Testbericht: Mazda MX-5 Cabrio

Sommer, Sonne, Fahrspaß pur. Das Modelljahr 2019 des MX-5 zeigt zum 30-jährigen Jubiläum, dass das Konzept noch immer funktioniert.

Trotz seiner stolzen 30 Jahre ist das Einzige, was am Mazda MX-5 Falten bekommen könnte, sein Verdeck. Im Fall unseres Testautos aus schwarzem Stoff, passend zum sündigen Rot der übrigen Karosserie ein wunderbarer Kontrast. Für diesen Test haben wir uns den Roadster in der besten Ausstattung "Revolution Top" mit der stärksten Motorisierung in die Redaktionsgarage geholt. Freude machte sich nicht nur in Anbetracht der günstigen Wetterbedingungen zu den Testzeiten breit, der Japaner weiß schon von sich aus dem Fahrer ein breites Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Der MX-5 ist halt nicht nur ein Cabrio. Er gehört zu den längst dienenden UND zu jenen, die das Open-Air-Sportwagenfeeling auch dem "kleinen Mann" ermöglichen. Preislich ist man mit der 184 PS-Motorisierung bereits ab 33.490 Euro dabei, der Schwächere kann sogar schon um 26.590 Euro geordert werden. Dafür bekommt man pures Fahrgefühl. Man spürt quasi den Asphalt unter dem Allerwertesten, und im Stadtverkehr haben wir uns nicht nur einmal gefragt, ob man sich nicht unterhalb der LKW´s durchschwindeln könnte. Ist natürlich spaßhalber zu verstehen, aber mit 123 cm Gesamthöhe verschwindet man unter so mancher SUV-Fensterlinie.

Aber genau das ist es, was an diesem Auto schon seit vielen Jahren so viel Freude macht. Das Modelljahr 2019 nimmt dem ursprünglichen Purismus von Fahrer und Maschine - denn für Schnickschnack gibt es im wahrsten Sinn des Wortes keinen Platz - ein wenig das Spartanische, nicht jedoch das Sportliche. Dafür bietet Mazda in der Topausstattung ab 35.890 Euro (plus 820 Euro für das Crystal Soul Red unseres Testautos) auch wirklich feine Ware. Neben den adaptiven LED-Scheinwerfern sowie einem LSD-Sperrdifferential, das bereits bei der Variante Revolution mit dabei ist, erweitert die Top-Ausstattung das Racingfeeling um drei wesentliche Komponenten: Recaro-Sportsitze, Domstrebe und Bilstein Sportfahrwerk.

Diese Features sind exakt jene, die den Mazda MX-5 vom Frischluftkurvenwedler zu einer echten Rennmaschine aufwerten. Besonders aufgrund des Fahrwerks, der Gewichtsbalance und des tiefen Schwerpunktes an sich klebt das Cabrio wie der gute alte Kaugummi auf dem Asphalt. In Kombination mit dem altbekannten Heckantrieb bekommt der gemütliche Sonntagsausflug gleich einen etwas dynamischeren Aspekt dazu. An dieser Stelle sollten die Recaro-Sportsitze positiv hervorgehoben werden, die genau für solche Ausflüge den nötigen Seitenhalt bieten. Die Lehne kann in der Neigung verstellt werden, und die Sitzauflage ist für Sportsitze gut gepolstert, sodass man auch längere Touren mit dem MX-5 planen kann.

Fährt man offen, genießen MX-5 Fahrer ihre Lieblingsmusik aus dem BOSE-Soundsystem, das einen Teil der neun Lautsprecher in die Nackenstützen integriert hat. In Kombination mit der Freisprechanlage kann man sogar im offenen Zustand ganz passabel telefonieren, wenn man nicht gerade mit 130 km/h auf der Autobahn unterwegs ist. In diesem Fall sind die Windgeräusche dann doch zu hoch, und man muss schon ordentlich die Stimme erheben, um gehört zu werden. Möchte man die Wintersonne genießen, so können sich beide Insassen über eine dreistufige Sitzheizung freuen. Die automatische Klimaanlage, klassisch über drei Drehknöpfe einzustellen, sorgt ganzjährig für ein perfektes Wohlbefinden.

