Testbericht: Porsche 911 Carrera 4S Coupé

Der Porsche 911 ist in der neuen Generation wieder stärker geworden. Im folgenden Testbericht verraten wir, was sich bei der Sportwagenikone alles geändert hat.

Seit 1963 ist der Porsche 911 eine fixe Größe im Sportwagensegment, 2018 wurde die bereits achte Generation präsentiert. Porsche schafft es dabei, von Generation zu Generation die klassische Linienführung immer wieder neu zu interpretieren. Die Designer sind hier keinesfalls zu beneiden, es ist mit Sicherheit deutlich schwieriger einen neuen 911er zu gestalten, als irgendein komplett neues Fahrzeug.

Eines kann man auf Anhieb sagen: Einen so guten Job wie bei der jetzigen Generation haben die Designer schon lange nicht gemacht. Egal von welcher Seite aus man den neuen 911er betrachtet, er zeigt sich so modern und dynamisch wie nie zuvor. Während die Frontpartie nur im Detail verändert wirkt, zeigt sich das knackige Heck in komplett neuem Design. Das durchgängige Leuchtband steht dem neuen 911er sehr gut, und die Mischung aus scharfen Kanten und runden Formen lässt das Heck jetzt noch breiter und sportlicher wirken. Als erste Version hat Porsche den Carrera S eingeführt, für unseren Test haben wir uns die Allradversion als Coupé geholt.

Natürlich hat beim Modellwechsel nicht nur das Design an Format gewonnen, auch der Preis ist weiter nach oben gewandert. In der schon recht guten Basisausstattung kommt der Porsche 911 Carrera 4S Coupé auf 155.478 Euro. Unser Testfahrzeug wurde darüber hinaus noch mit allem ausgerüstet, was gut und teuer ist. Beim Kebap-Haus würde die Bestellung "mit allem und scharf" lauten, wenn man sich die Konfiguration anschaut und auf den Endpreis von 208.333 Euro blickt.

Unter anderem sind wir mit einem Abstandsregeltempomat, einem Bose Surround Sound System, der Ganzlederausstattung, Hinterachslenkung, LED-Matrix-Hauptscheinwerfern inkl. PDLS Plus, dem Liftsystem für die Vorderachse (ein Extra, das man keinesfalls vergessen sollte!), einem Nachtsichtassistenten, der Porsche Dynamic Chassis Control, 20"/21"-Felgen, dem Sport Chrono Paket, einer Sportabgasanlage, klimatisierten Sitzen mit elektrischer Verstellung und Memory und noch einigen weiteren Goodies verwöhnt worden.

Wie schon bei der Karosserie zeigt auch der Innenraum wieder einen Mix aus alter Tradition und modernem Design bzw. moderner Technik. Beim Tacho hat man wie gewohnt den analogen Drehzahlmesser prominent in der Mitte platziert, flankiert wird er von digitalen Anzeigen, die der Fahrer teilweise auch selbst konfigurieren kann. In der Mittelkonsole befindet sich das neue "Porsche Communication Management", wie Porsche sein Infotainmentsystem nennt. Das 10,9" große Display kann mit einer gestochen scharfen Auflösung und einer sehr schönen Darstellung von Navi-Karten und Menüs aufwarten. Die Bedienung ist intuitiv und selbsterklärend, obwohl der neue Porsche 911 über jede Menge an Features verfügt.

Sehr schön gelöst und in komplett neuem Design zeigt sich auch der untere Bereich der Mittelkonsole, der nun flacher in Richtung der Sitze verläuft und den Automatikstick, die Klimasteuerung und weitere wichtige Tasten beheimatet. Fahrer und Beifahrer können sich über ausgesprochen bequeme Sportsitze und viel Platz freuen. Im Fond finden hingegen nur jene Platz, die an sich selbst die Origami-Faltkunst anwenden können, der Porsche 911 sollte der Einfachheit halber als reiner Zweisitzer bezeichnet werden. Der Kofferraum befindet sich unter der Fronthaube und fasst 132 Liter, womit ein kleiner Einkauf im Supermarkt untergebracht werden kann. Wer sich einen Porsche 911 kauft, achtet aber ohnedies viel mehr auf den Fahrspaß, als den praktischen Nutzwert.

