Renault Clio 120 PS Benziner - Testbericht

Im Sommer 2016 hat Renault das Facelift seines Kompaktschlagers Clio vorgestellt. Ob die neue Version den deutschen Mitbewerbern erneut die Stirn bieten kann, lesen Sie im folgenden Testbericht.

Für unsere Testzwecke haben wir uns den stärksten Benziner (abgesehen von den R.S. Modellen) mit 120 PS in der Topausstattung "Intens" näher angeschaut. Mit einigen zusätzlichen Features soll der Stadtflitzer nicht nur seine Citytauglichkeit unter Beweis stellen. Der Clio "Intens" macht seinem Namen alle Ehre, denn allein die Serienausstattung ermöglicht dem Fahrer, den Franzosen so richtig intensiv zu erleben. Der Preis dafür liegt mit 18.650 Euro in einem durchaus akzeptablen Bereich. Außen wird der Kompakte dafür mit Pure Vision Voll-LED-Scheinwerfern ausgerüstet, die optisch ansprechend von einem C-förmigen Tagfahrlicht umrahmt werden. Sogar bei den Heckleuchten findet man diese neue Leuchtsignatur.

Das Lookpaket außen in Chrom gehört ebenfalls zu den Merkmalen dieser Ausstattung. So verleihen Chrom-Dekorleisten im Kühlergrill, im Flankenschutz und auf der Heckklappe dem Clio ein adrettes Aussehen. Selbstverständlich dürfen solche Leisten auch unter den Seitenfenstern nicht fehlen. Im Innenraum geht es den Franzosen in erster Linie um mehr Komfort. Neben den elektrischen Fensterhebern für vorne und hinten gibt es zusätzlich eine Klimaautomatik an Bord. Regen- und Lichtsensor sorgen für bestmögliche Sichtverhältnisse, und das Suchen nach dem Schlüssel hat nun ein Ende gefunden.

Immerhin betritt und startet man den Clio schlüssellos. Nach dem Verlassen reicht es, sich nur ein paar Schritte zu entfernen, und der Renault verriegelt sich von selbst. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn man buchstäblich alle Hände voll zu tun hat. Taschen an den Rückseiten der Vordersitze, genügend Staufächer in den Türen oder der Mittelkonsole bieten Platz für alles Notwendige.

Obwohl die Serienausstattung noch viele zusätzliche Features parat hält, hat man bei unserem Testfahrzeug nicht an Extras gespart. Allen voran sei hier die Spezial-Metalisee-Lackierung Atacama-Rot genannt, die mit etwas über 600 Euro zu Buche schlägt. Die regulären 16-Zoll-Leichtmetallfelgen "Pulsize", die normalerweise Teil der "Intens" sind, wurden gegen fesche 17-Zöller mit der Bezeichnung "Optemic" in Schwarz-glanzgedreht getauscht. Die abgedunkelten Scheiben ab der B-Säule sind nicht nur Sonnen-, sondern auch ein guter Sichtschutz.

Unser Testclio wurde weiters mit drei Sonderpaketen bestückt. Da sei zunächst das Touch-Color-Paket innen erwähnt, das nicht nur das neue Drei-Speichen-Sportlederlenkrad besitzt, sondern darüber hinaus Umrahmungen der Lüftungsdüsen und des Schalthebels in schwarzem Klavierlack. Apropos Schalthebel: Der Schaltknauf ist beim neuen Clio komplett aus Metall. Dies schaut zwar schick aus, bringt jedoch die Nachteile von Metall bei sehr kalten (und wahrscheinlich auch sehr heißen) Temperaturen mit sich.

Das City-Paket Plus ist für all jene empfehlenswert, die sich nicht lange im Stadtverkehr abmühen wollen. Rangieren und Durchfahren von engen Gassen und Passagen sind mit dem Clio mit seinen zahlreichen Parksensoren rundherum und einer Kamera kein Thema. Zumal er wirklich sensibel agiert und sogar Randsteinkanten erfasst und damit beim Parken parallel zur Straße die Felgen vor Abschürfungen schont. Außerdem klappen die Spiegel elektrisch ein, auf Wunsch sogar in Kombination mit dem Versperren. Wer Zeit hat und sich lieber auf das Können des Franzosen verlässt, überlässt das Lenken beim Ein- und Ausparken einfach dem Parkassistenten. Wir halten dies für ein nettes, jedoch aufgrund der Übersichtlichkeit des Clio nicht unbedingt besonders notwendiges Feature.

