Mazda MX-5 RF - Testbericht

Mazda erweitert 2017 durch eine neue Version des MX-5 sein sportliches Portfolio. Was den Retractable Fastback, kurz RF, vom herkömmlichen Stoffkäppchen unterscheidet, lesen Sie hier.

Zwar ist die Bezeichnung "Targa" von Porsche geschützt, bringt aber das Design des RF genau auf den Punkt. Wer sich für den Roadster in dieser Version entscheidet, muss mit mindestens 31.390 Euro rechnen. Da jedoch unser Testfahrzeug der stärkste MX-5 in der Top Ausstattung "Revolution Top" ist, startet hier der Preis bei 37.390 Euro. Doch eines sei hier gleich vorweggenommen: Dieses Spaßmobil ist jeden Cent wert. Serienmäßig hat Mazda auf einer Länge von 3,92 m eine große Menge an Features hineingepackt, wie zum Beispiel ein schlüsselloses Zugangssystem, Einparkhilfe hinten oder ein adaptives Kurvenlicht.

Natürlich gibt es im RF jede Menge Assistenzsysteme, wie unter anderem einen Spurwechsel- und Fernlichtassistenten. Damit der Verbrauch zivil bleibt, gibt es obendrein ein Start/Stopp-System. Fantastisch klingt die BOSE-Soundanlage, die einem die Lieblingsmusik aus sage und schreibe neun Lautsprechern um die Ohren weht. Bei den Ausstattungen Revolution bzw. Revolution Top haben die Ingenieure außerdem nicht auf die wirklich sportlichen Attribute vergessen. So besitzt der Hecktriebige neben 17-Zoll-Leichtmetallfelgen ein LSD-Sperrdifferential, ein Bilstein Sportfahrwerk und ein fesches schwarzes Dach.

Einen wichtigen Beitrag zu echtem Fahrspaß leistet aber nicht nur der Motor allein, auch die Sitzposition muss passen. Recaro-Sportsitze bieten einerseits den nötigen Seitenhalt zum Kurvenheizen, andererseits kann man darin längere Strecken ohne Verspannungen zurücklegen. Die Oberschenkelauflage lässt sich höhenverstellen, sodass man es sich recht schnell bequem hinter dem Volant eingerichtet hat. Lediglich die Kopffreiheit sollte jeder vorab testen, denn obwohl man nur einen fingerbreiten Platz unter dem Sitz hat, bleibt nicht einmal eine Handbreit bei geschlossenem Dach nach oben (gemessen bei einem Mann mit etwa 1,83 cm Größe). Fährt man halt mit offenem Dach, dann gibt es keine Probleme. Von der Sitzhöhe her selbst hat man das Gefühl, man radiert mit dem Hinterteil am Asphalt. Felgen von SUV´s erhalten so im Stadtverkehr nun mehr Beachtung.

Mit einer Gesamthöhe von 1,24 m muss man mit dem RF ein wenig um Respekt in der Großstadt kämpfen, immerhin übersieht man so eine Asphaltflunder recht leicht. Angenehm überschaubar ist der RF mit seiner Optionsliste. Es gibt nämlich nur zwei Optionen: Lackierung und Navi. Zur Lackierung wäre zu sagen, unser RF wurde in der 3-Schicht-Metallicspeziallackierung mit Namen Machine Grau ausgeführt, die sehr schöne Lichtreflexe parat hält. Navigation sowie weitere Mediainfos werden über das 7-Zoll-Display übersichtlich angezeigt. Nachdem beide in unserem Renner vorhanden sind, liegen wir bei einem endgültigen Preis von 38.690 Euro. Mehr geht nicht.

Wir wüssten auch nicht wirklich, was uns noch fehlen würde. Der MX-5 RF passt uns sofort wie ein neuer Sportschuh. Am Anfang ein wenig beengend, nach ein paar Kilometern derart bequem, dass wir nicht mehr aussteigen wollen. Man schlüpft richtig hinter das Lenkrad. Die sportliche Sitzposition lässt Kartfeeling aufkommen. Alle Bedienelemente wie manuelle Klimaanlage oder der Schalter für das Fastback-Dach sind in Griffweite. Die Anzeigen von Drehzahlmesser und Tachometer sowie die Infos des Bordcomputers konnten wir sehr gut ablesen.

