Testbericht: Lexus ES 300h

Erstmals ist nun auch die ES-Baureihe von Lexus bei uns erhältlich. Wir verraten im folgenden Testbericht, ob der Lexus eine gute Alternative zur etablierten Premium-Konkurrenz aus Deutschland ist.

Der Lexus ES war eigentlich die zweite Baureihe, mit der Lexus 1989 gestartet ist. Er war dabei immer die Nobelversion eines Toyota, im aktuellen Fall ist die Basis der Toyota Camry. Im Vergleich zum Toyota ist der Lexus aber deutlich exklusiver und kann auch mit einem noch dynamischeren Design aufwarten. In Europa löst der Lexus ES jetzt den GS ab, und damit ist auch erstmals in dieser Klasse bei Lexus statt Heckantrieb ein Frontantrieb verbaut.

Optisch kann der Lexus ES mit einem sehr eleganten Design aufwarten, vor allem die Front zeigt sich dabei auch noch sehr dynamisch. Der geschwungene Kühlergrill und die serienmäßigen LED-Scheinwerfer stehen der Oberklasse-Limousine ausgezeichnet. Für unseren Test haben wird den Lexus ES in der höchsten Ausstattungsstufe "President" gewählt. Bei der Motorisierung hat man ohnedies keine Wahl, der ES ist bei uns ausschließlich als ES 300h mit Hybridantrieb erhältlich.

Auf den ersten Blick ist der Listenpreis von 67.200 Euro nicht gerade günstig, ein etwas stärkerer Audi A6 kommt in Basisausstattung rund 10.000 Euro günstiger. Steckt man in den Audi dann jedoch die Ausstattung, die beim Lexus schon serienmäßig an Bord ist, ist der Audi rund 15.000 Euro teurer. Als einziges Extra gibt es beim Lexus nämlich noch die Metallic-Lackierung um 1.230 Euro, die den Gesamtpreis auf 68.430 Euro erhöht.

Sonst ist wirklich alles an Bord, was man sich von einer Premium-Limousine erwartet. Unter anderem verwöhnt der Lexus schon mit Head-up-Display, 3-fach LED-Scheinwerfern mit adaptivem Fernlicht, 3-Zonen-Klimaautomatik, Lederausstattung inkl. Sitzklimatisierung vorne und Sitzheizung hinten, dem Mark Levinson Premium Surround Soundsystem, 12,3 Zoll großem Infodisplay inkl. Navi, 360-Grad-Kamerasystem, adaptivem Tempomat und noch vielem mehr.

Der Innenraum zeigt sich sehr luxuriös und auch sehr modern. Feinste Materialien und eine perfekte Verarbeitung prägen den Lexus-Innenraum, der den Vergleich mit Premium-Modellen aus Deutschland keinesfalls scheuen muss. Das digitale Cockpit ist sehr übersichtlich gestaltet, und auch der 12,3" große Infotainmentbildschirm gefällt mit einer guten Auflösung und schönen Darstellung. Nicht ganz optimal gelöst ist die Bedienung via Touch-Pad, die doch einiges an Eingewöhnungszeit erfordert. Eine Touch-Lösung wäre hier kein Fehler.

Sonst gibt es im Innenraum aber keinen Grund zur Klage, der Lexus verwöhnt auch mit vielen praktischen Ablagen und sehr bequemen Sitzen. Die automatische Klimatisierung der Sitze funktioniert dabei sehr gut, selbst an den heißesten Tagen des Jahres haben wir uns auf den Lederpolstern dank der Sitzkühlung immer sehr wohl gefühlt. Auch beim Raumangebot kann die Limousine auf allen Plätzen überzeugen, selbst im Fond hat man mehr Kniefreiheit als zum Beispiel in einem BMW 7er mit normalem Radstand.

Durch die geschwungene Dachlinie ist die Kopffreiheit für sehr große Personen aber eventuell etwas eingeschränkt, bis 180 cm Körpergröße gibt es im Fond aber auch keine Probleme. Das Kofferraumvolumen ist mit 454 Litern Fassungsvermögen zwar nur durchschnittlich, bietet aber dennoch genug Platz für die Urlaubsfahrt.

