit ordentlich Vortrieb sozusagen. Der Preis dafür beginnt bei 19.990 Euro, ein durchaus üblicher Preis für gut ausgestattete Kleinwägen. Wer also noch glaubt, dass Kia zu den "Billigmarken" gehört, täuscht sich gewaltig. Nichts desto trotz wissen die Koreaner ihre Fahrzeuge derart auszustatten, dass sie uns Europäern schlichtweg gefallen.

Daher bietet das Edelmetall ein derart umfassendes Sicherheitspaket, dass man dafür eigentlich schon ein Lexikon benötigt, um durch den Abkürzungsdschungel zu finden. Beispielhaft wären an dieser Stelle der Bremsassistent, die Stabilitätskontrolle bzw. das Fahrzeugstabilitätsmanagement, ein Berganfahrassistent und das Insassensicherheitspaket zu nennen. Ebenso besitzt unser Testfahrzeug das autonome Notbremssystem sowie einen Fahrspurwarner.

Wer sich für diese Topausstattung entscheidet, erhält für seinen Rio Scheibenbremsen statt Trommeln hinten und ein statisches Kurvenlicht. Gelegentliche Ausflüge aus der Stadt macht der Tempomat mit Begrenzer sehr angenehm. Der Riomat kann über das Multifunktionslenkrad bedient werden, welches wirklich zahlreiche Steuerungselemente auch für den Bordcomputer bereithält, jedoch durch die neue Zweispeichenbelegung ein wenig überladen wirkt.

Der Bordcomputer, von Kia als Supervision-Cluster mit 3,5 Zoll Display bezeichnet, hält dagegen übersichtlich sämtliche Fahrzeuginformationen parat. Den coolen Sound liefert ein DAB/RDS Radio mit MP3-Funktion aus sechs Lautsprechern aber ohne CD-Player. Angezeigt werden diese Infos über ein 7-Zoll Touchdisplay, welches bei unserem Testfahrzeug zusätzlich Navi und Smartphone-Anbindung (Apple CarPlay, Android Auto) darstellt. Ist das Handy via Kabel am System angeschlossen, funktioniert die Sprachsteuerung. Reine Bluetooth-Verbindung reicht leider nicht dafür, auch nicht zur Navibedienung. Das finden wir schade.

Optisch erkennt man den top ausgestatteten Rio an den Chromakzenten der Fensterlinie oder den LED-Rückleuchten. Für die kalten Tage des Jahres haben die Koreaner mit einer Lenkrad- und Sitzheizung vorne vorgesorgt.

Kia folgt dem Trend der überschaubaren Sonderausstattung. Daher erhielt unser Testfahrzeug nur das Zusatzpaket Gold mit einem Gesamtwert von 1.100 Euro sowie die Metalliclackierung Smoke Blue um 450 Euro. Dieses Gold-Package beinhaltet neben Alupedalen auch den schlüssellosen Zugang nebst Startknopf. Hübsche 17-Zoll-Räder gehören ebenfalls dazu. Damit landen wir bei einem Gesamtpreis von 21.540 Euro.

Nimmt man erstmal im kleinen Rio Platz, merkt man recht rasch, dass Kia wirklich jeden verfügbaren Zentimeter im Innenraum genutzt hat. Besonders ansprechend finden wir die hellgrauen Applikationen in den Türverkleidungen bzw. quer über das gesamte Armaturenbrett, die einen schönen Kontrast zum restlichen in Schwarz gehaltenen Innenraum darstellen. Außerdem passen sie hervorragend zu den hellgrauen Kunstledersitzen. Diese bieten einen guten Sitzkomfort mit leichtem Seitenhalt. Der Fahrersitz lässt sich manuell höhenverstellen, der Neigungsgrad der Lehne anpassen. Mit dem höhen- und tiefenverstellbaren Lenkrad können Fahrer unterschiedlicher Staturen die richtige Position für sich finden.

Schwarze Hochglanzumrahmungen bei den Ausströmern und um die Schaltkulisse werten genauso wie die verarbeiteten Softtouch-Materialien das Ambiente des kleinen Stadtflitzers auf. Zahlreiche Ablagen vorne, in den Türverkleidungen oder unter der Mittelarmlehne sowie ein großzügiges Handschuhfach bieten zahlreiche Verstaumöglichkeiten.