Lediglich mit den Ablagen geizt der Mazda sehr. Kein Handschuhfach beifahrerseitig, auch kein Stauraum in den Türblättern. In den kleinen Ablagen der Mittelkonsole streiten sich Schlüssel und Handy mit der Geldbörse. Aber wer einen Sportwagen fährt, braucht ohnehin kein Bares, nur die Karte. Dafür wäre dann wieder Platz. Ein kleines Staufach verbirgt sich in der Rückwand des Roadsters. Davor die Becherhalter, die flexibel angeordnet werden können. Hochwertig verarbeitete Materialien, rote Paspeln an den Sitzen sowie rote Ziernähte machen den RF zu einem wirklich coolen Begleiter.

Apropos cool, das Fastback-Dach ist nicht nur ein Vorteil, wenn man den MX-5 auch im Winter bewegen will und keine Garage besitzt. Mit ihm kann man das Open-Air-Feeling in vollen Zügen genießen, ohne starke Verwirbelungen im Innenraum in Kauf nehmen zu müssen. In etwa 13 Sekunden ist das dreiteilige Hardtop geöffnet. Leider geht dies während der Fahrt nur bis zu 10 km/h. Hier könnte Mazda gerade beim RF nachbessern, da dies weniger windanfällig ist als ein Stoffverdeck. Außerdem hat der Mazda so mit 127 Litern drei Liter weniger Stauraum.

Ein weiterer Nachteil der RF-Bauweise ergibt sich durch das "Stehenbleiben" der C-Säule. Dadurch wird der MX-5 beim Rückwärtsrangieren unübersichtlicher gegenüber dem Querverkehr. Außerdem würden wir uns wünschen, dass beim Schließen des Verdecks als Abschluss auch die Fenster automatisch zugehen, denn das muss man nochmals extra machen. Aber das wäre es auch schon mit den Kritikpunkten am MX-5 RF. Betrachtet man ihn allein von außen, vergessen wir sofort alle Raunzereien von vorhin. Sein Aussehen hält alles parat, was man sich von einem rassigen Spaßmobil erwartet. Dynamische Linien, markante Leuchtsignatur.

Motorisch unterscheidet sich der RF nicht vom herkömmlichen MX-5 mit Stoffverdeck. Der 2-Liter-Benziner leistet 160 PS und das bei 1.130 kg Eigengewicht. Damit ist er zwar um etwas mehr als 100 kg schwerer als die Version mit Stoffdach, den Spaßfaktor bremst dies jedoch keineswegs. Im Gegenteli: Der Motor reagiert spontan, fast giftig, auf den kleinsten Gasbefehl. Immerhin sprintet der RF in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h (0,2 s langsamer als das Stoffhauberl). Er schlägt jenes mit seinem Topspeed von 215 km/h aber wiederum um 1 km/h. Somit sind die Performance-Unterschiede zwischen den beiden Bauweisen nur marginal.

Der Japaner mit Heckantrieb fährt sich gut, ist bei Nässe dennoch mit Vorsicht zu genießen. Den Beitrag dazu leistet nicht nur der Frontmotor, sondern auch das maximale Drehmoment von 200 Nm bei einer Drehzahl von 4.600 Touren. Seine Schaltung ist sehr knackig, die kurzen Schaltwege sind für einen Sportwagen perfekt. Hinzu kommt die entsprechende Soundkulisse des kernigen Motors, die uns mit einer Leidenschaft hin zu Tunneln zieht. Offen natürlich, um den Klang wirklich genießen zu können. Ansonsten ist der RF wegen des gut gedämmten Daches eher ein Leisetreter.

Sein Fahrwerk erscheint uns straff, aber nicht zu hart. Es schüttelt einen nicht durch, und das Langstreckenfahren ist nicht so ermüdend wie man glauben möchte. Somit hat der MX-5 auch Autobahnqualitäten. Nicht zuletzt lässt die sehr direkte Lenkung Kart-Feeling aufkommen. Überraschenderweise zeigte sich unser Testfahrzeug gar nicht so durstig, wie bei Rennsemmeln üblich. Der Bordcomputer bewegte sich im Bereich von 6,5 bis zu 7,2 Litern.

All jenen, die auf der Suche nach einem knackigen Funcar mit Frischluftfaktor sind und die Kart fahren lieben, jedoch lieber im unteren Preissegment bleiben wollen, denen sei der MX-5 RF ans Herz gelegt. Unseres hat er auf jeden Fall im Sturm erobert.

Was uns gefällt:

Immer noch ansprechendes Design, Funcar, direkte Lenkung

Was uns nicht gefällt:

wenige Ablagen, Fenster schließen nicht mit Dach mit

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1-
Verbrauch: 1-
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1-
Kofferraum: 2-
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2