Auf den ersten Blick skeptisch waren wir was die Motorisierung anbelangt. Im Vergleich zu den anderen Premium-Herstellern kommt zwar statt einem 2,0 Liter-Benziner ein 2,5 Liter-Benziner zum Einsatz, der zudem auch noch von einem Elektromotor unterstützt wird, die Systemleistung liegt jedoch bei "nur" 218 PS (160 kW). Der Benziner liefert dabei 178 PS (131 kW) und zwischen 3.600 und 5.200 U/Min ein maximales Drehmoment von 221 Nm.

In der Praxis merkt man jedoch sehr schnell, dass man mehr Leistung überhaupt nicht braucht. Der Lexus liefert aus jedem Drehzahlbereich heraus viel Kraft. Während der Sprint von 0 auf 100 km/h in 8,9 Sekunden erledigt wird, was am Papier mal nicht so aufregend klingt, überzeugt die Hybrid-Limousine beim Zwischensprint auf ganzer Linie.

Wer von Tempo 80 km/h heraus auf Autobahngeschwindigkeit beschleunigt, glaubt in einem deutlich stärkeren Fahrzeug zu sitzen. Der Zwischensprint wird mit einer Leichtigkeit erledigt, die man sonst so nur von Sportwagen kennt. Hier kommen dem Lexus vor allem die zusätzlichen 220 Nm Drehmoment des Elektromotors zugute, der für diese deutlich spürbare Schubkraft sorgt. Der Vorwärtsdrang endet bei 180 km/h, was auf unseren Straßen auch mehr als genug sein sollte.

Auch deutlich besser als erwartet ist das CVT-Getriebe, das man wirklich nur noch bei voller Beschleunigung wahrnimmt. Die Geräuschdämmung des Lexus ES ist nämlich sensationell. Man merkt auch kaum, wenn dem Elektromotor der Verbrennungsmotor hinzu geschaltet wird. Wer möchte kann im Lexus auch zwischen den Fahrmodi "Eco", "Normal" und "Sport" wählen, wobei man im Normal-Modus eigentlich durchaus für jede Situation bestens gerüstet ist. Im Sport-Modus wirkt der ES nochmals etwas geschärft, der Charakter des Fahrzeugs lädt aber grundsätzlich eher zum luxuriösen Reisen ein.

Fahrwerk und Federung sind ganz auf Komfort getrimmt, wobei der ES durchwegs guten Kontakt zur Straße vermittelt und man auch flott in Kurven gehen kann ohne kritische Situationen hervorzurufen. Mit einer Länge von 497 cm ist der ES aber eindeutig nicht der Kurvenkünstler, sondern eher der komfortable Gleiter, der die Passagiere entspannt, aber durchaus flott ans Ziel bringt.

Dass man mit dem Lexus ES die richtige Wahl getroffen hat, merkt man schlussendlich an der Zapfsäule. Vor dem Start unserer Testfahrt haben wir den vom Werk angegebenen Verbrauch von 4,5 Liter als recht witzig empfunden und hätten nie geglaubt auch nur in die Nähe zu kommen. Die Praxis hat uns eines Besseren belehrt!

Wir haben die Kraft des Motors öfters voll ausgeschöpft und waren auch auf der Autobahn unterwegs, im Schnitt sind wir trotzdem nicht über einen Verbrauch von 5,5 Liter hinausgekommen, was für eine 5-Meter-Limousine wirklich absolut sensationell ist. Wer den Eco-Modus wählt und nicht jede Gelegenheit nutzt, um das erlaubte Tempo so schnell wie möglich zu erreichen, wird sicher auch eine 4 vor dem Komma schaffen.

Fazit: Der neue Lexus ES 300h President hat in unserem Test auf jeden Fall gezeigt, dass er eine mehr als ausgezeichnete Alternative zur deutschen Premium-Oberklasse darstellt. Vor allem jene, die sich von der breiten Masse abheben wollen, dabei in größtmöglichem Luxus schwelgen möchten und auf einen niedrigen Verbrauch Wert legen, werden im neuen ES ihr Traumauto finden. Abgerundet wird der positive Eindruck von einer umfangreichen Sicherheitsausstattung, die auch keine Wünsche offen lässt.

Was uns gefällt:

Das Design, die luxuriöse Ausstattung, die klimatisierten Sitze vorne, das Platzangebot, die Assistenzsysteme, der Verbrauch, dass 218 PS in einer 5-Meter-Limousine völlig ausreichend sein können

Was uns nicht gefällt:

Das Kofferraumvolumen könnte etwas größer sein

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1-
Kofferraum: 3-
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 2