Testbericht: Opel Astra Sports Tourer mit Erdgas-Antrieb

Auf der Suche nach alternativen Antrieben setzt Opel mit dem Astra auf Erdgas. Ob damit die Entwicklung auf diesem Sektor aus dem Dornröschenschlaf gerissen wird, lesen Sie im folgenden Testbericht.

Recherchiert man im Internet zum Thema Erdgas als Fahrzeugantrieb, so werden zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Antriebsarten aufgezählt. Allen voran der günstigere Treibstoffpreis in Kombination mit dem Verbrauch sowie geringere CO2-Emissionen. Ersteres stimmt auf jeden Fall. Derzeit liegt der Treibstoffpreis bei 1,08 Euro (Wien, Stand 16.4.2019), doch die Tatsache, dass laut ÖAMTC 15 Tankstellen auf der Suchseite für Wien (24 in ganz NÖ) erscheinen, macht klar, dass man in der Nähe einer solchen Tankstelle wohnen sollte, um wirklich zufrieden zu sein. Auch wenn der 13,7 Liter Benzin-Reservetank noch etwa 150 km Spielraum zu einer der derzeit 157 öffentlichen Gastankstellen in Österreich erlaubt.

In der Anschaffung beginnt der Astra Sports Tourer CNG bei 25.399 Euro (Aktionspreis laut vorliegender Liste) für das Topmodell "Innovation" und liegt damit mitten drin in der Preispalette. Dafür hat der Kombi wirklich alles serienmäßig an Bord, was den Alltag erleichtert und das Fahren mit ihm komfortabler macht. So gibt es für den Innenraum eine dezente Ambientebeleuchtung in der Dachkonsole und in den Türen, eine verschiebbare Mittelarmlehne mit Staufach und Getränkehalter und die mit Gütesiegel ausgezeichneten Ledersitze für Fahrer- und Beifahrer, deren vielfache Verstellmöglichkeit und hervorragende Polsterung ein ermüdungsfreies Fahren auch bei längeren Distanzen versprechen.

Als weitere Zuckerl gibt es für den Sports Tourer serienmäßig eine elektrische Heckklappe mit Fußsensor, eine Frontkamera mit Abstandsanzeiger, Kollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung, Verkehrsschild-, Spur- und Spurhalteassistent. Selbstverständlich kommt die Innovation-Ausstattung nicht ohne entsprechende Pakete aus, daher gibt es bereits ab Werk das Licht-, Sicht- sowie das Winter-Paket 1. Eine Zweizonen-Klimaanlage, ein Parkpilot hinten bzw. das schlüssellose Zutrittssystem schließen den vom Hersteller doch sehr gut gepackten Ausrüstungsrucksack.

Doch dabei soll es bei unserem Astra nicht bleiben. Deshalb wurde noch einmal gründlich in der Ausstattungskiste gekramt, und heraus kamen einige weitere Pakete und Features, die man nicht mehr missen möchte: Wie zum Beispiel die im Verhältnis 40:20:40 dreifach geteilte Rückbank, die den Laderaum von 540 Litern auf 1.630 Liter noch flexibler erweitert (Innenraum Paket), oder das Akustikpaket, das dank einer laminierten Verglasung eine noch höhere Lärmreduktion für den Innenraum verspricht. Während unseres Tests merkten wir eigentlich keinen großen Unterschied, hier müsste man wirklich zwei idente Fahrzeuge gegenüberstellen. Generell ist der Opel-Kombi ein gut isoliertes Fahrzeug, in dem man kaum Wind- und Rollgeräusche wahrnimmt.

Wer sich das Einparken mit dem 4,70 m langen Opel nicht zutraut, kann dies mit einem Kreuzerl auf der Optionsliste dem Assistenten aus dem Parkassistenzpaket überlassen. Dadurch wird das Fahrzeug rundherum mit Sensoren bestückt und erhält eine Rückfahrkamera sowie einen Tot-Winkel-Warner. Auch wenn wir froh sind, dass nun endlich der Frühling Einzug hält, wärmt das Winter-Paket 2 nicht nur die Sitze vorne und hinten, sondern auch die kalten Hände am Lenkrad noch bevor der Motor wirklich Betriebstemperatur hat. Außerdem inkludiert dieses Paket zwei USB-Anschlüsse hinten. Damit ist es beinahe ein Must-Have für Familien, denn dank Wlan-Hotspot (OnStar) sind der Freiheit von Smartphone und Tablet keine Grenzen gesetzt, und im Fond herrscht Zufriedenheit.

Letztendlich noch zwei wesentliche Details, die man, einmal kennen gelernt, nicht mehr missen möchte: Zum einen das IntelliLux-LED-Matrix Licht, welches das Licht auf der Fahrbahn je nach Situation und Geschwindigkeit verteilt. Zum anderen verzichtet man heute ungern auf 8-Zoll-Touchscreens, über welche man nicht nur die komplette Multimediaanlage steuern kann, sondern die uns dank Navi 900 IntelliLink Europa auch den schnellsten Weg ans Ziel zeigen. Die optionale Smartphonehalterung "PowerFlex Bar Adapter" ist unserer Ansicht nach entbehrlich, mit knapp 100 Euro macht sie jedoch keinen großen Sprung beim Preis aus. Mit Wärmeschutzverglasung und Schneeweiß-Sonderlackierung beläuft sich unser Testwagen-Gesamtpreis auf 31.028 Euro.

