2011 : Sechszylinder-Motorräder von BMW

Mit der K 1600 GT und K 1600 GTL lanciert BMW zwei neue Tourenmotorräder mit dem ersten Reihen-Sechszylinder der Motorradwelt.

Bei einem Blick hinter die Kulissen gewährten die Verantwortlichen einen Einblick in die exklusive Technologie. Dazu lud BMW Motorrad in die neuen Räumlichkeiten der Sparte, in der zuvor die Formel 1-Abteilung des Unternehmens untergebracht war. Um sicherzustellen, dass bei diesem Besuch keine Information das Haus verlässt, mussten sämtliche Handys und Taschen abgegeben werden, eventuell vergessene Mobiltelefone spürte ein Metalldetektor auf.

Das scheint funktioniert zu haben, denn von den beiden von Konstruktionsleiter Markus Poschner und Designchef David Robb in den Saal gesteuerten neuen Motorrädern sind noch keine Bilder aufgetaucht. Dabei steht eins fest: Mit dem im letzten Herbst auf der EICMA in Milano vorgestellten Prototypen, einem brachialen Naked Bike, haben die beiden Neulinge bis auf den Antrieb nichts gemein. Die K 1600 GT wirkt wie die Evolution der Vierzylinder-K 1300 GT mit harmonisch eingebettetem Koffersystem und einer dynamischeren Gesamtlinie. Die K 1600 GTL ist dagegen ein ausladendes Bike, erinnert von der Verkleidung ein wenig an den Tourenboxer R 1200 RT und zeigt ein serienmäßiges Topcase wie der bekannte Luxustourer K 1300 LT.

BMW K 1600 GT(Bildquelle: mid/rkm)

Herzstück beider Modelle ist der neu entwickelte Reihensechszylindermotor, der mit einer Vorlage von 55 Grad eingebaut wird, um Platz für die Unterbringung der Fahrerknie zu schaffen. Neben dem Vortragsraum musste übrigens ein Exemplar auf einem (jetzt ja verfügbaren) Formel 1-Leistungsprüfstand einen Dauertest nach vorgegebenem Fahrschema über sich ergehen lassen. Der erste Sechszylinder im Motorradbau ist kein Monstrum, er ist mit 560 Millimeter lediglich 80 Millimeter breiter als der 1300er-Vierzylinder. Dafür wanderten alle Nebenaggregate und das Getriebe hinter die Zylinderbank, der Abstand zwischen den Zylindern ist nur minimal. Zur Gewichtsreduktion sind die Nockenwellen hohl ausgeführt, die Nocken also aufgepresst.

BMW K 1600 GT(Bildquelle: mid/rkm)

Diese Technologie stammt aus den Dieselmotoren der BMW-Automobile und wird ebenfalls erstmals bei einem Motorrad angewandt. Der Reihenmotor schöpft seine Kraft aus exakt 1.649 ccm Hubraum, BMW gibt derzeit 118 kW / 160 PS bei etwa 7.500 U/min an. Das maximale Drehmoment beträgt rund 175 Newtonmeter. Gut 70 Prozent der Kraft sollen bereits bei 1. 500 Touren verfügbar sein und über die Kardanwelle an das Hinterrad in der Sportdimension 190/55 ZR 17 transferiert werden. Für die unterschiedlichen Einsatzzwecke stehen drei verschiedene, per Knopfdruck wählbare Fahrmodi zur Verfügung ("Rain", "Road" und "Dynamic"). Weitere Helferlein sind das bekannte ESA-Fahrwerk und die Traktionskontrolle, die es als Sonderausstattung gibt. Das teilintegral ausgeführte BMW-ABS ist bei beiden Modellen serienmäßig an Bord.

BMW K 1600 GT(Bildquelle: mid/rkm)

Eine weitere Weltneuheit gibt es ebenfalls optional: Das erste adaptive Kurvenlicht mit Xenon-Scheinwerfern bei Motorrädern. Damit verlieren Nachtfahrten ihren Schrecken, denn eine damit ausgerüstete K 1600 leuchtet die Straße dank des entsprechend der Schräglage des Motorrades geschwenkten Lichtkegel auch in der Kurve aus. Die neuen K 1600 GT/GTL sind aber schon von weitem erkennbar: Die beiden rechts und links des Xenon-Moduls angeordneten Fernlicht-Rundscheinwerfer kommen mit den typischen Lichtleitringen, die man von den BMW Autos kennt. Neu ist auch im Cockpit das integrierte Bedienkonzept mit Multi-Controller, TFT-Farbbildschirm und Menü-Führung, die keinerlei Wünsche hinsichtlich Informationen und Komfort übrig lassen. Für den Fahrkomfort sorgen elektrisch verstellbare Windschilder und variable Sitzhöhen, die bei der GTL mit 76/78 Zentimeter fast Cruiserniveau erreichen. Bei den Gewichtsangaben halten sich die Herrschaften von BMW bedeckt. Anhand der zusammengetragenen Informationen darf für die K 1600 GT jedoch von rund 340 Kilo Lebendgewicht ausgegangen werden.

Als Weltpremiere werden die beiden K 1600-Modelle auf der Intermot im Oktober der Öffentlichkeit präsentiert. Der Marktstart erfolgt im Laufe des kommenden Jahres. Trotz der Offenherzigkeit in vielen technischen Dingen - was die beiden Sechszylinder-Tourer kosten sollen, war keinem der Verantwortlichen zu entlocken.

mid/rkm

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