VW Polo Comfortline TGI 90 PS - Testbericht

Unser neuer Zugang im Fuhrpark gibt nicht nur Gas, er fährt auch damit. Lesen Sie in unserem Bericht mehr zum Thema Erdgasmobilität im kleinen Stil.

Der VW Polo ist so wie sein großer Bruder Golf ein Dauerbrenner in der Volkswagen-Produktpalette, und gehört wie zum Bespiel der Ford Fiesta oder Renault Zoe zu den Kleinwagen. Mit einer Gesamtlänge von 4m passt er gerade im Stadtverkehr gut in jede noch so kleine Lücke.

Wendigkeit und Komfort sind für einen Cityflitzer wesentlichere Kriterien als Kraft oder Stauraum. Wobei letzteres nie in ausreichendem Maß vorhanden sein kann. Vor allem, wenn wir davon ausgehen, dass die meisten Kleinwagen von Frauen pilotiert werden, deren Handtaschen von Männern ebenfalls als „Fass ohne Boden“ bezeichnet werden.

Was aber immer zählt ist die Optik. Hier setzt der Konzern auf die klassische Silhouette, die mit feinen pfiffigen Details aufgepeppt werden kann. Im Fall unseres Testpolos übernimmt dies das R-Line Exterieur Paket, das einerseits den Grundpreis um ca. 1.000,- Euro extra hebt, jedoch mit den sportlicheren Stoßfängern und breiteren Seitenschwellern, Nebelscheinwerfern und Abbiegelicht dem Auftritt eine dezente sportliche Note verleiht.

Dezent sportlich ist bei unserem Polo auch das Gebot der Stunde, denn mit seinen 90 PS gehört der Erdgas-Verbrenner nicht zu den Racern. Dieser Titel gehört dann doch dem Polo GTi.

Preislich bewegt sich der Polo TGI, den es überdies nur in der Basisausstattung oder wie in unserem Fall als Comfortline gibt, mit einem Einstiegspreis von 21.290,- Euro im Bereich der teureren Polo-Versionen. Nur der 95 PS Diesel liegt bei der Comfortline-Ausstattung darüber.

Serienmäßig wertet VW die Grundausstattung mit einer geschäumten Instrumententafel mit Limestone Grey Metallic-Einlagen, Kühlergrill mit Chromleiste, beleuchtetem Make-up-Spiegel, Ablagetaschen in den Rückseiten der Vordersitze, 6 Lautsprechern und Multifunktionslenkrad sowie speziellen Stoffsitzbezügen auf.

Der Polo TGI verfügt darüber hinaus über drei Stahl-Erdgastanks am Unterboden und den Einfüllstutzen für Benzin und CNG unter einer Tankklappe.

Dass diese Tanks durch ihre verstärkte Kunststoffabdeckung im Unterboden Platz benötigen, ist klar. In unserem Fall verliert der Polo dadurch nicht nur die Möglichkeit, den Gepäckraumboden in der Höhe zu verstellen, sondern auch 100 Liter Laderaumvolumen gegenüber seinen Geschwistern. So bleiben für ihn nur mehr 251 Liter übrig. Sie können aber durch das Umklappen der Rückbank auf 1.025 Liter erweitert werden.

Im Fahrgastraum merkt man von den Tanks jedoch wenig. Die konturierte Sitzbank ist zwar für drei Personen gedacht, realistisch sitzen aber nur zwei Mitreisende bequem. Dafür gibt es USB- Anschlüsse für Mobilgeräte im Fond.

Um jedoch aus dem Serienpolo einen echten Allrounder zu machen, packte man in unser Testfahrzeug noch einige Extras aus der Optionsliste dazu. Diese heben den Kaufpreis auf 29.731,76 Euro, bestücken den Kleinwagen aber mit praktischen Paketen.

Das Komfort-Paket beinhaltet eine Climatronic, Einparkhilfe und das Winterpaket.  Für den Fahrkomfort auf längeren Distanzen sorgt unser Infotainment-Paket, da dieses neben der App-Connect-Funktion auch das Radio „Composition Media“ sowie eine Mittelarmlehne vorne beinhaltet.

Die normale Geschwindigkeitsregelanlage wurde in unserem Fall jedoch um einen adaptiven Tempomat mit Distanzregelung erweitert und ist Teil des Premium-Pakets.

