ÖAMTC-Baustellentest : Jede 4. Baustelle mangelhaft

Aber: Der Testsieger kommt aus Österreich

50 Großbaustellen in elf europäischen Ländern standen beim diesjährigen ÖAMTC-Baustellentest auf dem Prüfstand. Für jede vierte europäische Baustelle gab es ein vernichtendes Urteil . "Gesamt betrachtet gibt es zu wenig wirklich gute, beispielhafte Lösungen, dafür zu viel Mittelmaß ", sagt ÖAMTC-Verkehrsexperte Willy Matzke. Vor wenigen Wochen erst raste ein Schweizer Autolenker in eine schlecht abgesicherte Baustelle - drei Menschen starben, sechs wurden verletzt. In Slowenien starben Ende August sieben Personen bei einem Horrorcrash nahe der slowenischen Hauptstadt Laibach. Den Baustellentestern bot sich in so manchem europäischen Land ein erschreckendes Bild . Als letzte in der Wertung findet sich heuer zum zweiten Mal eine spanische Baustelle. Der Testsieger kommt aus Österreich , gefolgt von einem Briten und einem Niederländer. Aber: "Auch in Österreich gibt es noch einige Leichen im Keller", sagt Matzke.

"Die Asfinag hat gelernt. Österreichs Baustellen sind im Europavergleich top . Bereits zum zweiten Mal darf sich ein österreichisches Testobjekt mit dem Lorbeerkranz des Siegers schmücken, nämlich die Baustelle bei Enns auf der West Autobahn (A1)", sagt der ÖAMTC-Experte. Mangelhaft fiel jedoch das Urteil für die Baustelle bei Pörtschach auf der Süd Autobahn (A2) aus. Die Verkehrsführung fiel den Testern negativ auf, weil die Gestaltung der Fahrspur-Verschwenkung als auch die Ein- und Ausfahrten Mängel aufwiesen. Abstriche gab es auch bei der Sicherheit: "Pannenbuchten sind häufig mit zu großer Distanz angelegt. Fast überall waren hauptsächlich die linken Fahrspuren zu schmal , was die Fahrsicherheit beeinträchtigte und zu schlechten Wertungen führte", erklärt der ÖAMTC-Experte.

Sparautobahnen sind sicherheitsgefährdend

Österreichs Autobahnen sind teilweise so alt, dass sie generell erneuert werden müssen . "Die Erweiterung der Südautobahn auf vier Fahrstreifen pro Richtung wird uns noch jahrelang beschäftigen", sagt Matzke. "Und dann gibt es noch einige echte Leichen im Keller. Das sind all jene Sparautobahnen, die unverantwortlich schmal gebaut worden sind. So z.B. der Wechselabschnitt auf der A2, Teile der Ost Autobahn (A4) und weite Abschnitte der Phyrn Autobahn (A9) zwischen dem Voralpenkreuz und Gratkorn in der Steiermark." Als Sorgenkind sieht der ÖAMTC-Verkehrsexperte auch die Semmering Schnellstraße (S6) und die Murtal Schnellstraße (S36). Auf Österreichs Autofahrer kommt also noch eine Lawine an Baustellen zu.

Schwaches Ergebnis für Deutschland und die Schweiz

Wenig Vorzeigbares haben die deutschen Nachbarn zu bieten: Kein sehr gut, drei gut, zwei ausreichend und drei mangelhaft. "Ein fast schon katastrophales Ergebnis lieferten die getesteten Baustellen bei den sicherheitsrelevanten Einrichtungen. Keine einzige Baustelle schaffte eine positive Wertung , Passau war sogar eine glatte Nullnummer", urteilt der ÖAMTC-Verkehrsexperte. Von Hinweisen auf Geschwindigkeitskontrollen hielt man bei den getesteten Objekten offensichtlich gar nichts. Auch Pannenbuchten fehlten meist.

Ein schwaches Ergebnis fuhr auch die Schweiz ein. Ein Mal gut, zwei Mal ausreichend, zwei Mal mangelhaft. Defizite gab es vor allem bei der Sicherheit. Teilweise gab es keine Pannenbuchten und große Mängel bei der sicheren Abtrennung des Arbeitsbereichs - gefährlich nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für die Bauarbeiter . Auch auf eine ordnungsgemäße Markierung der Fahrbahn sollte man sich dort nicht verlassen. Den absoluten Tiefpunkt setzte in dieser Hinsicht die Baustelle bei Neuchâtel. "Die schöne, breite Fahrbahn war schlampig markiert, sodass für die Autofahrer unklar blieb, ob ein oder zwei Fahrspuren befahrbar sind ", kritisiert der ÖAMTC-Experte.

Im Urlaubsländer-Vergleich schneidet Italien erstaunlich gut ab

Vier Mal gut und ein Mal ausreichend - mit diesem erfreulichen Ergebnis ist Italien Vizemeister im Ländervergleich . Das negative Bild aus den beiden vorangegangenen Baustellentests hat sich komplett gewandelt - und die Italiener schafften es damit endlich, den Teufelskreis schlechter Platzierungen in der Reihe der EuroTests zu durchbrechen.

Ganz anders in Slowenien . Eine Baustelle ist sehr mangelhaft , eine mangelhaft. Informationen über Anlass, Dauer, Gesamt- und Restlänge der Baustelle kennt man hier überhaupt nicht. Pannenbuchten fanden sich auch keine und natürlich fehlten auch Hinweise auf Geschwindigkeitskontrollen.

Auch für das aufstrebende Urlaubsland Kroatien gibt es kein Ruhmesblatt . Teilweise fehlten die Pannenbuchten oder ersatzweise durchgehende Standstreifen. Notrufsäulen suchte man vergebens. Auch der Arbeitsbereich für die Bauarbeiter war nicht immer sicher abgetrennt.

Ziemlich gut sind die französischen Baustellen . Schwierig wird es aber mit der Information, wenn man kein Französischkann.

Auch in den nordischen Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden ist es generell um die Sicherheit in Baustellenbereichen nicht gut bestellt. Großbritannien schneidet vor allem deshalb sehr gut ab, weil ganz grobe Verkehrseinschränkungen auf die Nachtstunden reduziert werden. Der Wegfall einer Fahrspur wird tagsüber einfach nicht toleriert, Videoüberwachung und ein Abschleppdienst rund um die Uhr zeigen, dass in Großbritannien das gelebt wird, was auch bei uns oberstes Gebot sein sollte, nämlich Flüssigkeit des Verkehrs. "Denn das verhindert Unfälle und nutzt der Umwelt am meisten", so Matzke abschließend.

Quelle: ÖAMTC

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