BMW R 1200 R - Testbericht

BMW peppt die Roadster-Reihe auf: Die R 1200 R bekam ein Quantum Sport verpasst, denn in ihr schlägt nun das starke Herz der HP2.

In der Modellbezeichungs-Nomenklatur steht bei BMW das „R“ für Roadster. In der Motorradabteilung der Bayern steht es für ein unverkleidetes, ein Naked Bike. Ein Klassiker schlechthin ist die Boxer-Roadster, ein über die Jahre gereiftes und in Hubraum und Leistung gewachsenes Eisen. Eines, das alles kann, aber als eher weniger sportlich gilt, vielmehr galt.

Ein Quantum Sport wurde ihr im Zuge des Updates für das aktuelle Modelljahr verpasst: Sie bekam den von der HP2 abgeleiteten Antrieb eingepflanzt, den Vierventil-Boxer mit zwei oben liegenden Nockenwellen pro Zylinder. Das beschert der Roadster einerseits einen marginalen Leistungszuwachs von einer Pferdestärke (jetzt 110 PS bei 7.750 U/min), andererseits einen Maximal-Drehmoment-Zuwachs um 4 Nm (jetzt 119 Nm bei 6.000 U/min), nebst einer Höchstdrehzahl-Anhebung von 8.000 auf 8.500 Umdrehungen pro Minute.

Einige weitere Details runden das Überarbeitungs-Paket ab: ein konifizierter Alu-Lenker zum Beispiel und von 35 auf 41 Millimeter verstärkte Gabel-Standrohre, dazu ein zwar recht fettes, doch kurzes Auspuff-Endrohr, das anstelle des bisher Staubsauger-artigen Auspuff-Sounds sonores Boxer-Brummen abliefert.

Dieses Paket ist gut für satten Schub, besonders in der Drehzahlmitte. Es ist zwar nicht das wesentlichste Detail, doch: Sie macht, laut Analog-Tacho, eine Top-Speed von beachtlichen 225 km/h (wie auf der deutschen Autobahn erfahren).

Damit adelt sie sich noch mehr als Bike für alle Gelegenheiten: in der Stadt, auf dem Land, auf der kleinen Hausstrecken-Spritztour und auf der großen Reise. Wobei sie dank gutmütigem Fahrwerk und straffem Fahrwerkskomfort feinen und groben Asphalt gleichermaßen souverän meistert wie die eine oder andere Feinschotter-Passage. Auch sind der Roadster die Wetter-Gegebenheiten ziemlich einerlei. Bei hochsommerlichen Temperaturen wird sie nicht hitzig, weder Motor- noch getriebeseitig: Die fein zu bedienende Schaltung behält ihre feinen Manieren, auch in der Hitze des Stadtverkehrs-Gefechts.

Zwar mag sie, bauartbedingt, schnelles Hinauf- und Hinunterschalten nicht so gerne, doch wenn es stürmt und schüttet bietet das – teils optionale – elektronische Fahrhilfen-Angebot ein nicht unwillkommenes Sicherheitsnetz. ABS ist ja bereits selbstverständlich, es arbeitet im Verein mit den Top-(Teilintegral-)Bremsen unauffällig, dafür effektiv. Die im Test-Bike mitgelieferte Traktions-Kontrolle drängte sich niemals vor. Man hat dieses Feature zwar vielleicht bisher nicht vermisst, doch man ist froh, wenn man es hat, wenn man es braucht.

Neben einer Reihe feiner Details, wie einer großen Sattel-Auswahl zwischen 750 und 830 Millimetern Sitzhöhe, verbleibt der R 1200 R ein für Nicht-BMW-Fahrer etwas schrulliges Detail: die Schalter. Für die Rückstelltaste benötigen Menschen mit kleinen Händen eine Daumen-Verlängerung, auch neigt man oft dazu, zu hupen statt zu blinken.

Der Preis für die Roadster beträgt ab € 13.990,--. Ihr zur Seite steht eine Classic-Version (ab € 14.926,--) mit Zweifarb-Lackierung, Speichenrädern und Chrom-Zutaten. Für beide Varianten offeriert das Zubehör-Programm eine Fülle von Optionen, wie Heizgriffe, LED-Blinkleuchten, allerlei Reise-Zubehör und ESA, die elektronische Fahrwerkseinstellung per Knopfdruck.

Kommentare