Porsche wäre nicht Porsche, würde nicht die neueste Evolutionsstufe der Sportwagenikone wieder noch mehr Kraft und Fahrspaß bieten. Im Falle des 911 Carrera S bedeutet dies, dass der 3,0 Liter-6-Zylinder-Boxermotor mit Biturbo auf nunmehr 450 PS (331 kW) kommt. Zwischen 2.300 und 5.000 U/Min liefert der Motor ein maximales Drehmoment von 530 Nm. Wie gewohnt wird der Motor per Drehschalter links neben dem Lenkrad zum Leben erweckt. Der Sound ist dabei grandios wie immer. In eng verbautem Siedlungsgebiet hat man aber auch die Chance, schon beim Start die gesamte Nachbarschaft aufzuwecken.

Lustigerweise ist der 911er innen deutlich leiser als von außen. Die Geräuschkulisse wird erst im Sport-Modus und bei voller Beschleunigung im Innenraum deutlich höher, und der Motor liefert sich in Bezug auf den Klang ein wirklich heißes Rennen mit dem vorzüglichen Bose-Soundsystem. Schon im "Normal"-Modus fährt sich der 911er spektakulär, so dass man kaum glauben kann, dass im Sport-oder Sport Plus-Modus noch mehr Fahrspaß möglich ist. Aber: Der Fahrspaß wird in den beiden Sport-Modi zum Höhepunkt getrieben.

Für den Sprint von 0 auf 100 km/h vergehen mit der Launch Control nur 3,4 Sekunden, was sich in der Praxis in etwa so anfühlt, wie wenn man mit einem Düsenjet beschleunigt. Bleibt man am Gas, erreicht man nach 12,4 Sekunden Tempo 200 km/h. Aber auch beim Zwischensprint zeigt sich der Porsche jederzeit mit mehr als ausreichenden Kraftreserven gesegnet. Überholvorgänge absolviert man damit schneller als der ängstliche Beifahrer einen Schrei ausstoßen kann. Das 8-Gang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe hat jederzeit den passenden Gang parat und wechselt die Gänge schneller als der Radarblitz auslöst, womit wir schon beim einzigen sind, was im 911er schwer fällt: Sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Schon ein Millimeter das Gaspedal weiter gedrückt, und man ist bereits 10 km/h schneller. Zum Glück gibt es den adaptiven Tempomat, der vor allzu großen Schwierigkeiten mit den Damen und Herren von der Rennleitung schützt.

Am meisten Spaß macht der 911er aber ohnedies auf kurvigen Bergstraßen. Dank der Hinterradlenkung und der Porsche Dynamic Chassis Control lässt sich der Sportwagen mit einer Leichtigkeit über enge Kurven ziehen, dass man sich schon beim Kurvenausgang auf die nächste Kurve freut. Die direkte Lenkung und eine Straßenlage, bei der man glaubt, man wird vom Asphalt in wundersamer Weise angezogen, runden die Faszination des neuen 911er ab.

Falls sich bei diesem Auto wirklich jemand für den Verbrauch interessiert: Die vom Werk angegebenen 9,0 Liter sind schaffbar, man hat sich den Porsche dann aber sicher nicht verdient und sollte etwas Anderes fahren. Wir sind im Schnitt auf 11,3 Liter gekommen, jene, denen ihr Führerschein nicht so wichtig ist, sollten mit noch etwas mehr kalkulieren.

Eines kann man auf jeden Fall sagen: Die neue Generation des Porsche 911 ist wieder bis ins kleinste Detail faszinierend und macht noch mehr Spaß als der Vorgänger.

Was uns gefällt:

Das Design (vor allem das Heck), der Fahrspaß, die Leistungsentfaltung, der Innenraum, die Straßenlage, die Sitze und nochmals der Fahrspaß

Was uns nicht gefällt:

Dass es keine Kontrollleuchte für das Licht im digitalen Cockpit gibt

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1++
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 5
Kofferraum: 5
Ablagen: 3
Übersichtlichkeit: 3