Renault Megane RS Trophy-R – Testbericht

„Tuat ma lad, Herr Inspektor“ ist nicht nur ein Hit von Seiler und Speer, sondern wird dem Trophy-R Besitzer auch manchmal über die Lippen kommen.

Immerhin hat man ja nicht täglich die Gelegenheit, einen französischen Vollblutsportler im Alltag zu bewegen, und selbst für die Exekutive sind solcherlei Fahrzeuge wahrscheinlich eher die Ausnahme. Denn wir sprechen hier nicht von einem null-acht-fünfzehn getunten Kompaktwagen, sondern über ein waschechtes Serienrennfahrzeug mit Rekorden am Nürburgring und in Spa.

Einem Trophy-R zu begegnen wird genauso selten sein, wie einen zu besitzen, denn die Auflage liegt bei 500 Stück weltweit. 8 davon gibt es in Österreich, und unser Testfahrzeug hat die Nummer 109 dieser exklusiven Auflage. Der Preis liegt dafür bei 60.740,- Euro. Die einzige Option wäre das Rekord-Paket, mit dem 30 Stück ausgerüstet wurden.

Dieses umfasst Carbon-Felgen, Carbon-Keramik Bremsanlage von Brembo sowie Air Intake anstatt R.S. Vision-Leuchten in der Stoßstange.

Im Gegensatz zum herkömmlichen Trophy besitzt unser Tester das richtige Renngewand. Fetzige Schriftzüge und Aufkleber sowie große Lufthutzen auf der Motorhaube sorgen für den richtigen Auftritt vorm Stadtcafé.

Der Carbon-Heckdiffusor und die Akrapovic-Titan-Auspuffanlage sind ebenfalls Erkennungsmerkmale unseres scharfen Geräts.

Mit dem Schlüssel in der Hosentasche verschafft man sich Zugang zum Fahrzeug. Wer dann jedoch respektvoll vor der offenen Tür verharrt, wird vom Trophy erst einmal angebrüllt. Da wir aber nicht schreckhaft sind, steigen wir ein. All jene, die bereits einmal Rennluft am Fahrersitz schnuppern durften, fühlen sich gleich wieder wie zuhause.

Ja sogar nach 10 Jahren Abstinenz vom Rallyesport vermisst man sofort die 5-Punkt-Gurte, die man aber problemlos montieren könnte, denn die Sabelt-Rennschalensitze in Schwarz mit roten Ziernähten haben die notwendigen Aussparungen.

Sportsitze bieten perfekten Halt

Das klassische Renngestühl kann jedoch nur in der Länge, nicht aber im Neigungswinkel der Lehne verstellt werden. Selbst wenn das Lenkrad sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe justierbar ist, wird es nicht für jeden Fahrer einfach, eine passende Sitzposition zu finden. Hier geht man manchmal Kompromisse ein.

Per Knopfdruck wird das 300 PS-Monster zum Leben erweckt – und die Nachbarschaft ebenfalls. „Nur Lärmfahrer sind hörbarer“, sagte schon der Kabarettist Roland Düringer.

Das Sechs-Gang-Schaltgetriebe lässt sich knackig schalten, obwohl die Schaltwege nicht ultrakurz sind. Vor allem in Zeiten der Doppelkupplungsgetriebe und der Schaltpaddles finden wir das herkömmliche, mechanische Getriebe eine willkommene Abwechslung.

Mit einem Kampfgewicht von knapp 1.319 Kilogramm ist der Trophy-R um etwa 100 Kilo leichter als der normale Trophy. Grund dafür ist unter anderem die fehlende hintere Sitzbank. Diese wurde durch eine Kunststoffabdeckung und eine Domstrebe ersetzt.

Auf die herkömmliche Hutablage wurde zugunsten eines Netzes verzichtet. Würde ja bei einem Rennauto eher blöd aussehen. Genauso wie die fehlenden Fensteröffner bei den hinteren Scheiben, die somit nicht geöffnet werden können.

Durch diese Umbauten eignet sich der Trophy-R jedoch hervorragend als „Transportwagerl“. Nach dem Motto „kein Weg zu weit“ übernimmt man mit ihm gerne jegliche Fuhr. Immerhin geht es ja flott.

Gewichtsreduktion an vielen Stellen

Weitere Gewichtsreduktionen machen sich bei der Motorhaube bemerkbar. Diese ist aus Carbon und Blech. Spezielle Alu-Felgen sparen nochmals zwei Kilo, und nicht zuletzt fehlt dem Kompaktsportler der Heckscheibenwischer. Solche Maßnahmen kennt man bereits von den Porsche RS-Modellen, dort muss man sogar den Radio extra ordern. Nun, jedes Gramm zählt.

Dafür tritt die Performance des 1,8 Liter-Benziners noch stärker als bei den motorgleichen Brüdern in den Vordergrund. Die Diät hat dem Franzosen sichtlich gutgetan. Von 0 auf 100 km/h sprintet der R nicht wie seine Brüder in 5,8 Sekunden, sondern in 5,4 Sekunden.