Da der Fond des Rio nur eine leichte Konturierung der seitlichen Sitzplätze aufweist, ist eine Dreierbelegung grundsätzlich möglich. Wir würden dies aber nur für Kurzstrecken empfehlen. Ansonsten kann man selbst auf der Rückbank über mangelnde Kopf- oder Kniefreiheit nicht klagen. Wir sind hinten sicherlich schon unbequemer gesessen.

Gerade ein Cityflitzer muss auch mal als Einkaufswagerl herhalten. Doch sogar diese Herausforderung meistert der neue Rio mit Bravour. Mit immerhin 325 Liter Kofferraumvolumen lässt sich die nächste Grillparty ohne Probleme vorbereiten. Platz für Getränke und Kulinarisches gibt es reichlich. Im Notfall klappen wir einfach die Sitzbank hinten um. Damit keiner den Einkauf ausspioniert, wurden die Fondscheiben entsprechend verdunkelt.

Mit dem Klischee, dass ein Kleinwagen motorisch meist schwachbrüstig unterwegs ist, räumt der neue Rio ganz klar auf. Zwar besitzt unser Dreizylinder-Benziner nur 998 Kubik Hubraum, sein Turbo kickt ihn aber auf 120 PS. Nicht nur auf dem Papier, auch in der Realität. Zwar hat er den rauen Motorsound noch immer nicht verloren, seine Beschleunigung macht diesen Mangel jedoch gleich wett. Den Sprint auf 100 km/h meistert der Rio immerhin in 10,2 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit gibt man mit 190 km/h an, was für Österreichs Straßen mehr als genügend ist. Das maximale Drehmoment des Kia liegt genauso wie bei der 100 PS-Version bei 172 Nm in einem Bereich von 1.500 bis 4.000 Umdrehungen.

Dazu passt das sehr gut auf den Motor abgestimmte 6-Gang-Getriebe, das dem stärkeren Dreizylinder Rio vorbehalten ist. Der schwächere mit 100 PS hat nur 5 Gänge zur Kraftentfaltung. Wir fanden das 6-Gang-Getriebe im Alltag genau richtig übersetzt: Spritzige Agilität in der Stadt, angenehmes Cruisen auf den Autobahnen im niedrigen Drehzahlbereich. Für den neuen Rio hat Kia das Fahrwerk optimiert. Uns fiel dies eigentlich durch seine Unauffälligkeit positiv auf. Er reagiert gutmütig auf Lastwechsel, wobei der Fahrkomfort generell als sehr gut zu bewerten ist. Die akkurate Lenkung verpasst dem Cityflitzer jenen Schliff, der ihn einerseits als städtisches Universalgenie (nicht nur dank der Parksensoren und Kamera hinten), andererseits als Allroundkurventalent auszeichnet.

Vorteil der Dreizylinder ist der geringe Durst an der Zapfsäule. Laut Werksangabe soll der Kia etwa 4,7 Liter im Durchschnitt verbrauchen. Bei uns zeigte er sich besonders sparsam bei Geschwindigkeiten um die 80-100 km/h, da waren wir nur knapp über der Werksangabe, über den Gesamtzeitraum hinaus zeigte der Bordcomputer einen Wert von etwa sechs Litern an.

Wer auf der Suche nach einem Zweitwagen ist, oder einfach einen feschen Cityflitzer sucht, sollte einen näheren Blick auf den neuen Kia Rio werfen. Er wird nicht nur extravagant und vielseitig den Ansprüchen gerecht, die man an einen Kleinwagen stellt, seine Motorisierung lässt auch genug Fahrspaß aufkommen!

Was uns gefällt:

Motorperformance, Innenraumdesign, Platzangebot auf kleinem Raum

Was uns nicht gefällt:

Sprachsteuerung nur mit Kabel verbundenem Smartphone möglich, überladenes Lenkrad, kein CD-Player

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 2
Kofferraum: 1
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 1