Genauso unauffällig wie sein Äußeres zeigt sich auch das Interieur unseres Opel. Klare Linien, saubere Verarbeitung, hochwertige Materialien, der gewohnte Rüsselsheimer Stil. Wir finden alles an den gewohnten Plätzen, lediglich im Display unseres Astra gibt es nun eine zweite Verbrauchsanzeige für den Erdgastank. Selbst wenn der Astra Sports Tourer eher zur kompakten Karosseriegröße gehört, fühlt man sich weder vorne noch auf den hinteren Plätzen eingeengt. Vorne gibt es genügend Kopf- und Schulterfreiheit, der Fußraum hinten ist zwar bei langbeinigen Fahrern nicht üppig, aber absolut ausreichend.

Die drei Personen auf der Rückbank sollten eher zarter gebaut sein, sonst wird es gar sehr kuschelig. Reisen jedoch nur vier Personen im Astra, so kann sogar eine Mittelarmlehne hinten ausgeklappt werden. Zahlreiche Ablagen in den Türen und in der Mittelkonsole lassen einiges verstauen. Der eingangs erwähnte große Laderaum kann per Kick geöffnet werden oder einfach vom Fahrersitz aus. Hier hat wirklich alles Platz, was man mit Kind und Kegel oder in der Freizeit braucht. Eine Abdeckrollo schützt das Ladegut vor neugierigen Blicken.

Motorisch basiert unser Erdgas-Astra auf dem 1,4 Liter-Turbo-Vierzylinder-Benzinaggregat und leistet 110 PS. Diese sind jetzt zwar keine Vortriebswucht, jedoch ausreichend genug, um im Alltagsverkehr gut mitzuschwimmen. Der Erdgasantrieb bleibt puncto Fahrleistung oder Beschleunigung eher unauffällig. Der Astra zieht gut durch, und man kann ihn dank des serienmäßigen Sechsgang-Getriebes auch entspannt bewegen, ohne viel im Getriebe rühren zu müssen. Genau das, was man von einem Auto seiner Klasse erwartet. Bereits ab 2.000 Umdrehungen verfügt unser Testfahrzeug über 200 Nm Drehmoment, also ordentlich Kraft von unten heraus. Dies ermöglicht ihm so den Sprint auf 100 km/h in 13 Sekunden. Bei Tempo 200 ist dann Schluss mit dem Vortrieb.

Nach etwa 300 km Testfahrt durch die Stadt und auf der Autobahn fehlten 15,4 kg CNG, was einen ungefähren Verbrauch von 5,1 kg /100 km ergibt und uns deutlich weniger bei der Tankstelle zahlen lässt. Später gelang es uns sogar, den Bordcomputer zu einer Anzeige von 4,7 kg im Durchschnitt zu überreden, da waren wir aber eine längere Strecke überland unterwegs.

In Sachen Umweltschutz finden wir den Vorsprung der Erdgasfahrzeuge innerhalb der Astra-Produktpalette nicht wirklich herausragend. Unser Testfahrzeug emittiert 116 g/km. Der mit dem gleichen Motor ausgestattete 105 PS-Benziner liegt bei 110 g/km, und der PS-gleiche Selbstzünder hält ebenfalls bei 116 g. Erst bei den stärkeren Motoren ab 125 PS fällt der Unterschied deutlicher zugunsten der CNG-Fahrzeuge aus.

Puncto Handling und Fahrwerk gibt es bei unserem Opel keine unangenehmen Überraschungen. Die Auslegung in Richtung Komfort wurde nicht übertrieben, und so kann man mit dem Astra durchaus Bergstraßen zügiger durchfahren, was wiederum den Fahrspaß deutlich anhebt. Beim Rangieren bleibt der Kombi dank der Sensoren und der Rückfahrkamera recht übersichtlich.

Unser Fazit: Der Opel Astra Sports Tourer CNG in der Innovation-Ausstattung, ist für all jene eine Überlegung wert, die (derzeit) günstiger tanken wollen. Außerdem erscheint uns der Anschaffungspreis sehr attraktiv. Vor allem packt Opel hier wirklich alles an Goodies hinein, was die Regale hergeben. Generell gehört der Sports Tourer zu den idealen Langstreckenautos für Vertreter und Co., die auch einiges mitführen möchten. Sein Preis-Leistungspaket stimmt auf jeden Fall. Unser Astra zeigt sich sowohl beim optischen Auftritt als auch bei Fahrleistung und Fahrverhalten angenehm unauffällig. Lediglich die Versorgungsdichte mit Erdgastankstellen könnte allgemein noch verbessert werden. Vergessen sollte man auch nicht: Auch Erdgas ist und bleibt ein fossiler Brennstoff.

Was uns gefällt:

Ausstattung, gute Raumaufteilung, Parksensoren/Parkassistent

Was uns nicht gefällt:

ein wenig mehr Pep könnte nicht schaden - sehr dezenter, neutraler Auftritt; die Gesamtreichweite liegt aufgrund der Tankgröße unter der eines Diesels und beim aktuellen Tankstellennetz müssen daher lange Roadtrips gut geplant sein

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1-
Verbrauch: 1-
Fahrleistung: 1-
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 2
Kofferraum: 1
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 2