Im Komfort-Paket rüstet Renault den Kleinen mit einer Mittelarmlehne und beheizbaren Vordersitzen aus, auf welchen man überaus komfortabel und mit gutem Seitenhalt gerüstet sitzt. Zwar besitzt unser Testfahrzeug in der Serienausstattung bereits ein Multimediasystem mit 7-Zoll-Touchscreen einschließlich Bluetooth, DAB+, Radio und USB-Anschluss. Dieses wurde aber durch das Radio-Navigationssystem R-LINK Evolution ergänzt und mit dem BOSE-Surround-Soundsystem bestückt. Letzteres schmälert überdies die Ladekapazität auf 230 Liter statt der üblichen 300. So muss man sich entscheiden: Lieber perfekten Sound oder mehr Platz. Immerhin kommt man mit dem Umlegen der 2. Sitzreihe auf 1.146 Liter, was nun doch für größere Transporte reicht.

Inklusive all der genannten Extras erhöht sich der Kaufpreis unseres Clio auf 22.411,10 Euro, was uns jedoch immer noch nicht schreckt. Denn der Kompakte verfügt über ein angenehmes Platzangebot im Fahrgastraum. Egal ob vorne oder hinten, man fühlt sich nie beengt. Eine Dreierbelegung hinten ist, wie bei den Mitbewerbern auch, nur für kurze Strecken und im Notfall gedacht, ansonsten kommt es schon beim gleichzeitigen Anschnallen zu Querelen.

Motorisch überzeugt der 120 PS starke Turbobenziner auf ganzer Linie. Sein Hubraum von 1.197 Kubik erscheint uns in der Größe bezogen auf die Leistung ideal dimensioniert. Dank seiner Turboaufladung wirkt der Motor sehr kraftvoll in der Entfaltung und über das ganze Drehzahlband hin homogen. Das maximale Drehmoment, das der Clio schon bei 2.000 Touren umsetzen kann, gibt Renault mit 205 Nm an. Seine Power wirkt nicht brachial wie bei einer Rennsemmel wie dem R.S., doch den Sprint auf 100 km/h meistert er problemlos in 9,0 Sekunden, was uns doch den einen oder anderen Vorteil bei der Ampel einbringt. Überland macht der Clio ebenso großen Spaß. Ein Ende setzt der Hersteller erst bei 182 km/h fest. Dabei halten sich die Wind-, Roll und Motorgeräusche bei hohen Geschwindigkeiten in einem angemessenen Rahmen.

Der 120 PS Benziner ist der einzige mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe. Alle anderen Clio-Benziner besitzen ein 5-Gang-Schalt- oder ein EDC-Doppelkupplungsgetriebe. Hier fällt uns deren gute Abstimmung besonders positiv auf. Die Schaltwege sind kurz, und die Gänge rasten präzise ein. Einzig der Metallknauf ist - wie schon erwähnt - nach nächtlichen Minusgraden Schaltfaulheit-unterstützend. Doch sogar untertouriges Fahren macht dem Clio dank der Turboladung nichts aus.

Unser Testfahrzeug wurde bereits mit der ECO-Taste für einen noch sparsameren Verbrauch ausgestattet. Zusätzlich besitzt er ein Start-Stop-System. Renault gibt als Richtwert für die Stadt 6,8 Liter und im Durchschnitt 5,3 Liter an. Während unserer Testzeit zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 7,1 Litern, wobei bei winterlichen Temperaturen alle Stromabnehmer einiges zu tun hatten.

Bei der Lenkung achteten die Franzosen primär auf die Stadttauglichkeit, so fanden wir sie recht leichtgängig, sie gab aber trotzdem bei höheren Geschwindigkeiten das notwendige Feedback, um sich stets sicher zu fühlen. Ebenso gut ausbalanciert erschien uns das Fahrwerk - straff wenn nötig, komfortabel für städtische Gegebenheiten.

Insgesamt gelang Renault mit dem neuen Clio ein gutes Update seines Verkaufsschlagers. Uns überzeugte nicht nur seine Optik. Der kompakte Franzose erscheint uns als ein idealer Stadtflitzer mit guten Überlandeigenschaften. Seine vier Meter Länge wurden im Innenraum perfekt genutzt, und die Verarbeitung passt ebenfalls. Dazu der Preis, der in Anbetracht der gebotenen Leistung durchaus gerechtfertigt ist. Hier steht auf jeden Fall ein Kompakter, der den deutschen Pendants durchaus die Stirn bieten kann.

Was uns gefällt:

Motorisierung, Verbrauch, Außendesign

Was uns nicht gefällt:

Sehr sensible Parksensoren, Metallschaltknauf

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1-
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 2
Kofferraum: 2
Ablagen: 1-
Übersichtlichkeit: 2