Preise bei Elektrotankstellen: Große Unterschiede und verwirrende Tarife

Monatliche Kosten zwischen 12 und 124 Euro

Mit einem Diesel oder Benziner fährt man zur nächsten Tankstelle, die Preise sind gelistet. Mit einem Elektroauto ist das komplizierter - und manchmal teuer. "Einmal Vollladen kostet zwischen ca. 0 und 15 Euro, je nachdem, ob man zu Hause lädt oder öffentliche Ladestationen nutzt", hat ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl berechnet.

Bei E-Tankstellen ist ein Preisvergleich für die Kunden fast unmöglich, die Unterschiede jedoch groß. Dafür sorgen unterschiedliche Tarife, ein komplizierter Zugang zu den Ladestationen - wie z. B. die ausschließliche Nutzung mit einer Kundenkarte oder unterschiedliche Steckersysteme - sowie Zusatzkosten wie Garagen- oder Parkgebühren. Monatliche Kosten von 12 bis 124 Euro hat eine ÖAMTC-Beispielrechnung für ein fiktives Nutzungsszenario bei unterschiedlichen Tarifmodellen ergeben.

Damit die Nutzung von Elektroautos konsumentenfreundlicher und die Kosten berechenbarer werden, fordert der ÖAMTC:
- definierte Standards für Ladestationen, insbesondere Schnell-Ladestationen
- ein einheitliches Steckerformat
- Anbietertransparenz: Wer (und wo) sind die Anbieter?
- Tariftransparenz: Was kostet mich das Laden wirklich? (kW- oder Zeittarif, Parkkosten…)
- Gängige Bezahlmöglichkeiten mit universell verwendbaren Ladekarten sowie Kredit- und Bankomatkarte

Wer keine Gratis-Ladestation in der Nähe hat, lädt am günstigsten daheim - hier zahlt man den Hausstrom-Tarif nach Verbrauch, im Schnitt sind das 20 Cent je Kilowatt-Stunde. Allerdings sollte man ein Elektroauto nicht einfach an die Steckdose anstecken. "Ein E-Auto ist keine Zahnbürste, die Ladung eines Pkw bedeutet eine Dauerlast über einen längeren Zeitraum. Daher sollte ein Elektriker klären, ob die Leitung dafür ausgelegt ist oder gleich eine professionelle Ladestation einbauen", erklärt der ÖAMTC-Techniker.

Wer öffentliche Ladestationen nutzt, dem stehen laut dem Bundesverband Elektromobilität 2.290 Elektrotankstellen in Österreich zur Verfügung, einige davon (noch) gratis. Leistungsabhänge Tarife, bei denen man zahlt, was man an Kilowatt lädt, sind rar. Neben Flatrates, nach deren Entrichtung unbegrenzt an den jeweiligen E-Tankstellen geladen werden kann, werden vor allem zeitabhängige Tarife geboten: Man zahlt, solange das Auto angesteckt ist. "Das heißt, wer sein Auto angesteckt lässt, obwohl es voll ist, zahlt trotzdem. Abgerechnet wird oft auch nicht minutengenau, sondern alle zehn oder 30 Minuten", kritisiert ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin Elisabeth Brandau. Was erschwerend dazukommt, ist die unterschiedliche Ladedauer durch die Ladeleistung: E-Autos, die nur eine geringe Ladeleistung aufnehmen können, laden länger. Ein schnelleres Laden - mit 11 kW bis zu 100 kW - wird zwar oft angeboten, ist aber nicht für alle E-Autos möglich.

Der ÖAMTC hat in einem beispielhaften Nutzungsszenario die monatlichen Kosten bei unterschiedlichen Tarifoptionen verglichen. "Die Kosten reichen von 12 bis 124 Euro, abhängig von den unterschiedlichen Tarifmodellen. Das Beispiel zeigt, dass sich ein Vergleich lohnt - allerdings muss die Berechnung jeweils individuell erfolgen, da es kaum vergleichbare Bedingungen gibt. Das heißt, derzeit muss jeder für sein Nutzungsverhalten prüfen, wie er am günstigsten lädt", erklärt Elisabeth Brandau.

Solange es keine Tarif- und Anbieter-Transparenz gibt, sollte sich daher jeder bereits vor dem Kauf eines Elektroautos über einige wichtige Punkte informieren: "Wichtig ist, schon vor dem Kauf eines E-Autos zu klären, welche Anbieter es in der Umgebung gibt und ob kostenlose Ladestationen dabei sind. Oft finden sich Ladestationen in Parkgaragen oder in gebührenpflichtigen Zonen, hier sollte man sich vorab über die Gebühren bzw. die Konditionen für das Laden informieren. Flatrates gibt es meist nur mit einem Vertrag, bei Tarifen mit fixen Gebühren wird oft eine Mindestbindungsdauer vorgesehen. Zusätzliche Kosten können hier z. B. für Freischaltgebühren oder einen Tarifwechsel verrechnet werden. Außerdem muss man feststellen, welche Steckertypen das Auto unterstützt und welche Ladeleistung das Auto aufnehmen kann", rät die ÖAMTC-Expertin abschließend.

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