Kein Wunder, denn immerhin stemmt der Kompakte 400 Nm auf die Kurbelwelle und damit Vortrieb ohne Ende. Von 80 auf 120 km/h braucht er im 3. Gang 2,9 Sekunden, und aus dem Stand erreicht er nach 24,5 s den ersten Kilometer. Renault weist den Trophy-R erst bei 262 km/h in die Schranken. Aber nicht nur die Beschleunigung, sondern auch die Kurvenlage ist dank des Gewichtsverlusts spürbar besser.

Apropos Kurvenlage: Selbst bei feucht-trockener Strecke liegt der Spielzeugrenner hervorragend. Das Cup-Fahrwerk mit Öhlins-Dämpfern und die in unserem Fall aufgezogenen Bridgestone-Pneus passen sehr gut.

Selbstverständlich ist der Trophy-R durch sein bretthartes Fahrwerk und die 245/35 R19-Reifen eher ein Schlaglochsuchgerät als eine komfortable Sänfte, aber wen das Peppeln auf der Autobahn nicht stört, für den ist der Renault auch Überland gut geeignet.

Als Komfortfeature hält unsere Rennmaschine einen kleinen Schalter in der Mittelkonsole für den Tempomat bzw. Speedlimiter parat. Gerade wenn man den rosa Schein nicht mit dem Fahrtwind flatternd verlieren möchte, könnte dieser Schalter doch sehr hilfreich sein.

Feingefühl ist bei Nässe gefragt

Feingefühl ist nicht nur bei der Einhaltung der Verkehrsregeln gefragt, sondern auch bei schlechten Fahrbahnverhältnissen. Um bei Regen bzw. regennasser Strecke leicht von der Ampel wegzukommen, benötigt es etwas Gefühl bei Kupplung und Gas, denn das ESP schlägt erbarmungslos zu.

Unser Trophy-R ist aber nicht nur ein Fahrzeug, sondern auch ein Bremszeug, denn dank der geschlitzten Scheiben auf der Brembo-Anlage bremst das Zeug und zwar ohne mit der Wimper zu zucken.

Für die Verbindungsetappen während der Alltagsrallye hat man bei unserem Tester die Möglichkeit, das Motor-/Ansprechverhalten von Comfort (*gg*) über Normal (*g*) bis hin zu Sport und Race einzustellen. Wobei der Sport-Modus durch eine Taste in der Mittelkonsole sofort aktiviert werden kann.

Wer auf seinen Beifahrer verzichten möchte, kann die Strecke ins bordeigene Navi einspeichern. Den Kontakt mit dem Service-Team und der Rennleitung hält man natürlich ebenfalls über die neuesten Formen der Konnektivität mittels Touchscreen.

Kommen wir nun zu dem für dieses Fahrzeug unwichtigstem Merkmal, dem Verbrauch. Laut Hersteller liegt dieser bei 8,0 Litern auf 100 km. Gehen wir davon aus, dass wir den Trophy-R weniger im Comfort-Modus als im Sport-Modus bewegt haben, ist der Durchschnittsverbrauch von 10,2 Litern ein absolut angemessener Wert in Anbetracht der gebotenen Performance.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Renault Megane RS Trophy-R unwahrscheinlich viel Spaß macht. Für all jene, die gerne ein Rennfahrzeug für den Alltag zuhause haben möchten, ist er sicherlich der richtige Tipp. Einzig seine Limitierung auf 500 Stück wird ihn eher zu einer gesuchten Rarität machen.

Was uns gefällt:

Sound, Performance, echte Rennsemmel

Was uns nicht gefällt:

Drohbriefe der Nachbarn, Aufmerksamkeiten der Exekutive, Limitierung auf 500 Stück

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1–
Kofferraum: 1
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 1

Technische Daten Renault Megane Test:

Renault Megane R.S. 300 Trophy-R

Testwagenpreis ohne Extras € 60.740,00
Testwagenpreis mit Extras € 60.740,00
davon Steuern € 16.725,51
Technische Daten
Zylinder 4
Hubraum in ccm 1.798
Leistung PS/KW 300/221
Max. Drehmoment Nm/bei U/min 400 bei 3.200
Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
Antriebsart Frontantrieb
Fahrleistung und Verbrauch
0 – 100 km/h in sek. 5,4
Höchstgeschwindigkeit in km/h 262
Durchschnittsverbrauch in Liter 8,0
CO2 Ausstoß pro km in Gramm 183
Abmessungen und Gewichte
Länge in cm 436,4
Breite in cm 187,5
Höhe in cm 142,8
Radstand in cm 266,9
Kofferraumvolumen in Liter 294
Tankinhalt in Liter 50
Leergewicht in kg 1.306
Zulässiges Gesamtgewicht in kg 1.528
Max. Zuladung in kg 222