ÖAMTC-Test zeigt: Alkoholisierte schätzen ihre Fahrtüchtigkeit falsch ein

Mit zunehmender Alkoholisierung wird das Fahren auch innerhalb der erlaubten Grenzwerte zum Teil schneller, ungenauer und unsicherer.

"Ich fahre auch nach Alkoholkonsum noch gut" - diesen Satz kann man immer wieder von Autofahrern hören. Der ÖAMTC hat jetzt anlässlich der beginnenden Christkindlmarkt-Saison im Fahrtechnikzentrum Teesdorf einen Auto-, Rad- und E-Tretroller-Fahrtest mit 16 Teilnehmern organisiert, wobei die Fahrtüchtigkeit nach Alkoholkonsum getestet wurde. "Dabei wurde klar, dass sich die Fahrsicherheit mit allen Fahrzeugen schon im Bereich der 0,5 Promille verschlechtert", fasst ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger zusammen. Je lockerer und gelöster die Testpersonen durch den steigenden Alkoholspiegel wurden, desto mehr schätzten sie ihr Fahrverhalten und ihren tatsächlichen Atemalkohol-Gehalt falsch ein. Die objektiv gemessenen Fahrdaten zeigen außerdem: Mit zunehmender Alkoholisierung wird das Fahren auch innerhalb der erlaubten Grenzwerte zum Teil schneller, ungenauer und unsicherer.

Im Rahmen des Tests mussten alle 16 Teilnehmer (acht Frauen und acht Männer) einen Parcours samt Fahraufgaben mit dem Pkw, dem Rad und mit einem E-Tretroller absolvieren. Zuerst durften sie sich in nüchternem Zustand an die Fahrzeuge gewöhnen, bevor sie mit 0,5 bzw. 0,8 Promille (nur noch mit Rad und E-Tretroller) unterwegs waren. Alle drei Fortbewegungsmittel waren mit Sicherheitstelematik-Geräten verkabelt, um sämtliche Daten wie Beschleunigung, Verzögerung, Seitenkräfte oder Fahrtdauer zu messen. Im ersten Durchlauf unter Alkoholeinfluss hatten die Teilnehmer durchschnittlich 0,43 Promille, im zweiten 0,8. Zur Selbsteinschätzung mussten die Teilnehmer Fragebögen beantworten. Polizisten sowie der Chefarzt der Landespolizeidirektion Wien führten die Alkoholtests mit geeichten Messgeräten durch.

"Schon bei 0,5 Promille wurden mehr Fehler als bei nüchterner Fahrt gemessen, aber viel deutlicher ist der Sprung zu 0,8 Promille", berichtet ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Reaktionssicherheit, Genauigkeit, Gleichgewichtssinn sowie Feingefühl ließen eindeutig nach und vor allem das Bremsen bereitete den beeinträchtigten Lenkern Probleme. "Die Ergebnisse zeigen, dass Rad und E-Tretroller keine Alternativen zum Auto sind, wenn man bereits betrunken ist. Das Eigen- und Fremdverletzungsrisiko steigt mit zunehmendem Beeinträchtigungsgrad. Das wichtigste Fahrmanöver - Bremsen - findet schwach und verspätet statt", so die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.

Juristisch gesehen fallen E-Tretroller unter die Kategorie "Fahrrad". Damit gilt für sie die 0,8 Promille-Grenze und man muss auf der Fahrbahn oder auf dem Radweg fahren. In manchen Bundesländern werden diese Vorschriften mitunter nicht für anwendbar gehalten. "Dennoch empfehlen wir jedenfalls sowohl aus Sicherheitsgründen als auch wegen möglicher straf- und zivilrechtlicher Haftung, die für Radfahrer geltende Grenze von 0,8 Promille keinesfalls zu überschreiten", so Seidenberger.

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