Testbericht: Mercedes-AMG GT 63 S 4-Door

Mit dem AMG GT 4-Door hat Mercedes die sportlichen Gene des AMG GT mit den Vorzügen eines 4-Türer kombiniert. Wir verraten, ob diese Mischung geglückt ist.

Kaum ein anderer Hersteller hat sein Modellprogramm in den letzten 30 Jahren so stark ausgebaut wie Mercedes, es bleibt kaum noch eine Nische unbesetzt. Mit dem AMG GT 4-Door hat man jetzt auch Sportwagen und Luxusliner gekreuzt. Optisch bietet der AMG GT 4-Door eine interessante Mischung aus Stilelementen des AMG-GT und jenen des CLS, der als viertüriges Coupé schon die luxuriös orientierten Kunden mit sportlichem Hang bedient. Der AMG GT 4-Door soll genau das Gegenteil tun und sportlich orientiere Kunden mit einem Hang zu mehr Luxus und Platz ansprechen.

Für unseren Test haben wir das Topmodell der Baureihe mit beeindruckenden 639 PS (470 kW) gewählt. Bei Betrachtung der Preise wären beruhigende Mittel nicht schlecht, denn der Sportwagen mit Familientauglichkeit hat schon in Basisausstattung den Gegenwert eines kleinen Einfamilienhauses. Im Listenpreis von 204.190 Euro sind schon eine Menge Goodies enthalten, die Fahrspaß und luxuriöses Reisen ermöglichen.

Um den Endpreis unseres Testwagens von 245.686 Euro zu erreichen, hat man aber noch jede Menge luxuriöser und sehr ansprechender Ingredienzien hinzugefügt. Unter anderem wurden wir noch mit dem AMG Aerodynamik-Paket, dem AMB Carbon-Paket, dem Premium Plus Paket, dem Fahrassistenz-Paket Plus, 21"-AMG-Schmiederädern, Sportreifen, Schiebedach und einigem mehr verwöhnt.

Wie man es um diesen Preis erwartet, zeigt sich der AMG GT 63 S 4Matic+ 4-Door auch im Innenraum perfekt verarbeitet, luxuriös und am neuesten Stand der Technik. Das Interieur hebt sich dabei deutlich von den anderen 4-türigen Mercedes-Modellen ab und ist jenem des AMG GT sehr ähnlich. Auffällig ist dabei die wunderschön gestaltete Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer, die neben dem etwas zu weit hinten sitzenden Schalthebel für die Automatik auch noch über die Tasten für die Fahreinstellungen und das neue Touchpad verfügt.

Das bekannte Widescreen-Cockpit mit sportlich gestaltetem Digitaltacho bringt zudem einen sehr modernen Touch in den Innenraum. Dass statt einem Dreh/Drück-Rad nun ein Touchpad zur Steuerung des Infotainmentsystems bereit steht, sehen wir aber nicht als Fortschritt. Die Bedienung ist im Vergleich zum bisherigen System nämlich deutlich fummeliger geworden. Überhaupt ist die Bedienung der vielen Funktionen nicht sehr einfach, bis man zum Beispiel die Massagefunktion der Sitze aktiviert hat, muss man schon recht lange durch die unzähligen Menüs surfen.

Die klimatisierten Massagesitze selbst sind aber ein Traum. Bei Kurvenfahrt werden die Seitenwangen in Sekundenbruchteilen so angepasst, dass Fahrer und Beifahrer immer einen perfekten Halt haben. Gut gefallen hat uns auch das mit Alcantara bezogene AMG-Sportlenkrad, über das man auch einige Fahroptionen steuern kann.

Für einen Sportwagen bietet der AMG GT 4-Door viel Platz, im Fond wird es durch die schnittige Linienführung aber natürlich für groß Gewachsene etwas enger als bei anderen Fahrzeugen mit über fünf Metern Außenlänge. Das Kofferraumvolumen ist mit 461 Litern Fassungsvermögen aber großzügig dimensioniert und durch die große Ladeklappe auch gut zugänglich.