Die Innenausstattung des Mazda MX-5 bedarf keiner großen Worte, auch das Raumgefühl im geschlossenen Zustand darf durchaus als knapp beschrieben werden. Aber man kauft sich einen Roadster nicht, um die ganze Zeit geschlossen unterwegs zu sein, und für die dunkle Wolke reicht der Platz im Auto allemal. Schöne Verarbeitung, ansprechende Materialien - dies beschreibt das Interieur am treffendsten. Die Ablage in der Mittelkonsole entstammt aus der Puppenstube, lässt uns aber Münzen oder die Fernbedienung für die Garage unterbringen. Für mehr muss man das Handschuhfach hinten oder den Platz hinter den Sitzen (falls dies mit der Neigung passt) in Anspruch nehmen. Durch seine Tiefe kann man die 130 Liter Kofferraum, der sich über den Schlüssel oder ein verstecktes Knöpfchen öffnen lässt, eigentlich gut nutzen.

Das Verdeck öffnet sich mittels eines Hebels. Je nach eigener körperlicher Wendigkeit kann man hier Rekorde im Öffnen oder Schließen aufstellen. Das Schließen geht fast leichter, weil man die Verriegelung mit einer Hand bedienen kann und dann quasi über Kopf das Dach zuzieht. Leider klappt das mit den Fenstern, die sich von allein nach Zumachen des Verdecks schließen, immer noch nicht. Sie gehen zwar von alleine hinunter, jedoch muss die Zündung an bleiben, um sie selbst elektrisch wieder zuzumachen. In Sachen Fahrtwind passt die Aerodynamik des Japaners sehr gut. Das kleine Windschott zwischen den Sitzen reicht durchaus, um nicht vom Winde verweht zu werden. Mit geschlossenen Fenstern müssen langhaarige Passagiere erst Überland zur Kappe oder Haargummi greifen.

Wie eingangs erwähnt hat das neue Modelljahr schon weniger Purismus mit an Bord. Gemeint sind damit die zahlreichen elektronischen Assistenten, die in unserem MX-5 für noch mehr Sicherheit zuständig sind. Dazu gehört unter anderem ein Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner, Stabilitätskontrolle mit Traktionskontrollsystem, City-Notbremsassistent vorne/hinten und ganz neu: eine Rückfahrkamera. Letztere ist vor allem praktisch, wenn man aufgrund des schlechten Wetters das Dach zu hat, denn im geschlossenen Zustand ist die Sicht nach hinten dezent gesagt mehr als eingeschränkt.

Weiteres Upgrade in diesem Jahr ist die Motorisierung, denn der Front-Mittelmotor mit seinen 2 Litern Hubraum leistet nun 184 PS. Das maximale Drehmoment von 205 Nm erreicht der Japan-Roadster bereits bei 4.000 U/min. In Kombination mit dem knackig zu schaltenden 6-Gang-Getriebe und dem Sportfahrwerk haben wir hier eine echte Rennflunder, die mehr als nur Spaß macht. Vor allem die direkte Lenkung unterstützt das Kartfeeling.

Wie aber bei allen Saugmotoren, darf man auch unseren Testwagen ordentlich drehen, um die Kraftentfaltung entsprechend zu spüren und dank des neuen Hauptschalldämpfers entsprechend zu hören. In 6,5 Sekunden erreicht man die 100 km/h, bei 219 km/h setzt uns Mazda die Grenze. Der Bordcomputer pendelt um die 7,3 Liter beim Durchschnittsverbrauch - je nach unserer Laune, denn der Roadster könnte auch ganz brav, wenn man wollte. Jedoch in unserem Fall wollten wir dies nur selten und eher deshalb, weil uns höhere Umstände dazu zwangen. Dem Fahrspaß tut dies aber keinen Abbruch.

Was uns gefällt:

Konzept, Motor-Getriebe-Fahrwerk-Abstimmung, Preis

Was uns nicht gefällt:

Fenster muss man händisch nach dem Verdeck schließen

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1-
Kofferraum: 2-
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 1-