Zukunft der Elektromobilität: Batterietechnik oder Wasserstoff-Antrieb?

Status quo und Ausblick

Derzeit sieht es so aus, als ob bei neuen Antriebssystemen das Rennen zwischen Batterietechnik und Brennstoffzelle (Wasserstoffantrieb) klar entschieden ist: Die Batterietechnik hat in Sachen Neuzulassungen eindeutig die Nase vorn.

Die Startvoraussetzungen für Wasserstoff-Antriebe waren ideal: Bereits 1994 startet Daimler mit einer ersten Studie dieser Antriebstechnik. Auch bei Hyundai stehen Brennstoffzellenfahrzeuge seit mehr als 20 Jahren im Fuhrpark. Doch zwei Jahrzehnte später gibt es weiterhin kein einziges Wasserstoffauto, das die Großserien-Reife erreicht hat. Hohe Anschaffungspreise, wenig Tankmöglichkeiten und eine überschaubare Modellauswahl bestimmen das Angebot. Hat der Wasserstoffantrieb dennoch eine Chance auf dem Markt oder ist der Vorsprung der Batteriezelle nicht mehr aufzuholen? Europas größter Gebrauchtwagenhändler wirkaufendeinauto.at hat den Status Quo beider Technologien erhoben und die Vor- und Nachteile beider Elektroauto-Antriebe gegenübergestellt.

Die Bundesregierung hat in Österreich im Rahmen des E-Mobilitätspakets eine Fördersumme von insgesamt 72 Millionen Euro bereitgestellt. Seit 1. März 2017 gibt es den Umweltbonus für den Kauf von Elektroautos, bei dem sich Hersteller und Bund die Fördersumme von 4.000 Euro für rein elektrische sowie wasserstoffbetriebene Fahrzeuge (3.000 Euro für Hybride) teilen. Der Zuschuss läuft noch bis Ende 2018. Optional kann man zusätzlich die Fördersumme von 200 Euro zur Installation einer heimischen Wallbox-Ladestation beantragen. In einzelnen Bundesländern gibt es darüber hinaus noch zusätzliche Boni, welche die Fördersumme auf bis zu 6.000 Euro anwachsen lassen (Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich). Laut Verkehrsminister Norbert Hofer soll die Förderung von Elektroautos in Österreich auch 2019 fortgesetzt werden. Wie und in welchem Umfang wird noch bekannt gegeben.

Der weltweite Bestand an Brennstoffzellen-Fahrzeugen lag zu Beginn dieses Jahres bei 6.500 Stück, wovon Toyota 80 Prozent des Marktes beansprucht. Hier ist ein positiver Trend zu erkennen: Sind in Japan im Jahr 2015 noch rund 700 Stück vom Band gelaufen, waren es zwei Jahre später bereits 3.000 Fahrzeuge. Laut Toyota soll die jährliche Anzahl an Neufahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb ab 2020 auf über 30.000 Stück steigen. Bei Hyundai wird seit diesem Jahr die neue Wasserstoff-Kleinserie Nexo produziert. Als Nachfolgemodell des ix35 FCEV bietet sie im SUV-Segment eine ernstzunehmende Alternative zu batteriebetriebenen Elektroautos. In Österreich waren im Oktober diesen Jahres lediglich 21 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge angemeldet - im Vergleich zu 19.710 reinen Elektroautos und knapp 237.000 Hybrid-Modellen.

Wer mit einem Wasserstoff-Auto unterwegs ist, kann mit einem Verbrauch von circa einem Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer rechnen. Ein durchschnittlicher Tank fasst vier bis sechs Kilogramm, womit sich Reichweiten von über 500 Kilometer erreichen lassen. Momentan liegen die Kosten für ein Kilogramm Wasserstoff bei 9,50 Euro. Bei batteriebetriebenen Elektroautos gestalten sich die Verbrauchs- sowie Reichweitenangaben schwieriger, da die Fahrzeuge stark von der kWh-Leistung (Größe) der Batterie und unterschiedlichen Umwelteinflüssen wie zum Beispiel der Außentemperatur abhängig sind. In einer Beispielrechnung für den Renault Zoe (13,3 kWh Verbrauch), liegen die Kosten bei der Berechnung mit Haushaltsstrom (27,79 Euro-Cent/kWh), bei 3,70 Euro auf 100 Kilometern. An öffentlichen Ladestationen sind erhebliche Preisunterschiede zu erkennen, dort werden schnell 30 bis 60 Euro-Cent pro Kilowattstunde verlangt. Betrachtet man die stetig steigenden Kraftstoffpreise - im Oktober 2018 lag der Durchschnittspreis für Superbenzin bei 1,53 Euro und für Diesel bei 1,37 Euro - werden Elektrofahrzeuge künftig die günstigere Alternative sein.

Zusammengerechnet wollen Autohersteller in den kommenden Jahren weltweit etwa 90 Milliarden Euro in die Elektromobilität investieren. Allein der Volkswagen-Konzern hat angekündigt, im Zeitraum 2019 bis 2023 insgesamt 44 Milliarden Euro für seine Digital- und Elektro-Sparte ausgeben zu wollen. Dies entspricht einem Zuwachs von 10 Milliarden Euro zum letzten Fünf-Jahres-Investitionszeitraum. Diese Summen zeigen deutlich, wie sehr die Autobranche an Alternativen zum klassischen Verbrennungsmotor arbeitet. Mit der Umstellung von Lithium-Ionen-Technik auf Feststoffzellen-Batterien wird das Antriebskonzept mittels Akku-Technologie seinen Vorsprung gegenüber der Brennstoffzelle weiter ausbauen. Dann werden auch hier ähnliche Reichweiten bei gleichzeitig kürzeren Ladezeiten möglich. Trotzdem werden Wasserstoffautos nicht gänzlich verschwinden, aber vermehrt bei Nutzfahrzeugen, größeren PKW und LKW zum Einsatz kommen. Hersteller wie Hyundai und Audi planen hier beispielsweise Kooperationen für den Austausch von Patenten und Know-how. Ein Blick Richtung China zeigt das Potenzial der Brennstoffzelle: Hier sind bereits hunderte Wasserstoff-Busse im Einsatz, tausende bestellt und bis ins Jahr 2030 sollen 3.000 neue Wasserstoff-Tankstellen entstehen.

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