Aber natürlich ist der Motor das absolute Highlight an diesem Fahrzeug. Der 4,0 Liter-V8-Biturbo-Benziner verfügt über eine Leistung von 639 PS (470 kW) und liefert zwischen 2.500 und 4.500 U/Min ein maximales Drehmoment von 900 Nm. Schon im normalen Fahrmodus verspürt man Kraft ohne Ende, kann den sportlichen Viertürer aber auch im ganz normalen Alltag komfortabel bewegen. Stellt man die Federung auf "Comfort" und geht mit dem Gaspedal ganz sachte um, dann hat man eine ideale Reiselimousine mit hohem Kraftpotenzial.

Wer den für dieses Auto gedachten absoluten Fahrspaß genießen möchte, sollte alle Systeme in den Sport- oder Sport+ -Modus bringen. Hier wird auch der ohnedies schon gewaltige Sound des V8-Biturbos nochmals deutlich schärfer. Motorbegeisterte Insassen werden einen Grinser bis über beide Ohren aufziehen, die Nachbarn dafür eher das Kriegsbeil ausgraben. In nur 3,2 Sekunden sprintet man aus dem Stand heraus auf Tempo 100 km/h, und der Vorwärtsdrang endet erst bei 315 km/h, was wir aus Liebe zu unserem Führerschein aber leider nicht testen konnten.

Der Mercedes klebt dabei förmlich auf der Straße und lässt sich dank des 4Matic+ Allradantriebs auch nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Trotz aller Technik spürt man die Kräfte des Autos im Lenkrad, wenn man die volle Leistung abruft. Die Schaltung erfolgt über das AMG Speedshift MCT 9G-Getriebe, das für schnellstmögliche und dennoch sanfte Schaltvorgänge sorgt. Jeder noch so kleine Tritt aufs Gaspedal wird sofort in Kraft umgesetzt, und man erlebt aus jedem Geschwindigkeitsberiech heraus atemberaubende Fahrleistungen.

Mit einer Länge von 505 cm und einer Breite mit ausgeklappten Spiegeln von 206,9 cm ist der AMG GT 4-Door auf kurvigen und engen Straßen nicht gerade der größte Spaßbringer. Aber irgendwelche Kompromisse muss man nun mal eingehen, wenn man zwei Fahrzeugkonzepte verbindet. Man kann eben nicht Sportwagen und Familienlimousine gleichzeitig haben, ohne dass sich auch gewisse Nachteile aus beiden Konzepten ergeben. Dass der AMG GT 4-Door mit einem Leergewicht von 2.120 kg auch kein Leichtgewicht ist, merkt man durch die enorme Leistung aber nicht.

Zumindest nicht beim Fahren, an der Tankstelle schon. Um an die vom Werk versprochenen 11,3 Liter pro 100 Kilometer zu kommen, sollte man am besten ein anderes Fahrzeug wählen. Wer diesen Wert erreicht, hat sich den AMG GT 63 S 4Matic+ 4-Door nämlich nicht verdient. Wir haben im Schnitt 16 Liter verbraucht, ein Wert, der Kunden die knapp eine viertel Million Euro für ein Auto ausgeben, aber nicht abschrecken wird.

Fazit: Mit dem Mercedes-AMG GT 63 S 4Matic+ 4-Door hat Mercedes auf jeden Fall ein einzigartiges Auto auf die Räder gestellt. Die Zielgruppe ist zwar sehr klein, aber wer es sich leisten kann, bekommt mit diesem Auto einen familientauglichen Sportwagen der Extraklasse. Schön, dass es auch noch Autos gibt, die man nicht aus Vernunft, sondern mit Herz (und natürlich viel Geld) kaufen kann. Der Luxusliner mit dem Sportwagenfeeling hat uns jedenfalls viel Spaß gemacht.

Was uns gefällt:

Das Design, der Innenraum, die klimatisierten Massagesitze, der Motor, der Fahrspaß, die Kraftentfaltung, die Straßenlage

Was uns nicht gefällt:

Der Preis, der Verbrauch, dass man für dieses Auto bei uns 83.945 Euro an Steuern zahlt und in Deutschland "nur" 39.074 Euro

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 4
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 3-
Kofferraum: 2
Ablagen: 1-
Übersichtlichkeit: 3