Dieses stattet den Polo mit LED-Scheinwerfern und Navifunktion aus. Apropos Navi: Das Multifunktionstouch-Display wurde fließend in die Armaturenlandschaft integriert. Somit erscheint das Interieur wirklich aus einem Guss.

Im Style-Paket finden sich unter anderem unsere modern gestalteten Sport-Komfortsitze, der schwarze Dachhimmel und der lederbezogene Schaltknauf und Handbremshebelgriff. Zu guter Letzt sorgt das Licht- und Sicht-Paket mit integriertem Regensensor und automatisch abblendendem Innenspiegel für blendfreie Sicht bei widrigen Fahrbedingungen.

Keyless Entry, eine induktive Ladeschale in der Ablage vorne sowie Leichtmetallfelgen „Sebring“ runden unsere Zusatzausstattung ab.

Mit seinen 90 PS ist der Polo mit seinen drei Zylindern und einem Hubraum von knapp einem Liter für den Stadtbetrieb perfekt geeignet. Der Motorensound ist typisch Dreizylinder - kernig und rau. Hier hätte man unserer Ansicht nach noch ein bisschen mehr dämmen dürfen.

In 11,9 Sekunden beschleunigt unser Erdgas-Polo auf 100 km/h und ist damit eine Sekunde langsamer als der 95 PS starke Turbobenziner. Aber wie eingangs erwähnt, sind Beschleunigungswerte im urbanen Raum eher nebensächlich.

Auch Überlandfahrten sind für den kleinen Erdgasbrummer kein Problem, wenn man ein Freund der gemütlichen Fahrweise ist.

Für die zügige Antrittsstärke ab 70 km/h empfiehlt es sich doch lieber, den Gang zurückzuschalten. Dasselbe gilt beim Bergauffahren. Hier ist unser Polo nichts für Schaltfaule, schon gar nicht, wenn man ein Überholmanöver plant.

Die 160 Nm Drehmoment, die der TGI bereits ab 1.800 Umdrehungen liefert, muss man halt geschickt in Szene setzen. Aber dafür hat man ihm ja auch ein Sechs-Gang-Getriebe verpasst, damit auch fleißig in selbigen „gerührt“ werden darf. Bei Tempo 183 setzt jedoch Volkswagen ein Ende des Vortriebs.

Beim Verbrauch erreichten wir während unserer Testzeit einen durchschnittlichen Wert von 5,4 kg und das bei vorwiegend städtischem Einsatz. Die 9 Liter Benzinreserve mussten wir in Wien nur einmal kurz ankratzen, denn Erdgastankstellen gibt es zwar ganze 14 Stück in Wien, aber nur im 10., 11., 20., 21., 22. und 23. Bezirk. Das heißt, wenn man unvorbereitet einfach einmal im Süd-Westen Wiens unterwegs ist und auf Erdgas hofft, hat man Pech gehabt. Denn auch eine Distanz von 4 km kann in einer Großstadt bei Stau im Nachmittagsverkehr schon mal eine Reisezeit von 35 min bedeuten.

Genau das bleibt weiterhin der echte Drudenfuß bei den Gasfahrzeugen, abgesehen davon, dass Erdgas ein fossiler Brennstoff ist. Es gibt zwar derzeit 152 öffentliche Tankstellen in ganz Österreich, aber wenn nicht gerade eine davon in unmittelbarer Nähe des Wohnortes oder der täglichen Fahrtstrecke liegt, wird man kaum auf diese Antriebsart zurückgreifen wollen, denn das ist für den Alltag zu umständlich. Darüber kann uns auch nicht die 0% NoVA hinwegtrösten.

Wer jedoch eine Tankstelle in der Nähe hat und ein kleines Erdgasauto sucht, der sollte einen genaueren Blick auf unseren Polo werfen. Seine kompakten Abmessungen, das fesche Interieur, aber auch sein optisches Äußeres machen ihn zu einem echten Kurzstreckengefährten.

Was uns gefällt:

R-Exterieur-Paket, Innenraumdesign, Sitzkomfort

Was uns nicht gefällt:

Rauer Motorensound, Preis trotz 0% NoVA, mehr Hubraum wünschenswert

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1-
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 3
Kofferraum: 3
Ablagen: 1-
Übersichtlichkeit: 1