Aprilia NA 850 Mana im Test

Mit der NA 850 Mana besetzt Aprilia eine exklusive Nische: Sie ist das erste und derzeit einzige Motorrad mit stufenlosem Automatikgetriebe.

Es gibt die Mana auch als "GT", aber das Basismodell ist ein Naked mit elegantem Stahl-Gitterrohrrahmen, eindrucksvollem V2-Motor, einem runden Schein-werfer, aber ohne chromglänzenden Firlefanz. Und ohne Kupplungshebel am linken Lenkergriff - denn sie ist das erste Motorrad mit Automatikgetriebe. Wer den Stadtverkehr von Mailand, Florenz oder Rom schon erlebt hat, weiß, warum gerade Italiener auf diese Idee gekommen sind. Ursprünglich wurde die Kombination aus V2-Motor und Automatik für einen Motorroller konzipiert; und tatsächlich tut ein vergleichbarer Treibsatz im Roller GP 800 der Konzernschwester Gilera Dienst.

Wie geht das?

Aprilia na 850 mana test 2(Bildquelle: mid/mah)

Das Bike verfügt über ein elektronisch geregeltes, stufenloses E-CVT-Riemengetriebe ("Electronic Continously Variable Transmission"). Zwischen den kegelförmigen Laufflächen zweier Riemenscheibenpaare läuft ein Keilriemen. Ein elektronisch gesteuerter Stellmotor verschiebt die vom Motor angetriebene sogenannte Primärriemenscheibe axial und stellt so den Laufdurchmesser ein. Da die Riemenlänge und der Abstand zur Sekundär-(Ausgangs-)welle fix sind, stellt sich so der Durchmesser des Sekundärrades automatisch ein. Die Übersetzung wird stufenlos geändert. Das Einkuppeln beim Anfahren und Auskuppeln beim Anhalten übernimmt eine mechanische Fliehkraftkupplung. Im Automatik-Modus muss der Fahrer also nur mehr Gas geben und bremsen; darüberhinaus kann er sich voll auf den Verkehr konzentrieren. Das hat sich im Praxistest im Abendverkehr als überaus angenehm erwiesen. Trotz stufenlosem Getriebe werden dem Fahrer sieben Schaltstufen und drei Schaltprogramme angeboten: Tour, Sport und Regen. Das erstere passt in den meisten Fällen, zumal der Fahrer ja manuell eingreifen kann. Vor Kurven oder zum Beschleunigen kann zurückgeschaltet werden, mit Wahltasten am Lenker oder dem klassischen Fußschalthebel. Wer "richtig" Motorrad fahren will, nutzt nur den Schalthebel.

Stufenlos in Bewegung

Aprilia na 850 mana test 3(Bildquelle: mid/mah)

Mana-FahrerInnen erfreuen sich daran, dass in jeder Lebenslage genügend Power zur Verfügung steht. Der 90-Grad-V2 schiebt mit seinen 56 kW / 76 PS kräftig an, dank der stufenlosen Automatik landet immer ausreichend Drehmoment am Hinterrad - zwar unspektakulär, aber äußerst effektiv. Das drückt sich auch im Spritverbrauch aus: Die Maschine konsumierte im Schnitt nicht mehr als 5,0 Liter Superbenzin auf 100 Kilometern. Der Tank fasst 16 Liter, liegt schwerpunktgünstig unter der Sitzbank und lässt sich durch einen Einfüllstutzen unterhalb des Soziussitzes befüllen. Die theoretische Reichweite von 300 Kilometern auszunutzen, verursacht allerdings einigen Nervenkitzel, denn eine Tankanzeige fehlt. Stattdessen leuchtet eine gelbe Warnanzeige, wenn noch circa drei Liter übrig sind. Das erfreut den ambitionierten Biker ebensowenig wie der fehlende Drehzahlmesser. Dafür beherbergt die Tankattrappe vor dem Sitz ein gigantisches Staufach, das fast Helmgröße hat.

Keine Angst!

Aprilia na 850 mana test 4(Bildquelle: mid/mah)

Freude verspürt man angesichts der Handlichkeit der feschen Italienerin. Im Stand genießt man die angenehm niedrige Sitzhöhe von 80 Zentimetern. Rollt die Mana einmal, besticht sie mit einer kommoden und dennoch fahraktiven Sitzposition. Ohne großen Kraftaufwand lässt sich das Bike in enge Kehren legen, mit leichtem Zug am Gas bewältigt sie auch schnellere, langgezogene Kurven wie am Schnürl. Nur sollte am Kurveneingang die Geschwindigkeit stimmen, denn ein Angstbremser kann fatale Folgen haben: Die Mana begibt sich ruckartig aus der Schräglage in die Senkrechte.

Die Bremsanlage ist ein Gedicht. Zwei 320-Millimeter-Scheiben mit radial montierten Satteln vorn sowie eine 260-Millimeter-Scheibe sorgen im Notfall für eine brachiale Verzögerung. Das ABS tut ein Übriges dazu und ist ein zeitgemäßes, unbedingt empfehlenswertes Extra, für das der Hersteller aber einen Aufpreis von 1.000 Euro verlangt. Die Aprilia ist eben kein billiger Spaß, dafür derzeit ein sehr exklusiver. So viel Exklusivität hat allerdings ihren Preis. Der Einstieg ins automatische Motorradfahren beginnt bei 9.995 Euro, mit ABS werden 10.995 Euro und für die GT ABS 11.590 Euro fällig.

mid/mah

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